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660 Vorarlberger Familien wären von Obdachlosigkeit betroffen

Kommt die Mindestsicherung neu, wären 660 Familien von Obdachlosigkeit betroffen.
Kommt die Mindestsicherung neu, wären 660 Familien von Obdachlosigkeit betroffen. ©VOL.AT/Rauch
Die Vorarlberger ARGE Wohnungslosenhilfe plant eine Aktionswoche, um der Bevölkerung die Folgen der Pläne der Bundesregierung für Mindestsicherungsbezieher vor Augen zu führen.

Die Kostenabdeckung für Wohnen sei schon jetzt die größte Herausforderung für Mindestsicherungsbezieher, gerade in Westösterreich, so die Initiative am Freitag. 660 Haushalte wären bei Umsetzung von Wohnungsverlust bedroht.

Die geplanten Kürzungen lägen zwischen 248,84 Euro für eine Alleinerzieherin mit einem Kind und 787,26 Euro für ein Ehepaar mit vier Kindern monatlich. Bereits jetzt müssten Mindestsicherungsbezieher angesichts der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Einkommen und Wohnkosten immer mehr ihres Lebensunterhalts fürs Wohnen aufwenden. Bei einer Umsetzung der Pläne wären rund 30 Prozent der von Mindestsicherung betroffenen Haushalte von Wohnungsverlust bedroht, das wären rund 660 Haushalte in Vorarlberg, erklärten als Vertreter der ARGE Wohnungslosenhilfe Michael Natter (Caritas), Peter Brunner (Dowas), Michael Hämmerle (Kaplan Bonetti Dornbirn) und Sina Escher (Kolpinghaus Götzis) am Freitag.

Leerstände müssen vermindert werden

Die Wartelisten für gemeinnützige Wohnungen seien bereits jetzt sehr lang. Die ARGE forderte vom Land Vorarlberg dringend weitere Akzente im Bereich Wohnbau, die unternommenen Schritte müssten intensiviert und beschleunigt werden, zudem müssten die Wohnbeihilfe erhöht und Leerstand vermindert werden. Man unterstütze das Verhandlungsziel Vorarlbergs für mehr Spielraum beim Wohnbedarf.

Das Vorgehen der Bundesregierung werde zudem die Prävention vor Wohnungsverlust erschweren, weil sich die Situation für viele Menschen gleichzeitig verschärfen würde. Auf die Beratungsstellen werde dann wesentlich mehr Arbeit zukommen, so die ARGE-Vertreter. Es sei außerdem zu befürchten, dass Gemeinden mehr Notfallwohnungen bereithalten müssten, etwa für Familien mit Kindern. Auch ein steigender Bedarf an stationären Angeboten sei dann wahrscheinlich, die Mehrkosten müssten wiederum Länder und Gemeinden tragen.

Kinder leiden darunter

Gerade Kinder litten in Vorarlberg unter der Problematik. 2017 seien hierzulande 37 Prozent der Personen, die von Mindestsicherung lebten, Unter-18-Jährige, insgesamt rund 5.000, davon 3.700 Kinder unter zwölf Jahren. Das Argument, die neue Mindestsicherung solle zur Aufnahme einer Arbeit anregen, lasse man nicht gelten. Bereits jetzt verfügten über 60 Prozent der Mindestsicherungsbezieher über ein Erwerbseinkommen oder eine Pension – nur reiche dieses Einkommen eben nicht zum Leben, weshalb es zu einer Aufstockung durch die Mindestsicherung komme.

Im Zuge einer Aktionswoche will die ARGE nun mit lebensgroßen Figuren, die fünf reale, exemplarische Schicksale aus ihrer Beratertätigkeit beschreiben, auf Wochenmärkten auf die Situation von Mindestsicherungsbeziehern aufmerksam machen.

(APA)

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