“Wir haben es mit der Farbe Weiß auf die Spitze getrieben.” Dessen sind sich Christine und Dark Schick aus Egg durchaus bewusst. Schlicht, fast schon spartanisch wirkt daher der Wohnraum. Störelemente aller Art verschwinden hinter Schranktüren und Arbeitsfl ächen. Keine Kaffeemaschine, Gewürze und was sonst noch alles in eine Küche gehört sind zu sehen, ebensowenig gibt es Steckdosen oder Lichtschalter. Ja, die Schicks gehen sogar noch einen Schritt weiter. Denn selbst in den Raum stehende Türschnallen kamen keinesfalls in Frage.
Die Lösung fand der 38-jährige Architekt in der Turnhalle. Mit der Original-Turnhallen- Muschel hat er jetzt jede Türe im Griff . Was bleibt ist kompromisslose Reduktion auf das Wesentliche. Und das ist Stunde um Stunde verschieden. Mal haben die beiden Lust, ein Glas Rotwein zu trinken, oder es geht rund bei einer Partie “Mensch, ärgere dich nicht” mit den Kindern Leif und Zoe, oder es ist Kuschelstunde und Papa Dark liest aus dem XXL-Kinderbuch vor. Die Bewohner spielen die Hauptrolle, das ist klar. Das Familienleben gewinnt an Bedeutung und macht die vier Wände zu einem behaglichen Daheim. Die Schicks entschieden sich für die farbloseste aller Farben noch aus einem ganz anderen Grund. Der Wohnraum hatte nämlich vor der Renovierung durch seine Dachschrägen eine sehr beengende Atmosphäre. Dabei wünschte sich das junge Paar nichts sehnlicher als großzügige, helle Räume. Und was verleiht Räumen eine natürliche Weite? Weiß, natürlich. Und tatsächlich. Die Dachschrägen sind kaum noch wahrnehmbar. Sie lösen sich praktisch auf. Verschwinden im Ton in Ton gehaltenen maximalen Minimum. Vorsicht, Kopf! Was fast futuristisch und streng anmutet, bekommt mit spielerischem Witz eine ungeahnte Leichtigkeit. So setzt Dark Schick im Bad auf russische Beleuchtung. Nicht die fassungslose Variante. Die Designerausführung in schlichten Keramikhalterungen. Der Sternhimmeleffekt hält, was er verspricht, und lädt zu einem Wellnessbad ein. Mit Blick aufs Egger Ortszentrum. Mittendrin und doch außen vor.
Ebenso humorvoll ist die Wasserhahn- Lösung in der Küche. Um genügend Platz für leidenschaftliches Kochen zu bekommen, entwarf der Baudesigner eine Kücheninsel mit ausziehbarer Arbeitsfl äche. Zu spät bemerkte er, dass kein Platz für den Wasserhahn blieb. Humorvoll, wie es der junge Allgäuer ist, fand er die Lösung in einer freistehenden Badewannenarmatur. Eine wirkungsvolle Ausnahme der Reduktion. Wie auch der grüne Teppich, den die Familie liebevoll “die Wiese” nennt. Auch zu dieser Entscheidung gibt es eine Geschichte. Die Wohnung der Schicks liegt nämlich im Obergeschoss einen Hauses, erbaut Anfang der 60er-Jahre. Es gibt weder einen direkten Zugang zum Garten noch einen Balkon. Um die Natur dennoch in die Räume zu holen, schafften sich die Schicks einen hochflorigen Teppich an. In Wiesengrün. Für den vierjährigen Leif jedenfalls ist die imaginäre Wiese wie ein richtiger Rasen. Regelmäßig rückt der Dreikäsehoch mit seinem Mähtraktor an. Damit kein Gras darüber wächst.
DATEN & FAKTEN
Christine und Dark Schick
Egg im Bregenzerwald
Grundfläche: 100 m²
Nutzfläche: 85 m²
Grundstück: 722 m²
Architektur: Dark Schick
Planung: Sommer 2006
Bauzeit: September 2006 bis Februar 2007
Energie: Fernwärme
Konstruktion: Die Wohnung von Christine und Dark Schick befi ndet sich in einem in den 60er-Jahren erbauten Haus. Ursprünglich diente das Obergeschoss als Gästezimmer für den Gastronomiebetrieb nebenan. Durch die flachen Dachschrägen reduziert sich die Wohnfl äche auf 85 Quadratmeter. Der Wunsch der beiden war, eine großzügige, helle Wohnung zu realisieren. Das ist durch große Fenster und die Farbe Weiß, die konsequent im ganzen Wohnraum zum Einsatz kommt, bestens gelungen. Die Dachschrägen lösen sich optisch auf, kreative Ideen bringen Farbe und Formen in das zurückhaltende Ton-in-Ton Konzept.
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