Wie so oft war auch in diesem Konzert die Qualität der Interpretation maßgeblich am Erfolg des Stückes beteiligt. Benjamin Schmid, wie Gulda sein gesamtes Musikerleben permanenter Grenzgänger zwischen Bach, Mozart, Schönberg, Swing und Rockjazz, warf sein gesamtes virtuoses Gewicht in die Waagschale. Schmid fegte leichtfüßig, spielerisch und doch seriös durch Guldas formal eigenwillige Komposition, in der sich Motive, Tonfolgen und Klangbilder der verschiedenen Genres mit wunderbarer Sorglosigkeit die Klinke in die Hand geben. Gut gemachtes Crossover, sympathisch-angenehme Hübschheit aus den 1970er Jahren, Orchester-Pop der intelligenten Art – das Publikum würde mehr von dieser Sorte Musik vertragen.
Die Camerata Salzburg begleitete rhythmisch sauber und ohne jene eckige Steifheit, die klassischen Musikern bei ihren Jungfernfahrten durch den Jazz so oft an die Fingern klebt. Beim Violinkonzert von Sabina Hank aber bissen sich sowohl die Camerata als auch Benjamin Schmid die Zähne aus.
Zwar hat Sabina Hank, Salzburgs erfolgreichster Jazz- und Pop-Export, durchaus auch in ihrer Komposition für Violine und Orchester Gefühl für Drive und Klangfarben sowie Wissen um die Möglichkeiten einer Geige an den Tag gelegt. Zudem gibt es pfiffig-originelle Passagen in diesem formal konventionell aufgebauten, dreisätzigen Werk. Aber trotzdem leidet dieses Konzert unter eklatantem Mangel an thematischem Material und Raffinesse in der Verarbeitung. Über lange Strecken tröpfelte Hanks Komposition brav wie ein Fernsehabend mit Rosamunde Pilcher durch die Aula. Auch Schmid erlebte in den freien Kadenzen sein erfinderisches Waterloo und schaffte es nicht, auch nur eine einzige Spontanidee aus dem sonst so lebendigen Fundus seiner Musikalität zu fischen.
Die Jam-Session von Geiger Schmid, Pianistin und Sängerin Hank und ihrem Trio (Bass: Alexander Meik, Schlagzeug: Christian Lettner) sollte nach der Pause atmosphärisch zum Jazzherbst zurückführen. Aber sie war vor allem laut. Die Aula verträgt keine großen Verstärkeranlagen und braucht sie auch nicht. Die Jazzherbst-Manager und ihre Tontechniker sollten das eigentlich wissen.
Der Salzburger Jazzherbst geht am Freitag in der Großen Aula mit dem Roy Hargrove Quintet weiter und am Samstag und Sonntag mit den Festspielhaus-Galas von Dianne Reeves und Jessye Norman.
(Von Christoph Lindenbauer/APA)
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