AA

842 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen

Jeder sechste Erdenbürger hat nicht genügend zu essen.
Jeder sechste Erdenbürger hat nicht genügend zu essen. ©APA (Themenbild)
Jeder achte Mensch hungert - allen Fortschritten zum Trotz. Um das Leiden langfristig zu mindern, braucht es mehr als schnelle Hilfe bei Krisen. Die Deutsche Welthungerhilfe fordert bei der Veröffentlichung des Welthunger-Index 2013 nachhaltige Investitionen.
Länder nach Schweregrad
Gewinner und Verlierer 2013

Die Deutsche Welthungerhilfe wünscht sich nicht nur von der deutschen Regierung längerfristige Strategien gegen Dürren, Fluten und andere Katastrophen in Entwicklungsländern. Dazu gehörten etwa stabile Häuser, Deiche, ein gutes Straßennetz, Impfungen und bessere Anbaumethoden, sagte die Präsidentin der Organisation, Bärbel Dieckmann, am Montag bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2013 in Berlin. Eine gentechnische Weiterentwicklung von Pflanzen und mehr Nahrungsmittel-Exporte in Hunger-Regionen seien dagegen keine geeignete Lösung.

Gentechnik bekämpft den Hunger nicht

Gentechnik werde nicht bei der Reduzierung von Hunger helfen, sagte Dieckmann. Möglicherweise werde so vielmehr die Abhängigkeit der Kleinbauern von großen Konzernen gestärkt. Exporte aus Industrieländern halte sie “für einen ganz falschen Ansatz”, weil die Menschen vor Ort kein Geld hätten, diese Lebensmittel zu kaufen. Der eigene Anbau sei für viele Kleinbauern die einzige Einkommensquelle. Stattdessen müsse Nothilfe in akuten Krisen stärker mit Entwicklungszusammenarbeit verschränkt werden, um Regionen gegen die kommende Katastrophen zu wappnen. Zudem müssten die Industriestaaten den Klimawandel bremsen. Er könne in den nächsten Jahren zur tiefgreifendsten Ursache für Hunger werden.

Vier Millionen Syrer hungern

Dramatisch ist die Lage dem diesjährigen Welthunger-Index zufolge in den afrikanischen Ländern Burundi und Eritrea sowie auf den Komoren, einem Inselstaat bei Madagaskar. Diese Länder schneiden am schlechtesten ab. Auch in Syrien hungern wegen des Bürgerkriegs Millionen Menschen. “Nach den neuesten Zahlen sind vier Millionen Syrer auf Lebensmittelhilfen angewiesen”, sagte Dieckmann. Jede vierte Familie habe an sieben Tagen im Monat nichts zu essen. Es gebe erste Berichte, wonach Kinder an Unterernährung gestorben seien.

Die Welthungerhilfe-Präsidentin verwies jedoch auch auf Fortschritte. Als Beispiele nannte sie Lateinamerika, Vietnam, Thailand, China und Ghana. Weltweit hat sich der Wert des Welthunger-Index seit 1990 um 34 Prozent verringert.

Der Welthunger-Index misst den Hunger weltweit anhand dreier Kriterien: Dem Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung, dem Anteil der untergewichtigen Kinder unter fünf Jahren und der Sterblichkeitsrate bei Unter-Fünf-Jährigen. Er untersucht nicht nur, wo Menschen hungern, sondern geht auch den Ursachen auf den Grund. Für den Bericht 2013 berücksichtigten Forscher Daten aus den Jahren 2008 bis 2012.

  • VOL.AT
  • Politik
  • 842 Millionen Menschen haben nicht genügend zu essen