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Bahnfahrt kostete 1905 soviel wie vier Liter Milch

Die Montafonerbahn, hier ganz weihnachtlich, möchte von einem 30-Minuten-Takt schrittweise auf einen 15-Minuten-Takt kommen.
Die Montafonerbahn, hier ganz weihnachtlich, möchte von einem 30-Minuten-Takt schrittweise auf einen 15-Minuten-Takt kommen. ©Gerhard Scopoli
Montafonerbahn

Schruns. Vor 104 Jahren, am 18. Dezember 1905 wurde die Montafonerbahn feierlich in Betrieb genommen.

Vier Prozent der Vorarlberger fahren täglich Bahn. Im Verhältnis zur Bevölkerung sind es im Montafon mehr als doppelt so viele, nämlich neun Prozent. “Nach langen Diskussionen, ob und welche Bahn Bludenz mit Schruns verbinden sollte (Straßenbahn, Schmalspur oder Normalspur), konnte schließlich am 18. Dezember 1905 mit einem Festakt der Betrieb auf der 12,8 km langen ‘Montafonerbahn’ aufgenommen werden. Sie war die erste elektrisch betriebene Normalspurbahn in der Monarchie. (…) Die Fahrzeit betrug fast eine Stunde, der Preis für eine einfache Fahrt (80 Heller) kostete soviel wie vier Liter Milch. Den elektrischen Strom bezog sie vom Kraftwerk an der Litz, der bescheidene Fahrpark bestand aus zwei Triebwagen, einem Personen- und zwei Güterwagen.” (Textauszug der Sonderausstellung “Montafon 1945 – 1955. Ein Tal im Aufbruch”, 2004/2005 im Montafoner Heimatmuseum in Schruns.)

Nach einem kurzen Ausflug in die Vergangenheit der Montafonerbahn nun zurück in die Gegenwart: Aufgeteilt auf fünf Jahre, wird ab 2010 das siebte mittelfristige Investitionsprogramm (MIP) der Montafonerbahn AG abgewickelt. Das Gesamtvolumen des MIP umfasst € 10,5 Mio.; davon werden € 7,5 Mio. in die Infrastruktur und € 3,00 Mio. in den Betrieb investiert. Der Finanzierungskostenschlüssel sieht so aus: 50 % Bund, 34,74 % Land, 2,65 % Vorarlberger Illwerke AG und 12,61 % Montafoner Gemeinden. Zieht man die Bedarfszuweisungen ab, verbleibt den Gemeinden ein effektiver Anteil von 5,85 %. Den Gemeindevertretungen von Schruns und Tschagguns wurde das MIP im Herbst in einer gemeinsamen Sitzung vorgestellt. Nach der Präsentation durch den Vorstandsdirektor der Montafonerbahn AG, Bertram Luger, und den Leiter des Bereiches Verkehr, Guntram Netzer, sprachen sich die Gemeindevertretungen von Schruns und Tschagguns jeweils einstimmig für dieses Programm aus. Die Gemeindevertretungen beschlossen, in den Jahren 2010 bis 2014 den jährlichen Beitrag in der vorgestellten Höhe zu leisten: Schruns € 29.076,00 und Tschagguns € 15.733,00.

Die Hauptgründe für das neue Investitionsprogramm liegen in der technischen Entwicklung, verschärften gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Abnützung der Infrastruktur. Hinzu kommen die Anforderungen, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen. Derzeit nutzen übrigens 3.300 Personen täglich die Montafonerbahn. Im Personenverkehr werden jährliche Steigerungen verzeichnet. Zu den Investitionen des 7. MIP zählen die Projektfertigstellung Gleisneulage Lorüns, Bahnsteigverlängerung auf einheitlich 150 Meter, Modernisierung der Sicherungsanlage, Gleisneulage Schruns und Ausweichgleis Kaltenbrunnen. Das Bahnunternehmen will mit den Investitionen von einem Halbstundentakt schrittweise in einen Viertelstundentakt wechseln.

ALLGEMEIN: Das Bahnwesen ist in die beiden Bereiche Infrastruktur und Betrieb aufgeteilt. Für die Infrastruktur hat grundsätzlich die öffentliche Hand aufzukommen, für den Betrieb indessen das Unternehmen selbst. Für die Nutzung der Infrastruktur hat das Bahnunternehmen allerdings ein entsprechendes Benützungsentgelt locker zu machen.

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