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40. Todestag von Janis Joplin

Janis Joplin war die personifizierte Rebellion und ihre ultimative Stimme. Der erste weibliche Superstar des Blues wurde nur 27 Jahre alt.

Janis Joplin starb vor 40 Jahren, am 4. Oktober 1970 in Los Angeles. Ihre musikalische Hinterlassenschaft wirkt aber bis heute nach. Sie wurde zum Vorbild für Generationen von Musikern und Sängerinnen, vor allem durch die unglaubliche, unverwechselbare Intensität, mit der sie ihre Songs interpretierte.

Joplin wurde am 19. Jänner 1943 in Port Arthur in Texas geboren, bereits mit 15 Jahren hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt, natürlich mit Blues und Folk. Nach ihrem Highschool-Abschluss verließ sie 1960 das Elternhaus mit dem erklärten Ziel, Sängerin zu werden. Das größte Vorbild der Autodidaktin war Bessie Smith, auf deren – bis dahin anonymem – Grab in Pennsylvania sie im Sommer 1970 einen Grabstein errichten ließ.

Schon bei ihren ersten Auftritten in diversen Lokalen und Folk-Clubs fiel sie Zeitzeugen zufolge durch ihren für die damalige Zeit unerhörten und ungehörten Gesang auf. Sie schrie, krächzte, seufzte und kreierte damit einen Stil, der ihr den Titel “größte weiße Blues- und Rocksängerin” einbringen sollte. Bis heute hat es auch keine Künstlerin geschafft, ihr diesen Titel streitig zu machen.

Richtig in Schwung kam ihre Karriere 1966, als sie nach San Francisco zog und sich der Band “Big Brother And The Holding Company” anschloss. Ein erfolgreicher Auftritt beim Monterey Pop Festival 1967 brachte der Band einen Plattenvertrag ein. Das Album kam unter dem Titel “Big Brother And The Holding Company Featuring Janis Joplin” auf den Markt. Von der Aufnahmetechnik her nicht gerade liebevoll produziert, ließ es doch das Potenzial der Sängerin bereits deutlich werden.

Joplin, die auf Konventionen pfiff, bei Konzerten Whisky aus der Flasche trank und BHs verabscheute, war aber nach Aussagen ihrer Schwester keineswegs die verzweifelte junge Frau, die ihre Depressionen ins Mikrofon schrie. Joplin-Forscher Douglas Cook meinte: “Die Wahrheit ist, dass sie sang, weil sie das einfach liebte.” Sie schockierte wohl eher deshalb, weil sie in eine Männerdomäne eindrang und dort einen gleichwertigen Platz beanspruchte. Zurückzustecken, nur weil sie eine Frau war, kam für sie nicht infrage. Und dem Establishment schleuderte sie ihr ironisches “Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz” entgegen.

1968 kam das Album “Cheap Thrills” heraus, das heute noch in jedem halbwegs gut sortierten Plattenladen auf Lager ist. Es bot musikalische Glanzlichter wie “Ball and Chain”, “Piece of My Heart” und vor allem jene grenzgeniale Version des Klassikers “Summertime”. Im Jahr darauf folgte die Platte “I Got Dem Ol’ Kozmic Blues Again, Mama!” mit ihrer neuen Band “Kozmic Blues Band”, die – für ihre Verhältnisse – nicht so gut gelungen war.

Ein musikalischer Glücksgriff war hingegen ihre dritte und letzte Band “Full Tilt Boogie”, mit der Joplin “Pearl” einspielte, ihr letztes Album. Die Sängerin war zu diesem Zeitpunkt heroinsüchtig, nahm Aufputschmittel und trank Unmengen von Whisky, im Studio war davon aber nichts zu merken. “Pearl” erschien erst nach ihrem Tod. In einem Motel in Los Angeles ifand hr Manager John Cooke sie nach einer Überdosis. Die Platte wirkt wie ein Best-of-Album, Lieder von “Me and Bobby McGee” oder “Move Over” bis zu “Cry Baby” oder “Buried Alive In The Blues” wurden zu Hymnen, die noch heute Gänsehaut verursachen.

Ein Dutzend Biografien wurden über Janis Joplin geschrieben, zahlreiche Filme gedreht, doch wer wissen will, wer und wie Janis Joplin war, kann sich die Bücher getrost sparen. Es genügt, eines ihrer Alben aufzulegen und den Verstärker schön laut aufzudrehen. Mit ihrer Musik ist alles gesagt.

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