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800.000 Pakistaner von Hilfe abgeschnitten

In den pakistanischen Überschwemmungsgebieten sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen rund 800.000 Menschen von jeder Hilfe abgeschnitten. Diese Menschen befänden sich in Gegenden, die nur über den Luftweg zu erreichen seien, erklärte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Dienstagabend in Islamabad. Im Süden Pakistans drohten erneut schwere Überschwemmungen.
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Mindestens 40 Schwerlasthubschrauber seien nötig, “um die große Zahl zunehmend verzweifelter Menschen mit lebensrettenden Hilfsgütern zu versorgen”, sagte Marcus Prior vom Welternährungsprogramm (WFP) laut der OCHA-Erklärung. “Diese beispiellosen Überschwemmungen stellen uns vor beispiellose logistische Herausforderungen”, sagte UN-Nothilfekoordinator John Holmes.

“Das erfordert außerordentliche Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft.” Der Pakistan-Verantwortliche des WFP, Wolfgang Herbinger, erklärte, in den kommenden zwei Monaten seien mindestens 30 Luftbrücken großer Maschinen nötig. “Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal”, sagte der österreichische Caritas-Katastrophenhelfer Thomas Preindl.

Pakistan kämpft seit nunmehr einem Monat gegen die schlimmsten Überschwemmungen seiner Geschichte. Mindestens 1.500 Menschen starben, das Ausmaß der Katastrophe ist aber noch längst nicht absehbar. Schätzungen der UNO zufolge sind bis zu 20 Millionen Menschen von den Fluten betroffen. Rund ein Fünftel des Territoriums wurde überschwemmt, fünf Millionen Menschen verloren ihre Häuser. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) benötigen 4,5 Millionen Menschen dringend ein Obdach.

Die internationale Gemeinschaft spendete bisher mehr als 700 Millionen Dollar (gut 550 Millionen Euro). Die Regierung in Islamabad schätzt den Bedarf für den Wiederaufbau, der mehrere Jahre dauern dürfte, auf insgesamt 43 Milliarden.

In der südpakistanischen Provinz Sindh warnten die Behörden am Mittwoch vor erneuten schweren Überschwemmungen durch den Indus-Fluss. Die Stadt Hyderabad und umliegende Bezirke seien weiterhin stark gefährdet, sagte der Minister für Bewässerung in Sindh, Jam Saifullah Dharejo. “Wir stecken mitten im Krieg gegen diese außergewöhnlichen Fluten.” Aus den gefährdeten Gebieten wurden bereits zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht, tausende Helfer versuchten, den Indus-Fluss mit Barrieren und Dämmen in Schach zu halten.

Nach Angaben eines örtlichen Armeesprechers dehnte sich der Indus, der sich durch das ganze Land zieht, in Kotri westlich von Hyderabad von seiner ursprünglichen Breite von 200 bis 300 Metern auf nahezu 3,5 Kilometer aus. Nach Angaben eines AFP-Korrespondenten überschwemmten die Fluten eine Straße im Bezirk Jamshoro, die normalerweise sechs bis sieben Kilometer vom Indus entfernt ist.

Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF bezifferte am Mittwoch den Bedarf an Nothilfe auf rund 141 Millionen Dollar, das ist das Dreifache der ersten Schätzungen Anfang August. “Das ganze Ausmaß der Not lässt sich noch immer nicht vollständig ermessen”, erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Es müsse alles getan werden, um eine zweite Katastrophe durch den Ausbruch von Seuchen zu verhindern. UNICEF zufolge sind mehr als acht Millionen Kinder und Jugendliche von den Folgen der Fluten betroffen. Die UNICEF-Impfprogramme erreichten bisher rund 770.000 Kinder und Frauen.

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