Mutmaßliche Serienbankräuber: Kriminalistische "Puzzlearbeit"
Die weiteren Erhebungen würden sicher mehrere Wochen in Anspruch nehmen, erklärte der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Montag im APA-Gespräch. Die Aussagen der Brüder im Alter von 24 und 26 Jahren seien widersprüchlich.
Zum Überfall in Blindenmarkt sei das Duo geständig. Wie es sich mit weiteren Taten verhält, wollte der Sicherheitsdirektor vorerst nicht bekanntgeben. Die kolportierte Zahl der Delikte, von bis zu 14 war die Rede, die auf das Konto des Brüderpaars gehen sollen, sei reine Spekulation. Lißl sagte nur so viel: “Es geht um eine Mehrzahl.”
Die bewaffneten Männer waren am Freitag gegen 17.00 Uhr zur Raika in Blindenmarkt gekommen. Der Jüngere bedrohte eine Mitarbeiterin und bediente sich anschließend im Tresorraum. Nachdem er die Filiale verlassen hatte, kam ihm ein Wachmann eines privaten Sicherheitsdienstes in die Quere, der das Institut observiert hatte. Es folgte ein Schusswechsel, bei dem der 24-Jährige einen Oberkörper-Durchschuss erlitt. Er schaffte es noch, ins Fluchtauto zu springen und mit seinem Bruder auf der Westautobahn (A1) in Richtung Linz zu flüchten.
Sofort verständigte Cobra-Beamte nahmen die Verfolgung auf und machten das Duo schließlich auf einem unbeleuchteten Parkplatz aus, wo der 26-Jährige eben dabei war, die gestohlenen Kennzeichentafeln zu wechseln. Bei der Festnahme der Männer wurden mehrere Waffen, eine Glock, eine tschechische CZ-Pistole und eine Scorpion-MP, sichergestellt. Der Verletzte wurde ins Spital gebracht und notoperiert, Lebensgefahr bestand laut Polizei nicht.
Für die Kriminalisten sind die Brüder keine Unbekannten. Schon seit längerer Zeit stand das Duo im Visier der Ermittler. Die mutmaßlich “schweren Burschen” sollen in der Steiermark, in Nieder- und Oberösterreich zugeschlagen und ihren Lebensunterhalt mit den Straftaten bestritten haben. Nach einem Auslandsaufenthalt im Sommer dieses Jahres vermutete man, dass sie im Herbst wieder tätig würden. Aus diesem Grund wurden mögliche Objekte observiert, besonders jene entlang von Autobahnen – wie auch am Freitag.
Wie die Sicherheitsdirektion OÖ weiter mitteilte, müssten noch weitere Ermittlungen, Einvernahmen und Spurenauswertungen durchgeführt werden. Insbesondere das Fluchtverhalten und die Aufteilung der Beute in den Einzelfällen seien zu durchleuchten. Auch die Herkunft der Waffen sei vorerst völlig ungeklärt.
Das Duo wurde in einer Blitzaktion der Cobra festgenommen. Wie am Montag bekanntwurde, brach sich ein Beamter beim Zugriff ein Bein. Die Täter seien nicht nur “höchst professionell” vorgegangen, sondern auch “zu allem entschlossen” gewesen, betonte die Polizei erneut. Das hätten die unscheinbaren Vorbereitungen, der Ablauf des Raubüberfalls, der Schusswechsel vor der Bank und auch die Festnahme eindeutig aufgezeigt.
Laut Sicherheitsdirektion OÖ werden die Ermittlungen bundesländerübergreifend weitergeführt. Es würden “derzeit keine weiteren Einzelheiten bekanntgegeben”, um insbesondere die noch ausstehenden Einvernahmen des angeschossenen 24-Jährigen, “eventuell noch weiterer Tatverdächtiger” sowie ebenfalls noch durchzuführender Hausdurchsuchungen nicht zu gefährden. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich die Brüder “seit Jahren” auf Banküberfälle spezialisiert hätten, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Zuordnung und die Anzahl seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Der noch in der Nacht auf Samstag bis 4.00 Uhr einvernommene unverletzte Verdächtige sei, abgesehen vom “nicht mehr abstreitbaren Bankraub von Blindenmarkt”, zunächst zu keinen Geständnissen bereitgewesen, so die Ermittler. “Interessanter” seien die niederschriftlichen Einvernahmen am Samstag verlaufen, deren Ergebnisse für die Einvernahmen des zweitbeteiligten mutmaßlichen Täters “eine wichtige Grundlage” gewesen seien. Der 26-Jährige wurde am Sonntag in die Justizanstalt St. Pölten eingeliefert. Sein verletzter Bruder ist ebenfalls bereits einvernommen worden.
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