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So schön, weil einfach ehrlich

Der "Kleine Prinz" hat es neben dem Landestheater auch Amateuren angetan.

Verantwortung wahr nehmen, überlegen, was im Leben wirklich wichtig ist, die Eitelkeit zügeln oder die Gewissensfreiheit in Anspruch nehmen – die Botschaften des Märchens „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry sind nicht nur einfach und klar, sondern in eine derart wirkungsvolle Geschichte eingebettet, dass sie seit der Erstausgabe des Buches im Jahre 1943 mehr oder weniger auf der ganzen Welt Verbreitung fand.

Natürliche Naivität

Bühnenadaptionen haben dennoch ihre Stolperstellen, schnell kann die Reise des kleinen Wesens von Planeten zu Planeten (wo jeweils einzelne Verhaltensweisen in einer Figur verdichtet sind) zu belehrend oder gar zu süßlich werden. Wie das Vorarlberger Landestheater den Fall mit seinen Profis löst, werden wir ab kommenden Sonntag sehen. In Götzis stehen derweil Amateure auf der Bühne. Und stolpern nicht. Der hochbegabte elfjährige Sebastian Futscher bringt eine natürliche Naivität mit, die dem Abend, den der Spielkreis Götzis unter Mariette Kilga konzipiert hat, sehr gut tut. Sprechtechnisch gut vorbereitet, liefert er jene Klangfärbung, die die inhomogen geratenen Einzel-szenen letztlich auch zusammenhalten. Dass man dabei mit sehr viel Buntheit aufwartet, ist zudem kein Störfaktor, sondern eine kluge Entscheidung. So dürfen auch die alten Haudegen des Spielkreises – von Jack E. Griss bis Roland Ellensohn oder Sigrid Marte – in zauberhaften Märchenkostümen agieren. Die live von Philip Wolber, Jodok und Antonia Futscher und Marion Hölzl gespielte Bühnenmusik hat etwas Kindliches. So wiegen wir uns in einem angenehmen Rhythmus und erkennen, dass so gut wie jeder die Möglichkeit hat, die Welt ein bisschen wärmer zu machen.

Wahrheit

In der Gesamtschau ist der „Kleine Prinz“ in Götzis kein perfekter, das kann er auch nicht sein, er ist aber ein ehrlicher. Und das ist viel wert. Und es ist vielleicht auch kein Zufall, dass das Landestheater das Stück ebenfalls ausgewählt hat. Es liegt so viel Wahrheit in diesem Text, von dem jeder ein bisschen, aber meist nicht alles kennt.

Weitere Aufführungen: 14.November, 20 Uhr, 15. November, 17 Uhr, „AmBach“, Götzis. Dauer: eine gute Stunde. Die Produktion des Landestheaters hat am 15. November, 15 Uhr, in Bregenz Premiere.

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