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7. – 10. Juli: Zahlreiche Begegnungen bereichern die Pilgerreise

Pilger Peter Mayr ist bereits seit 23 Tagen unterwegs Richtung Rom. Nun lässt er die Berge hinter sich und freut sich über die weite Landschaft entlang seines Weges.


07. Juli 2014                                              TAG 20

Strecke: Aosta – Nus – Grangeon – Chambave – Châtillon                                  

Streckenlänge: 32,5 Kilometer             Gehzeit: 8h01min

Aufstieg: 796 m                 Abstieg: 828 m

Nachdem ich gestern meine Wäsche gewaschen hatte, gingen Antonia und ich gemütlich Mittagessen. Wir wurden vom Nebentisch angesprochen, ob wir Pilger wären. Es entstand eine rege Unterhaltung, bei der sich auch noch ein dritter Tisch einschaltete. Willkommen in Italien! Es war richtig nett und unterhaltsam. Anschließend gingen wir in ein nettes Café beim Stadtkreuz. Wir genehmigten uns einen Espresso und ein Gläschen Vino de Casa. Auch hier wurden wir vom Nebentisch angesprochen. Dort saß ein nettes deutsches Ehepaar, das von Lausanne bis nach Aosta gepilgert war. Leider tauschen wir nicht die Namen aus. Der Mann war auch schon mehrmals gepilgert, auch er hat diesen Pilgervirus in sich. Nach einiger Zeit verabschiedete sich das Paar, Antonia und ich blieben noch. Kurz darauf erschien der Chef des Hauses und brachte jedem von uns ein Glas Wein. Es war eine Einladung von diesem Ehepaar – Danke vielmals!! Heute morgen starteten dann wir unseren Weg bei Regen. Es ging auf der Römerbrücke aus Aosta hinaus. Die ersten neunzig Minuten liefen wir immer auf Nebenstraßen. Das Gute war, der Regen hörte bald auf, und die Sonne kam raus. Einmal verliefen wir uns fast. Wir hielten uns streng an unseren Pilgerführer. Darin stand, dass der Weg nur schwer zu finden sei und das stimmte! Nur durch Glück fanden wir den richtigen Weg, hatten aber sehr viel Spaß. Einmal mussten wir eine Wiese im Laufen passieren, denn eine Bewässerungsanlage war eingeschalten. Wie wir später erfuhren, gingen wir auf dem alten Weg. Mittlerweile gibt es da eine neue Wegführung. Antonia und ich planten unsere erste Pause in Nus ein. Leider gab es am Weg aber keine Bar, kein Geschäft, nichts. So setzten wir uns auf eine Parkbank und rasteten ohne uns zu stärken.
In Grangeon klopften wir an einer Haustüre und fragten nach Trinkwasser – unsere Vorräte waren erschöpft. Wir bekamen nicht irgendein Wasser, die Hausherrin brachte uns kaltes, erfrischendes Wasser aus dem Kühlschrank. Anschließend gingen wir weiter in Richtung Chambave. Der Weg führte uns immer wieder entlang eines Bewässerungskanals. Diese Kanäle sind sehr typisch für das Aostatal. Sie werden Ru genannt, und es gibt sie bereits seit dem 12. Jahrhundert. In Chambave machten wir unsere Mittagspause und aßen ein leckeres Mittagsmenü. Danach machten wir uns wieder „regenfit“, mittlerweile goss es wieder. Kurz nachdem wir wieder gestartet waren, schloss ein Pilger zu uns auf. Er stellte sich als Silvio aus Venedig vor. Er startete auf dem Großen Sankt Bernhard und geht ebenfalls nach Rom. Es ist schon sein zweites Mal auf der Via Francigena. Auch der Jakobsweg ist für ihn nicht unbekannt, er pilgerte auch da schon zweimal nach Santiago. Zu dritt gingen wir weiter bis Châtillon, wo für Antonia und mich heute Schluss war. Silvio war noch etwas Unentschlossen, er wusste noch nicht ob er weitergeht, oder auch bleibt. Antonia und ich gingen in die Kirche, es war gerade eine Messfeier. Anschließend bekamen wir vom Pfarrer noch unseren Pilgerstempel. Morgen geht es für uns weiter in Richtung Arnad, das Wetter soll weiterhin schlecht bleiben.

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Arco di Augusto.
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Angezuckerte Berge.
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Der unsichtbare Weg.
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Meine zwei Weggefährten Silvio und Antonia.

 

08. Juli 2014                                              TAG 21

Strecke: Châtillon – Saint Vincent – Montjovet Berriaz – Issogne – Verrès                                  

Streckenlänge: 25,5 Kilometer             Gehzeit: 6h47min

Aufstieg: 762 m                 Abstieg: 881 m

Unsere gestrige Unterkunft gehörte sicherlich in die Kategorie „nicht empfehlenswert“. Als Pilger hat man kaum Ansprüche. Eines ist aber doch wichtig: Sauber soll es ein. Naja, das war es leider nicht! So machten wir uns heute Morgen um 05:30 Uhr sehr gerne auf den Weg. Allerdings kehrten wir schon nach 30 Metern in die erste Bar ein und genehmigten uns ein kleines Frühstück. Kurz bevor es den Berg hinauf ging, zur Petruskirche, bemerkte Antonia, dass sie Ihr Handy in Ihrem Zimmer vergessen hatte. Also nichts wie zurück. So starteten wir um 06:02 Uhr zum zweiten Mal unsere Etappe. Wir hatten heute mehr oder weniger wieder großes Glück. In der Nacht hatte es heftig geregnet, jetzt am Morgen nieselte es nur ganz leicht. Die Berge im hinteren Aostatal waren frisch ungezuckert. Unser Weg am Morgen führte uns ständig bergauf. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die letzten Bergetappen doch noch schwer in den Füßen lagen. Es ging nicht so leicht. Der Weg selbst war aber wunderschön. Es ging eine Zeit lang auf einem einmaligen Holzsteg entlang einer Felsfront dahin. Rechts im Tal hingen die Wolken. Kurz vor Saint Vincent führte der Weg durch einen winzigen Tunnel. Oberhalb führte eine Zahnradbahn zu einer Therme und einem Casino. Wenn ich schreibe, dass der Tunnel winzig war, dann meine ich es auch so. Der Tunnel war höchstens 160 cm hoch. An der Decke waren noch ein Abflussrohr und 3 Stromkabel befestigt. Aber es half alles nichts, der Weg führte da durch. Mit Rucksack am Rücken wäre ich nie durchgekommen. Also Rucksack runter und auf der anderen Seite des Tunnels wieder Rucksack rauf. Kurz nach Feilley machten wir in einem Buswartehäuschen unsere erste Pause. Danach ging es weiter an der Burgruine Chenal vorbei nach Montjovet Berriaz. Hier machten wir unsere zweite längere Pause. Als wir unseren Espresso genossen, kam Silvio um die Ecke. Er trank auch noch einen Espresso mit, machte sich aber gleich wieder weiter auf den Weg.
Richtung Arnad gerieten Antonia und ich auf den alten, ursprünglichen Weg. So machten wir ganz unfreiwillig etliche Höhenmeter mehr. Wobei die Höhenmeter nicht mal das Schlimme waren, viel schlimmer war der Abstieg nach Torilet. Es ging steil bergab, und der Weg war gesäumt von großen Steinen. An einem Tag wie heute war das absolut gefährlich. Kurz vor Torilet zweigte von rechts der neue Weg ein. Ja, da hätten wir uns viel ersparen können. Anschließend ging es eben weiter nach Issogne. Durch den vielen Regen waren die Schotterwege oft voll mit Wasser, so dass wir kleinere Umwege machen mussten. In Issogne gingen wir in eine kleine Spaghetteria. Wir aßen köstlich. Ich fragte die Besitzerin, ob sie uns in der Pilgerherberge in der nächsten Ortschaft reservieren könnte. Sie machte das gerne, nur leider war diese geschlossen. Sie versuchte auch noch einige B&B-Pensionen, leider war auch da kein Platz frei. Schließlich reservierte sie uns zwei Plätze in Verrès. Das war der Ort, wo wir eigentlich schon vorbei waren. Aber die Besitzer der Spaghetteria waren sehr nett. Sie fuhren uns mit ihrem Auto in das Dorf zurück. Ich bin gespannt wie es weiter geht mit den Herbergen, es soll hier generell nicht so einfach sein.

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Unterwegs auf schönen Pfaden.
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Der winzige Fußgängertunnel.
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Es hat eindeutig geregnet.
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Das Schloss von Isogne.

 

09. Juli 2014                                              TAG 22

Strecke: Verrès – Arnad – Hône – Bard – Donnas – Pont Saint Martin – Settimo Vittone – Montestrutto                                  

Streckenlänge: 30,0 Kilometer             Gehzeit: 6h40min

Aufstieg: 429 m                 Abstieg: 500 m

Heute Morgen starteten wir bei wolkenlosem Himmel um 05:28 Uhr unsere Etappe. Es ging sehr eben auf wunderschönen Wegen zuerst nach Arnad. Von dort aus war es nur mehr etwas mehr als eine Stunde Fußmarsch nach Hôhne. Im Hintergrund sah man schon fast vom Beginn an die große Festung in Bard. In Hôhne angekommen, machten wir unsere erste Pause. Es gab für uns wieder vorzüglichen italienischen Espresso. Anschließend liefen wir weiter nach Bard. Wir bewunderten nicht nur die Festung, sondern auch dieses Dorf. Es schien so, als wäre die Zeit hier stehen geblieben. Bei der Kirche in Bard angekommen, trafen wir auf einen Rompilger aus Südkorea. Sein Name war Lee, er ist in Canterbury (England) gestartet, und geht etappenweise nach Rom. Wir unterhielten uns, und er empfahl uns eine Herberge in der Nähe von Montestrutto. Antonia und ich gingen weiter in Richtung Donnas. Der Weg führt uns zum Teil auf eine sehr alte Römerstraße. Kurz bevor man in das Dorf gelangt, geht man durch einen sehr alten Torbogen. Der weitere Weg von Donnas nach Pont Saint Martin war nicht so ergreifend. Er führte uns entlang einer stärker befahrenen Straße in den Ort. Hier machten wir unsere nächste Pause. Es war Markttag. Wir kauften uns würzige Salami und Käse, etwas Brot und Oliven. Mehr braucht es nicht für eine schöne Brotzeit. Danach gingen wir zur Brücke Saint Martin. Es ist ganz selten, dass ein Ort nach einer Brücke benannt ist. Dies ist hier aber der Fall. Sie zählt zu den bedeutendsten Brückenbauten der Antike. Die Reise ging für uns weiter in Richtung Settimo Vittone. Und ich muss sagen, dieser Weg war sehr speziell. Und zwar speziell schön. Es ging immer wieder mal bergauf und bergab. Die ganze Zeit aber in wunderschön angelegten Weingärten. Wir kamen bei kleineren, in den Hang angelegten Dörfern vorbei. Kurz vor Settimo Vittone stießen wir auf Johannes. Johannes ist Priester in Liechtenstein, ursprünglich kommt er aber aus Puchenau in Oberösterreich. Er startete seinen Pilgerweg vor 14 Monate. Sein Pilgerweg führte ihn nach Jerusalem, und jetzt ist er wieder auf dem „Heimweg“. Es entstand eine sehr schöne Unterhaltung. Er erzählte uns, dass er vor einer Minute einen deutschen Pilger getroffen hatte aus Erfurt. Das kann nur Gunter sein! Leider hat er scheinbar Knieprobleme. Johannes und ich tauschten noch unsere Adressen aus. Auch er berichtet von seiner Pilgerreise. Unter 4kmh.com findet man seinen Blog. Wir verabschiedeten uns mit einem Buen Camino und jeder ging in seine Richtung. Wäre spannend gewesen mit ihm noch zu pilgern. Kurz vor Montestrutto erreichten wir die Herbergsempfehlung von Lee. Antonia und ich beschlossen auch hier zu übernachten. In der Herberge trafen wir auf Lee und seinen Pilgergefährten Kim. Heute werden sicherlich noch Pilgererfahrungen ausgetauscht.

Bild1_FestunginBard_web
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Die Festung in Bard.
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Die alte Römerstraße nach Donnas.
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Die Bruecke aus der Antike in Ponte Saint Martin.
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Wir marschieren unter Weintrauben.
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Jerusalempilger Johannes und Antonia.

 

10. Juli 2014                                               TAG 23

Strecke: Montestrutto – Ivrea – Piverone – Viverone – Roppolo                                

Streckenlänge: 37,4 Kilometer               Gehzeit: 8h47min

Aufstieg: 483 m                  Abstieg: 438 m

Die Herbergsempfehlung war wirklich erste Sahne. Wir bekamen gestern am Nachmittag einen kleinen Imbiss serviert. Am Abend aßen wir ein Pilgermenue und alles zusammen um gerade zehn Euro. Die Hausherren waren sehr zuvorkommend. Heute Morgen servierten sie uns ein kleines Frühstück. So starteten wir um 5:28 Uhr unsere heutige Etappe. Der Weg nach Ivrea war wunderschön. Es ging zuerst auf alten Pfaden in einem Wald hindurch. Später veränderte sich die Landschaft. Die Berge rückten in den Hintergrund, das Tal wurde breiter. Es dominierten auf einmal wieder große Mais- oder Getreidefelder. Was mich allerdings heute irritierte waren die Kilometerangaben in meinem Pilgerführer. Zuerst dauerte es zu lange bis wir in Ivrea waren, zum Schluss von Piverone nach Roppola waren wir schneller. Fakt ist, die Kilometerangaben in meinem Buch stimmten nicht. In Ivrea machten wir in einem netten Cafe unsere erste Pause. Danach gingen wir an einigen kleinen Seen vorbei nach Piverone. Hier bekamen wir unser wohlverdientes Mittagsmenü. Hier in Italien stimmt wieder das Preis- Leistungsverhältnis für die Pilgerkasse. Es gibt hier wie in Spanien ein Mittagsmenü. Antonia und ich waren gerade mit unserem Espresso beschäftigt, schneite auf einmal Gunter aus Dresden herein. Die Wiedersehensfreude war groß. Zum Glück geht es seinen Knien schon wieder besser. Er setzte sich zu uns, und trank noch einen Espresso mit uns. Anschließend zogen wir zu Dritt weiter.
Gestern noch hatte ich bei Alberto in Roppolo angerufen. Leider ist er gerade in Rom. Er gab mir aber die Adresse von einer anderen Herberge. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir unsere Herberge, die mit einem schönen Garten ausgestattet ist. Für Gunter war hier leider kein Platz mehr, er bekam aber im gleichen Ort auch noch einen Schlafplatz. Morgen haben wir eine Kurzetappe vor uns. Wir werden circa 22 Kilometer gehen, der nächste Ort wäre erst nach weiteren 20 Kilometern.

Bild1_Landschaftoeffnetsich_web
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Die Landschaft öffnet sich.
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Schöne Wegweiser.
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Wo ist oben?
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Die Burg von Montalto.
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Die Burg von Ivrea .
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Wunderschöne Wege.
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Antonia und Gunter.
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Lago die Viverone.
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