50 Jahre ABBA-Sieg beim Eurovision Song Contest

Den Erfolg von ABBA führt Björn Ulvaeus (78) auf die Teilnahme der Schweden am Eurovision Song Contest zurück, die am 6. April ihr 50-jähriges Jubiläum feiert. "Ich denke, das war tatsächlich ausschlaggebend", so der ABBA-Musiker, Songwriter und Produzent im Gespräch mit der dpa.
ABBA holte ersten ESC-Sieg für Schweden
Vor fünf Jahrzehnten, am sechsten April 1974, eroberten Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad auf dem Eurovision Song Contest im britischen Küstenort Brighton mit ihrem Lied "Waterloo" die Herzen des Publikums im Saal, Millionen von Zusehern vor den Fernsehern weltweit und einige Mitglieder der internationalen Jurys. Zum ersten Mal erreichte Schweden den ersten Rang, und für ABBA war dies der Startschuss für eine weltweite Erfolgsgeschichte. "Damals war es sehr schwer, außerhalb von Schweden den Durchbruch zu erzielen", erinnert sich Ulvaeus. "Ich glaube, Eurovision war der einzige Weg nach draußen."
1973 scheiterte ABBA beim ESC-Vorentscheid
Eigentlich plante er, bereits ein Jahr zuvor mit Abba am Eurovision Song Contest teilzunehmen. Bei dem Melodifestivalen, dem schwedischen Auswahlwettbewerb, traten sie mit "Ring Ring" an, konnten sich jedoch nicht durchsetzen. "1973 hatte der schwedische Vorentscheid eine Jury, sogenannte Experten, die den falschen Song gewählt haben", sagt Ulvaeus. "Und es gab einen riesigen Aufschrei in den schwedischen Zeitungen. Die Leute waren total sauer und meinten, dass sie stattdessen 'Ring Ring' von Abba hätten nehmen sollen."
Der "falsche Song" lautete "You're Summer - You Never Tell Me No" von Nova. Nur eingefleischte ESC-Kenner könnten sich heute noch an dieses Pop-Duo erinnern, vor allem außerhalb Schwedens. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Gruppe ursprünglich Malta genannt wurde, sich für den ESC jedoch aufgrund möglicher Verwechslungen in Nova umbenannte. Immerhin erreichte Schweden damit im Jahr 1973 den fünften Platz.
Scheitern bei ESC-Vorentscheid Glücksfall für ABBA
Für Ulvaeus war es im Nachhinein ein Glücksfall, dass er mit Abba im ersten Anlauf beim Melodifestivalen gescheitert war. "Ich bin froh, dass sie den falschen Song ausgesucht haben", erzählt die Musiklegende. "Das war gut für uns, denn im Jahr darauf haben sie zum ersten Mal die Zuschauer wählen lassen und wir haben mit 'Waterloo' haushoch gewonnen. Und dann sind wir da hingefahren."
Die Band und ihre Plattenfirma waren zuversichtlich und hatten alles für eine weltweite Veröffentlichung vorbereitet. "Es war sehr professionell", erinnert sich Ulvaeus. Das Album "Waterloo" kam bereits im März auf den Markt. "Einige von uns dachten möglicherweise, dass wir gewinnen. Ich selbst dachte, dass wir vielleicht Platz sechs oder sieben oder so erreichen. Ich habe aber erwartet, dass wir herausstechen, weil das Lied so anders war als die üblichen Eurovision-Songs."
Großbritannien sprang 1974 als ESC-Ausrichter ein
17 Künstler traten am 6. April 1974 in Brighton gegeneinander an. Eigentlich hätte der 19. ESC in Luxemburg stattfinden sollen. Doch das Großherzogtum hatte zwei Jahre in Serie gewonnen und schon im Vorjahr den Wettbewerb ausgetragen. Wegen der Kosten entschied man sich gegen ein zweites Mal. So sprangen Großbritannien und die BBC als Ausrichter ein.
Abba hatte den Startplatz Nummer 8. Für großen Applaus im Brighton Dome sorgte schon Dirigent Sven-Olof Walldoff, der in einem Napoleon-Kostüm die Bühne betrat. Tatsächlich kam die Begleitmusik größtenteils vom Band, nachdem die Regeln diesbezüglich geändert worden waren. Strahlend und mit Glitzer-Make-up liefen Anni-Frid und Agnetha, die vom BBC-Moderator wiederholt fälschlich Anna genannt wurde, auf die Bühne. "My, my! At Waterloo, Napoleon did surrender."
ABBA-Sieg bei ESC: "Es gab nicht viel Vorbereitung"
Eine Choreografie oder spektakuläre Bühnenshow gab es damals noch nicht. Den mitreißenden Auftritt hatten die Perfektionisten von ABBA nicht extra einstudiert. "Nein, da gab es nicht viel Vorbereitung", sagt Ulvaeus, "denn die Ladys, die Mädchen, wussten was zu tun ist. Und wir hatten das ja schon im schwedischen Vorentscheid gemacht." Dort hatten sie "Waterloo" noch auf Schwedisch gesungen. Davon abgesehen blieb alles gleich, auch die heute ikonischen Glitzerkostüme. "Wir haben also nur wiederholt, was wir vorher gemacht haben, aber auf Englisch."
Für ihren mitreißenden Auftritt erhielten Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid im Saal tosenden Applaus. Das Urteil der zehnköpfigen Jurys fiel knapper aus. Jedes Land konnte insgesamt zehn Punkte - einen pro Jury-Mitglied - vergeben, die auf die teilnehmenden Länder verteilt wurden. Aus Deutschland erhielten die Schweden zwei Punkte. Von den Briten, die mit Olivia Newton-John ("Long Live Love") angetreten waren, gab es null.
Die Punkteverkündung geriet zum Krimi und zu einem Duell zwischen den Schweden und der italienischen Sängerin Gigliola Cinquetti ("Si"). Erst kurz vor Schluss standen ABBA mit 24 Punkten als Sieger fest, weil Italien - Zweitplatzierter mit 18 Punkten - bei der Verkündung der Punkteverteilung als letztes Land drankam und sich selbst keine Punkte geben konnte. Deutschland landete punktgleich mit Portugal, Norwegen und der Schweiz auf dem letzten Platz.
Weltweiter Durchbruch für ABBA nach ESC-Sieg
Für ABBA bedeutete der Auftritt den erhofften Karriereschub. Die Single "Waterloo" eroberte weltweit die Hitparaden. Das gleichnamige Album wurde zum bis dato meistverkauften in Schweden und landete in Deutschland auf Platz sechs. Es war der Auftakt für eine Weltkarriere - auch im anfangs noch skeptischen Großbritannien. Heute sehen in London jede Woche Tausende Besucher die spektakuläre Hologramm-Show "ABBA Voyage" und das ABBA-Musical "Mamma Mia".
Ohne Eurovision wäre es "sehr schwer gewesen", ist sich Björn Ulvaeus sicher. "Ich denke nicht, dass es so gekommen wäre." Die abschließende Platzierung beim ESC sei hingegen weniger relevant gewesen. "Selbst wenn wir auf Platz fünf gelandet wären, hätten wir mit 'Waterloo' einen großen Hit gehabt, der unsere Karriere lanciert hätte. Das Gewinnen war nicht so wichtig wie die Teilnahme."
Zum 50. Jubiläum wird am Brighton Dome eine Erinnerungsplakette für ABBA angebracht. Die BBC produziert einen neuen Dokumentarfilm. Das Album wird als Deluxe-Edition neu aufgelegt. Dass der Eurovision Song Contest im "Waterloo"-Jubiläumsjahr ausgerechnet in Schweden stattfindet, halten manche für mehr als nur Zufall. Doch die große Hoffnung vieler Fans wird sich am 11. Mai wohl kaum erfüllen. Björn Ulvaeus stellte unlängst klar, dass die ABBA-Mitglieder bei der Musikshow in Malmö nicht gemeinsam auftreten werden.
(APA/Red)
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