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80 Jahre Verband der Auslandspresse in Wien

Der frühere Außenminister und Bundeskanzler Bruno Kreisky im Pressegespräch
Der frühere Außenminister und Bundeskanzler Bruno Kreisky im Pressegespräch ©APA/Verband der Auslandspresse
Der "Verband der Auslandspresse" in Wien feiert dieser Tage sein 80-jähriges Bestehen. Präsidentin Meret Baumann, Korrespondentin der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ), betont aus diesem Anlass die Wichtigkeit, dass ausländische Journalisten "Österreich einen Spiegel vorhalten". Erstmals habe sich dies 1949 gezeigt, als Korrespondenten in Wien einen Korruptionsfall mit Hilfsgeldern aus dem US-Marshall-Plan aufdeckten, während heimische Medien darüber nicht zu berichten wagten.

Diese "Anekdote" war unter anderem Thema bei einem Festakt, zu dem die Führung des "Verbands der Auslandspresse in Wien" am Montagabend ins Haus der Geschichte Österreichs in die Wiener Hofburg geladen hatte.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig betonte ebenfalls die Bedeutung, dass ausländische Medien durch ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten über Wien und Österreich objektiv berichten. Und der ehemalige Kurzzeit-Bundeskanzler und Außenminister Alexander Schallenberg erklärte in einer Podiumsdebatte zum Thema "Tiktok, KI, Propaganda: Korrespondent*Innen im Fokus der Medienkrise", dass er die Rolle von Journalisten bei der Verteidigung demokratischer Strukturen immer geschätzt habe. Zumal er in früheren Jahren auch Pressesprecher im Außenministerium (zu den Amtszeiten von Ursula Plassnik und Michael Spindelegger/beide ÖVP) war.

Wirtschaftliche Zwänge führen zu Schließungen von Auslandsbüros

Die in Wien ansässige französische Korrespondentin Céline Béal (Libération) erzählte über wirtschaftliche Zwänge, die Medienhäuser dazu veranlassten, teure Büros im Ausland zu schließen. Als freie Journalistin werde es immer schwieriger, die berufliche Existenz zu finanzieren. Katharina Wagner, früher ORF-Korrespondentin in Istanbul für die Türkei und den Iran, aktuell im Wiener Büro tätig, berichtete über die Schwierigkeit, mitunter die Wahrheit hinter der Flut offizieller Verlautbarungen zu finden. Der ORF unterhalte 16 Büros im Ausland, um die ÖsterreicherInnen über aktuelle Ereignisse in allen Sparten zu informieren.

Der griechische Journalist Dimitris Dimitrakoudis, langjähriger Präsident des Verbands, erinnerte an die heiklen Perioden für Auslandskorrespondenten, vor allem 1986 in der Affäre um die Kriegsvergangenheit des späteren Bundespräsidenten Kurt Waldheim und später bei der Koalition aus ÖVP und FPÖ im Jahr 2000, die international für viel Kritik sorgte. "Wir Korrespondenten haben uns immer darum bemüht, das Bild Österreichs als demokratischer Staat zu vermitteln, auch als das Land von manchen Medien im Ausland als Nazi-Diktatur präsentiert wurde", so Dimitrakoudis.

In den 1980er Jahren hatte der Verband den Mitglieder-Höchststand von über 600 ständigen ausländischen Korrespondenten erreicht. Heute seien es nur mehr hundert. Aber noch immer biete der Verband seinen Mitgliedern Hilfe bei der Akkreditierung und Zugang zu offiziellen Stellen an. Es werden laufend Pressekonferenzen und auch Pressefahrten in die Bundesländer organisiert. Bis jetzt hätten alle Bundeskanzler und Außenminister die Einladung zu Gesprächen gerne angenommen. Nur die FPÖ habe dem Verband ausgerichtet, dass die Partei nur an Kontakten mit heimischen Medien interessiert sei, berichtete Verbandspräsidentin Baumann.

(APA)

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