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60 Jahre Christian Dior in Paris

Die erfolgreichsten Mannequins und eine Reihe früherer Supermodels führten zum 60-jährigen Jubiläum des Modehauses Dior Entwürfe vor.  

Es schien, als habe der Pariser Star-Designer John Galliano den Zauberstab geschwungen. Zur Feier des 60-jährigen Bestehens des Modehauses Dior ließ er ein Fest am Hof des Sonnenkönigs, einen Ball wie aus der Zeit Honore de Balzacs und einen spanisch inspirierten Sommernachtstraum über den Laufsteg und durch eine grandiose Kulisse flirren.

Der Brite, der in diesem Jahr seit zehn Jahren für Dior die Damenmode kreiert, bot am Montagabend bei seiner Haute Couture-Schau für Herbst/Winter 2007/8 all sein Können, um Christian Diors (1905-1957) geniale Schnitte, üppige Stoffe und kostbare Verarbeitung in Erinnerung zu rufen. Und so war es nur folgerichtig, dass dieser heutige Magier der Mode zur Feier des einstigen Monarchen der Mode an den Hof von Louis XIV. in die Orangerie von Versailles bat.

Schon die Abfahrt aus dem Pariser Zentrum in extra gemieteten Bussen bot den Passanten ein Glamour-Spektakel: Das auch sonst nicht gerade in Sack und Asche gehende Modevölkchen hatte sich extra aufgeschickt, um dem Dresscode mit Smoking und Abendkleid zu genügen. Sogar die meist eher lässig gekleideten Fotografen kamen im dunklen Anzug.

In Versailles selbst gab es dann einen Aufmarsch der Roben und Stars: Juliette Binoche im schulterfreien Dior-Kleid, Charlize Theron mit blonder Lockenpracht und in Nachtblau, Bond-Girl Eva Green in pinkfarbenem Plissee-Gewand, Kate Hudson in leuchtendem Goldgelb und Monica Bellucci in Schwarz und mit auberginefarbenem Pelz. Sie alle demonstrierten auf elegante Weise, warum Dior für viele Schauspielerinnen zur Zeit erste Wahl ist. Zudem nahmen der spanische Regisseur Pedro Almodovar, Altmeister Pierre Cardin und Regisseurin Sofia Coppola in der ersten Reihe Platz.

Die Schau jedoch stellte auch die schönen Schauspielerinnen in den Schatten. Galliano beschwor Diors Liebe zur bildenden Kunst. Der Mann, der 1947 mit seinem New Look die Modewelt aufrüttelte, war eigentlich ein stiller Feingeist und mit zahlreichen Künstlern befreundet. Und so zogen an Picassos Harlekine und Cocteaus schwarz-weiße Fantasien erinnernde Roben vorbei. Dann ging es in den französischen Impressionismus, in Barock und Manierismus, flämische und italienische Renaissance.

Die erfolgreichsten amtierenden Mannequins und eine Reihe früherer Supermodels führten die Entwürfe vor. Linda Evangelista kam in einem ochsenblutroten, von Caravaggio inspirierten Gewand und ging nachher neben ihrer in zartes Rosa gehüllten Freundin Naomi Campbell vom Laufsteg. Gisele Bündchen beschwor in einem atemberaubenden schwarzen Glitzerkostüm mit Bleistiftrock und kühn geschwungenen Jackenschößchen den Stil des Fotokünstlers Irving Penn. Und Stella Tennant erinnerte in einem tiefroten Kleid mit schwarzer Stickerei an Spanien und El Greco.

Die spanischen Impressionen waren Galliano bei einer Reise in den Sinn gekommen, während der er sich Goyas Gemälde der Herzogin von Alba angesehen hatte. Spanisch war dann auch an dem Abend die Live-Musik vor und nach der Schau und das Essen, das im Barock-Garten serviert wurde. Es gab Feuerschlucker und marokkanisch geschmückte Zelte, riesige dampfende Paella-Pfannen, und der Champagner floss in Strömen. Und doch war dieses Fest eher zart-romantisch als üppig barock.

„Ich habe viel gesehen, ich habe gut gegessen. Was will ich mehr?“, sagte eine Französin auf dem Rückweg zum Bus. Und während sie sich sanft heimwärts schaukeln ließ, strömte die junge Pariser Szene gegen Mitternacht in die Orangerie, um zu tanzen. Ihre Party begann erst nach einem der glanzvollsten Defilees, das die Modewelt in den vergangenen Jahren erlebt hat.

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