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Freiwillige packen Gemüsekiste

Federico sind die Tiere auf dem Hof bereits ans Herz gewachsen
Federico sind die Tiere auf dem Hof bereits ans Herz gewachsen ©Helmut Köck
Eindrücke von Lisilis Biohof

Meiningen. Die “Ländle Gemüsekiste” erfreut sich bei der Bevölkerung immer größerer Beliebtheit. Die Familie Karl und Brigitte Kühne packen wöchentlich über 100 biologische Kisten und vertrauen dabei auf die Mithilfe von Freiwilligen.

50 Bio-Produkte

Wöchentlich beliefert “Lisilis Biohof” zusammen mit dem “Vetterhof” in Lustenau das ganze Land mit heimischem und frisch geerntetem Biogemüse, welches an mittlerweile über 500 Haushalte zugestellt wird. Dabei werden wöchentlich unterschiedliches Gemüse und Kräuter der Saison in die Kiste gepackt, was über 50 verschiedene Produkte über das Jahr verteilt ausmacht.

Seit zwei Jahren

“Wir haben im Frühjahr 2009 mit dieser Idee begonnen und uns von anfangs 100 Kisten auf mittlerweile 500 gesteigert. Unser Angebot wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Wir beliefern das Oberland bis Satteins und unser Partner, die Familie Vetter, übernimmt das Unterland.”

Eingespieltes Team

Abgepackt werden die 170 Gemüsekisten für das Oberland immer donnerstags. Karl und Brigitte Kühne stehen zusammen mit ihren vier Kindern, zwei Söhnen und zwei Töchtern, sowie freiwilligen Helfern aus Italien oder der Ukraine am Fließband. Das Obst wird zuerst geputzt und dann liebevoll in die umweltfreundliche Kiste gesteckt. Da Müllvermeidung groß geschrieben wird, wird die Kartonschachtel immer wieder verwendet. Zur Zeit besteht die Gemüsekiste aus einem Kraut- und Salatkopf, einer Gurke, einem Kohlrabi, Rucola und Tomaten.

Wwoofer und Europäische Freiwillige

“Lisilis Biohof” beherbergt zur Zeit Freiwillige aus Italien und der Ukraine. Es waren auch schon Franzosen und Pakistani zu Gast. Entweder wurden sie vom EU-Programm “Europäischer Freiwilligendienst” entsendet, welches meistens 12 Monate dauert oder vom Verein “WWOOF” (Willing Workers on organic farms), wobei kürzere Aufenthalte die Regel sind. Die Freiwilligen erhalten ein Taschengeld von 120 Euro. Die Familie Kühne gibt noch 50 Euro dazu. Die Arbeitsstunden betragen 32 – 35 Stunden pro Woche.

Interview mit Federico Francone aus Mailand

Vol.at: Federico, wie kam es dazu, dass du als Freiwilliger nach Meiningen gekommen bist und warum gerade ein Bio-Bauernhof?

Federico Francone: Ich wollte eigentlich in die Schweiz gehen, aber dies war nicht möglich, da nur EU-Mitgliedstaaten am Programm des “EFD” teil nehmen. Da ich einen unbewirtschafteten Bauernhof in Italien habe, wollte ich mich intensiv der Landwirtschaft widmen und diese erlernen, da ich keine Ausbildung darin habe. In ganz Österreich fand ich nur Lisilis und den Vetterhof und habe mich für beide beworben.

Ich bin jetzt seit April hier und es gefällt mir sehr gut. Ich finde die Landwirtschaft sehr wichtig heutzutage, besonders wegen der Wirtschaftskrise: Man braucht landwirtschaftliche Produkte sehr. Biologisch oder nicht, das war mir eigentlich egal. Vorarlberg ist in Bio sehr stark und viele Bauernhöfe satteln um. Ich habe auch schon viele interessante Menschen kennen gelernt, zum Beispiel eine Südtirolerin aus Bruneck.

Vol.at: Wie sieht dein täglicher Arbeitsablauf aus? Welche Arbeiten verrichtest du?

Federico Francone: Wir fangen jetzt im Sommer um 7 Uhr in der früh an und ich arbeite bis Mittag. Am Nachmitag habe ich frei. Im Herbst und Winter werde ich wieder melken, und dann beginnt mein Arbeitstag bereits um 6 Uhr. Wir wechseln uns aber ab, dh. ich melke die Kühe in der früh und mein Kollege am Abend. Mir gefällt es, dass ich recht viel Freizeit habe und mich auch anderen Dingen widmen kann, wie etwa meine Deutschkenntnisse zu verbessern.

Die Familie ist auch sehr flexibel, was ich schätze und gibt mir frei, wenn ich es benötige. Ich finde es übrigens auch toll, dass die Verwandtschaft und Kinder aus der Nachbarschaft ständig mithelfen. Wir haben viele Felder und Gemüsegärten. Da jede Kuh 100 bis 300 kg Gras pro Tag frisst (wir haben 13 Milchkühe und über 20 Fleischkühe) haben wir viel zu heuen und so habe ich gelernt, den Heukran zu bedienen und Heu für den Winter in den drei Silos vorzubereiten. Weiters ernten wir viel und sonst wird mir mit ausjäten nie langweilig.

Vol.at: Welche Erfahrungen hast du im Besonderen mit der Gemüsekiste gemacht?

Federico Francone: Durch die Mitarbeit beim wöchentlichen Abpacken der Gemüsekisten habe ich viele Sorten von Gemüse kennen gelernt und natürlich auch, wie man es biologisch anbaut. Das Abpacken bereitet mir sehr viel Spaß. Ich lerne hier sehr viele Dinge, die ich noch nie gesehen habe, zum Beispiel bekommen wir viele Setzlinge, die biologisch gezogen worden sind.

Vol.at: Hast du Kontakt zu anderen Freiwilligen im Land?

Federico Francone: Ja, ich kenne die anderen Freiwilligen vom Vetterhof und auch eine Polin, die bei der Caritas Vorarlberg arbeitet und jemanden von der katholischen Jungschar. Wir unternehmen hin und wieder was gemeinsam. Doch die meisten Kontakte pflege ich mit dem Projekt Couchsurfing, wo ich selbst auch Mitglied bin.

Vol.at: Was waren die lustigsten Erlebnisse, welche du in Vorarlberg gemacht hast?

Federico Francone: Gleich zu Beginn meines Aufenthaltes in Meiningen wurde ich bereits vom Stier attackiert. Ich dachte mir immer, es ist ein liebenswürdiger Stier, weil er die Kühe immer zärtlich abschleckte, aber als ich ihm den Rücken zugewendet habe, verpasste er mir einen Tritt in die Magengegend. Und es passierte mir auch eine Panne beim melken: Weil ich die Melkmaschine zu lange eingeschaltet ließ, musste der Tierarzt herbei eilen. Und ich habe mich auch ganz nah in den Schweinestall gewagt.

Vol.at: Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Federico Francone: Ich werde noch bis April 2011 in Meiningen bleiben und hoffe, dass ich die Herstellung von Jogurt und Käse erlerne. Falls sich das nicht ausgehen sollte, werde ich nach Wangen gehen, wo es eine eigene Schule für die Erzeugung von Milchprodukten gibt.

Mein längerfristiger Traum ist, Landwirt in Italien zu werden!

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