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360-Grad-Bilder zur Schau "Der ewige Kaiser" in der Wiener Nationalbibliothek

Ab heute ist im Prunksaal der Nationalbibliothek die Shau "Der ewige Kaiser" zu sehen.
Ab heute ist im Prunksaal der Nationalbibliothek die Shau "Der ewige Kaiser" zu sehen. ©APA
Die Schau "Der ewige Kaiser" wurd eam Donnerstag eröffnet und rückt das Leben von Kaiser Franz Joseph I. in den Mittelpunkt. Die Mythos-Bildung wird bis zum 27. November im Prunksaal der Nationalbibliothek zu sehen sein. Die Schau im 360-Grad-Blickwinkel im Artikel.

“Aus historischer Distanz und dem heutigen Wissensstand entsprechend” will ÖNB-Direktorin Johanna Rachinger ein Bild jenes Mannes entstehen lassen, der knapp 68 Jahre lang regierte und dabei für “folgenschwere historische Ereignisse” verantwortlich war.

“Der ewige Kaiser” in der Nationalbibliothek

In der 285 Exponate umfassenden Schau anlässlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph I. (21. November 1916), von denen 90 Prozent in den vergangenen 100 Jahren nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren, soll “sowohl die politische als auch die symbolische Rolle des Kaisers nachgezeichnet werden”, wie Rachinger am Donnerstag beim Presserundgang sagte. Dass dies nicht nur mithilfe von offiziellen wie privaten Schriftstücken, sondern auch durch zahlreiche Fotografien gelingt, ist dem Kaiser und seiner bewussten Image-Bildung durch das neue Medium Fotografie geschuldet. “Er war ohne Zweifel auch ein Medienstar und verfügte über einen wirksamen Propagandaapparat”, so Rachinger.

Während Kaiser Franz Joseph I. “gezielt das Bild der einigenden Symbolfigur” zu inszenieren versuchte, blieb die Persönlichkeit hinter der Repräsentationsfigur damals freilich im Dunkeln. Auch dieser Seite widmet man sich in der Schau, die nicht nur originale Briefe des Kaisers an seine Freundin und Vertraute, die Schauspielerin Katharina Schratt, ausstellt, sondern auch den Unterrichtsunterlagen und Zeichnungen des jungen Franz, der als Schüler bis zu 50 Stunden Privatunterricht erhielt, Platz einräumt. Dass ihm da “offenbar auch einmal fad geworden ist”, wie es Kurator Hans Petschar formulierte, zeigt sich etwa auf den Kritzeleien auf der Rückseite eines Schulhefts (etwa ein Eichhörnchen), die neben Auszügen von handschriftlichen Prüfungsfragen und Schreibübungen (etwa vom 12. Oktober 1846) gezeigt werden. Doch auch ernsthafte Zeichnungen und Aquarelle des jungen Franz Joseph sind zu sehen.

Alles rund um Kaiser Franz Jospeh I.

Die betont ohne viel multimedialen Schnickschnack auskommende Schau (bis auf eine Audio-Station mit zwei Hörproben und einen Bildschirm mit gemorphten Porträts dominieren Schaukästen) führt zu Beginn vorbei an einer zehn Meter langen Zeittafel, die anhand von 86 Porträts Franz Josephs dessen Lebensweg nachvollzieht. Unter der Kuppel des Prunksaals finden sich die Vitrinen zu den “Briefen an die Frauen” sowie jener Prachtband, der anlässlich des 50. Thronjubiläums vom Verleger Max Herzig hergestellt wurde und der alles bis dahin Geschaffene in den Schatten stellen sollte, wie es in den Presseunterlagen heißt. Trotz des Titels “Viribus Unitis” war es keine politische Biografie, sondern sollte vom Kaiser selbst erzählen. 400 eigens angefertigte Illustrationen zeugen von der Bedeutung des visuellen Kaiserbilds. Vor allem in den folgenden zehn Jahren bis zum 60-Jahr-Jubiläum erschien damals – auch aufgrund der illustrierten Presse – eine bis dahin ungekannte Anzahl an Bildern, die in der Ausstellung auch in Form von ausgewählten Bildpostkarten und Huldigungsadressen präsentiert werden.

Die Ausstellung führt weiter zu Themen wie “Parlament und Diplomatie” (etwa durch eine Federzeichnung aus dem Sitzungssaal im Reichstagsgebäude illustriert), “Kaiser von Österreich – Revolution” (zu sehen ist etwa die Freiheitsrede des damaligen ungarischen Ministers Layos von 1948) oder der Station “Auf Reisen” mit Reiseskizzen aus Ägypten. Wenig Raum ist seiner Ehefrau Elisabeth gewidmet, die sich bekanntlich ab einem Alter von 35 Jahren nicht mehr fotografieren lassen wollte.

Der hinterste Winkel der Ausstellung hält die Feder bereit, mit der Kaiser Ferdinand 1848 seine Abdankung unterschrieb und Franz Joseph den Thron überließ. Besonders freut sich Rachinger, im Rahmen der Schau erstmals die Abschiedsbriefe von Mary Vetsera zu präsentieren, die erst im Vorjahr entdeckt wurden. Ausgestellt ist je ein Blatt der Briefe an ihre Mutter Helene, ihre Schwester Hanna und ihren Bruder Feri, die wichtige Quellen für die Tragödie von Mayerling darstellen. Apropos Kronprinz Rudolf: Ein Porträt des Vaters, das ihm dieser im Alter von drei Jahren geschenkt hatte, nahm Franz Joseph nach dem Selbstmord Rudolfs wieder an sich; nun ist es in der Ausstellung zu sehen.

So ist diese leise, auf Details setzende Schau eine interessante Reise in die Vergangenheit, befördert bisher der Öffentlichkeit unbekannte Stücke ans Licht und macht Lust, sich auch weiterhin auf Franz Joseph einzulassen. Gelegenheit dazu hat man nicht nur im umfangreichen Katalog, sondern ab 16. März auch in der Gemeinschaftsausstellung “Franz Joseph”, die sich an vier Orten – im Schloss Schönbrunn, der Wagenburg des KHM, dem Hofmobiliendepot sowie auf Schloss Niederweiden – weiteren Aspekten aus dem reichen Leben des Kaisers widmen wird.

(APA/Red)

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