Eine Nacht im Iglu-Hotel, verkündete die von allen Seiten skeptisch beäugte Presseeinladung, vereint Abenteuer und Luxus. Der Besucher erlebt eine mystische Eiswelt aus tausend und einem funkelnden Kristall. Klingt schön und gut was aber nicht dabei steht, ist die ernüchternde Tatsache, dass es nirgendwo in der ganzen Konstruktion wärmer als minus zwei Grad ist!
Eine Eiswunderwelt
Ich wünsche dir wenigstens George Clooney höchstpersönlich zur Seite, um dich zu wärmen, flötete die einfühlsamste aller Kolleginnen. Schnaps nimm viel Schnaps mit, raunt ein anderer. Das Alpeniglu-Dorf Wilder Kaiser im Brixental besteht aus insgesamt 17 Schneegugelhupfen, dem Eiserlebnis-Areal Iceland samt Kinderiglu und Märchenwelt, Lounge, Bar, Kirche und Bühne. Iglu-Guide Elli heißt uns Neuankömmlinge herzlich willkommen: Zunächst geht es an die Verteilung der Iglu-Suiten, gefolgt von der Hausordnung: Bitte der Hygiene wegen unbedingt die Fleece-Inlets für die Polarschlafsäcke benutzen.
Und ganz wichtig: Egal zu welcher Nachtzeit, egal wie dringend, egal wie spärlich bekleidet man ist und egal wie kalt es ist: Für Geschäfte jeder Art unbedingt die Toiletten in der Liftstation benutzen! Dorthin sind es nur 50 Meter. Aber eventuelle gelbe Spuren im Schnee würden den Übeltäter sofort entlarven!
Eskimo-Verhaltensregeln
Weitere Eskimo-Verhaltensregeln: Auch wenn es paradox erscheint, zum Schlafen möglichst viel ausziehen, denn nur so kann die eigene Körperwärme den Schlafsack aufheizen. Außerdem eine Mütze tragen, darauf achten, dass die Arme zum Schlafen im Daunenkokon bleiben und die Füße warm verpackt sind.
Was hingegen nur der dümmste Eskimo macht, ist, einen über den Durst trinken. Er riskiert kräftiges Zähneklappern, denn auch wenn der Alkohol zunächst einheizt, entzieht er dem Körper Wärme.
Die Iglu-Suiten präsentieren sich überraschend kuschelig: Rentierfelle liegen als Teppich am Boden, Nischen in den Eiswänden dienen als Ablage und sorgen mit Nippes und LED-Schüttel-Lämpchen für heimelige Atmosphäre. Das Iglubett ist ein massiver Block pures Eis, gepolstert mit einer gewaltigen Isomatte und mehreren Rentierfellen. Darauf liegen wie fette Riesen-Maden knallorange Polarschlafsäcke. Ja, die sehen vertrauenserweckend aus!
Die Iglu-Innenausstattung
Noch beeindruckender präsentiert sich das Iceland, der Aufenthalts-Iglu mit Res-taurant, Lounge, Bar und Eisskulpturen-Ausstellung. Filigrane Reliefs, verspielte Ornamente und gewaltige Schneedrachen zieren die Wände. Gemütliche Nischen, verwinkelte Gänge, Sitzbänke und Tische sogar eine Kirche samt Eisrosen. Alles aus blankem Eis und Schnee! 20 Grad wärmer und es wäre richtig gemütlich hier! Auf den eisigen Tischen des Restaurants ist appetitlich ein Fondue angerichtet. Zusätzlich wärmt ein Glühwein. Doch der will nicht so recht schmecken, niemand ist heiß darauf, des Nächtens über die Piste zur Toilette zu flitzen.
Nach dem Abendessen ist Bewegung angesagt: Mit Fackeln bewaffnet geht es in den Schamanenwald. Dankbar machen wir jeden Blödsinn mit Hauptsache, uns wird warm.
Eisige Träume auf Rentierfellen
Schließlich begeben wir uns zur Nachtruhe. Vorschriftgemäß stopfe ich den Skianzug zu meinen Füßen in den Schlafsack, setze eine trockene Mütze auf, schlüpfe in das Fleece-Inlet und krieche in die dicke Daunen-Tube. Nach kurzem Kampf mit den Hüllen liege ich eingeschnürt wie eine Raupe in ihrem Kokon, aber doch einigermaßen bequem: Die Iso-Matte samt Rentierauflage ist erfreulich weich, der Polarschlafsack herrlich warm. Ich lande bald im Träumeland. Als ich wieder erwache, ist es kohlrabenschwarz um mich herum und mucksmäuschenstill. Gesicht, Nase und Atemwege signalisieren: beißende Eiseskälte, bis in die Bronchien hinein. Um die Atemluft anzuwärmen, stülpe ich einen Fleece-Pulli über das tiefgekühlte Gesicht und den Kopf.
Das Bimmeln einer Kuhglocke holt mich aus den unruhigen Träumen: Elli ruft zur Tagwache und lockt mit einem heißen Frühstück in beheizten Räumen. Das tut Not, die eilige Bestandsaufnahme der eigenen Befindlichkeit ist eher ernüchternd: Der Schlafsack ist vom Kondenswasser außen nass, ebenso die Moonboots. Steifbeinig trete ich vor den Iglu.
Der Morgen danach
Welch ein Anblick! Soeben schiebt sich die Sonne über die gegenüberliegende Bergflanke. Es herrscht eine himmlische, erhabene Stille, wie man sie sonst nie inmitten eines Skigebietes erlebt. Nach dem ersten Liter heißen Tee in der Hütte kehren die Lebensgeister zurück: Eigentlich war es eine unvergessliche, wunderschöne Nacht!
Ein Schweizer brachte den Boom ins Rollen
Den Boom der Iglu- Dörfer brachte der Schweizer Adrian Günter ins Rollen. Der Snowboardfreak wollte in der Früh der Erste auf den unverspurten Pisten sein, aber nicht in der Nacht aufsteigen. So baute er sich Mitte der neunziger Jahre im Schweizer Skigebiet Scuol ein kleines, privates Iglu die Begeisterung seiner Freunde machte aus ihm den ersten Eishotelier der Alpen.
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Iglu-Dörfer gibt es in Österreich: am Kitzsteinhorn, in der Skiwelt Wilder Kaiser bei Brixen im Thale, im Kühtai, in Mayrhofen und in Jungholz mit unterschiedlicher Ausstattung. Eine Sauna findet man in Mayrhofen, Sauna und Whirlpool am Kitzsteinhorn, einen Whirlpool allein im Kühtai.
Wärme-Luxus ist inzwischen ein Muss
Adrian Günters mittlerweile sieben Iglu-Dörfer (fünf in der Schweiz und je eines in Deutschland und Andorra) sind extrem komfortabel. Die Luxushotels aus Schnee und Eis bieten Whirlpool und/oder Sauna, einen beheizten Umkleide-Container samt Stromanschluss und Toilettenanlagen direkt im Iglu-Dorf bzw. im eigenen Iglu (bei den teureren Kategorien).
Moderne Bautechnik
Die Ballon-Bauweise ist bestechend einfach: Riesige PVC-Blasen werden mit einer Schneefräse eingeschneit. Nachdem die Schneehülle kräftig durchgefroren ist, wird die Luft abgelassen der Eis-Rohbau ist fertig. Und dank Kuppelform und Wandstärken bis zu sechs Metern extrem stabil. Dann bringen die Innenarchitekten mit Pickeln, Lawinenschaufeln, Motorsägen und Bügeleisen die Eisunterkunft innen in Form, Schneekünstler verwandeln sie in wahre Kunstwerke. Zu guter Letzt werden Stromkabel für Beleuchtung und Beschallung im Eis versteckt. Die Wunderwelt aus Schnee und Eis ist fertig.
Essen, Schlafen, und der Whirlpool
Bei den meisten Iglu-Döfern ist im Preis inkludiert: Abendessen (zumeist Fondue oder Ähnliches), einige Heißgetränke, abendliches Bewegungsprogramm (z.B. Fackelwanderung, Rodelpartie), Leih-Polarschlafsack mit waschbarem Inlet, Bettauflagen (Thermomatten, Tierfelle…), Frühstück (zumeist in nahen Skihütten), Whirlpoolbzw. Sauna-Benützung (wo vorhanden).
Meisterwerke sind es nur auf Zeit
Die Luxus-Wunderwelten aus Schnee und Eis, in die sogar Saunen in Holzfässern eingebaut sind, sind vergängliche Kunstwerke. Jedes Jahr werden sie von Grund auf neu errichtet.
Reiseinfos
Alpeniglu Skiwelt Wilder Kaiser Brixental, Tirol, Tel. +49 711 34169090 oder 0676 4248566, Internet www.alpeniglu.com.
Iglu-Village Kühtai, Tirol, Tel. 05266 88080, Internet www.iglu-village.at.
White Lounge Mayrhofen – Ahorn, Tirol, Tel. 05285 622 77, Internet www.white-lounge.at.
Iglu-Dorf Allgäu, Jungholz, Tirol, Tel. +49 831 5903067, Internet www.geiss-aktiv.de/events/Iglu-Dorf.php.
Volvo Ice Camp, Kitzsteinhorn- Gletscher Kaprun, Salzburg, Tel. 0699 13138241, Internet www.ice-camp.at.
Adrian Günters Iglu-Dörfer, Tel. 0800 111255 (kostenfrei vom öst. Festnetz) oder +41 41 6122728, Internet www.iglu-dorf.com.
Iglu-Dörfer in der Schweiz: Davos- Klosters, Engelberg-Titlis, Gstaad, Zermatt-Gornergrat.
Iglu-Dorf in Deutschland: Zugspitze Garmisch-Partenkirchen.
Iglu-Dorf in Andorra: Grandvalira/ Pyrenäen.
Iglu-Dorf in Italien: Villaggio Igloo: Piancavallo und Claut/Valcellina- Tal (Friaul-Julisch-Venetien, Italien), Tel. +39 0427 878029, Internet www.accademiaalpina.it/villaggio.htm.
Das exotischste Ziel liegt in Rumänien: Ice Hotel Balea Lac, Fagaras-Gebirge/Südkarpaten, Tel. +40 745 072602, Internet www.icehotel.ro.
VN-C. jörg-brosche
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