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Japan: "Notfallrucksack gepackt"

Schwarzach/Tokio (VN) - Er lebt seit 14 Jahren in der japanischen Hauptstadt Tokio und ist seit drei Tagen mittelbarer Zeuge der größten Naturkatastrophe, welche dieses Land jemals erlebt hat: der Lustenauer Dieter Haberl.

Den VN schilderte er erste Eindrücke unmittelbar nach dem Erdbeben und den todbringenden Tsunami-Wellen sowie der drohenden atomaren Katastrophe. „Derzeit ist die Hauptstadt sehr um Normalität bemüht“, beschrieb Haberl das Leben in der Millionen-Metropole am gestrigen Sonntag.

„Für Außenstehende mag es wenig dramatisch klingen: Aber rein optisch unterscheidet sich das Leben in Tokio nicht von einem anderen Tag. Der Verkehr läuft normal, die meisten der U-Bahnstationen und die U-Bahn selbst sind wieder in Betrieb, es sind diverse Aufräumarbeiten im Einsatz. Aber diese fallen kaum auf, weil die sichtbaren Schäden in Tokio gering sind.“

 
Optimismus

Doch das sei nur die eine Seite der Medaille. „Natürlich hängen die Leute an den Kommunikationsgeräten – Fernsehen, Internet, Telefon. Es wird jede Information mit großer Aufmerksamkeit, Besorgnis, aber auch Optimismus aufgenommen. Die meisten Menschen schenken den offiziellen Regierungsberichten Glauben, wonach die Situation in den beschädigten Reaktoren unter Kontrolle sei. Die Container mit den Brennstäben sollen ja trotz der Explosionen beim Reaktor dicht sein.

Aber natürlich lassen sich nicht alle beruhigen. Vor allem Ausländer sind verängstigt und verunsichert.“ Kritisch würde man alle Statements der Atomkraftwerks-Betreiber bewerten, die Aussagen der Experten hätten aber eher beruhigt, als verängstigt.

 
Abschied überlegt

Dieter Haberl und seine amerikanische Frau haben überlegt, das Land zu verlassen. „Aber wir sind dann zum Schluss gekommen, dies nicht zu tun.“ Der 48-jährige Lustenauer, Präsident von Reebok Japan, befindet sich heute wieder in seinem Büro. „Selbstverständlich ist an ein normales Arbeiten nicht zu denken. Wir werden bei uns aufräumen und dann eine Unterstützungsaktion für unsere Mitarbeiter im schwer getroffenen Norden organisieren.

Wie durch ein Wunder sind alle unsere Mitarbeiter und Kunden dort unversehrt geblieben.“ An Normalität ist für Haberl und seine Mitarbeiter noch länger nicht zu denken. „Der Notfallrucksack zu Hause ist jedenfalls gepackt. Für alle Fälle.“

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