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"30 Jahre in der Hand"

Vor drei Jahrzehnten hat Ludwig Hirsch begonnen, seine Lieder mit feinzüngigen Texten und seiner unverwechselbaren Stimme aufzunehmen.

Nun sind bei Universal erstmals all seine Alben und ein Live-Konzert neu und in digital aufbereitetem Sound auf CD bzw. DVD erschienen, und im November folgt eine auf 1.000 Stück limitierte, vom Künstler handsignierte Zwölf-CD/DVD-Box.
“Da halte ich dann 30 Jahre in der Hand”, freut sich Hirsch. Der Sänger und Schauspieler ist beim Rückblick auf sein bisheriges Schaffen “immer wieder positiv überrascht”: Es gebe “uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt.” Zu hören gibt es Hirsch-Lieder ab Ende Oktober auch wieder auf Tour.

Das Debüt “Dunkelgraue Lieder”, die Alben “Komm großer schwarzer Vogel” und “Zartbitter” sowie etwas unterschätzte Perlen wie “Landluft” oder “6 (Traurige Indianer, Unfreundliche Kellner)” bieten nun einen optimalen Sound – “wie heißt das immer? Digitally remastered, ich habe keine Ahnung, was das ist. Aber anscheinend dürfte das sehr gut klingen”, so Hirsch. Er freue sich über die “Freundschaftsidee” der Plattenfirma, eine CD-Ausgabe herauszugeben – u.a. deshalb, weil er selbst vor einer Schwierigkeit gestanden ist: Denn “viele Alben von mir hat es nie auf CD gegeben. Und mein Plattenspieler ist schon langsam eingegangen.”

Der Rückblick ist für Hirsch jedoch kein Anlass für eine Ruhepause: Bereits 2009 soll das nächste neue Album herauskommen. Im Frühjahr wird sich der Sänger und Schauspieler in seinen “Klausurtempel” – einen Bauernhof in der Oststeiermark – zurückziehen, um dort ungestört Lieder zu schreiben. “Die einzigen, die da beim Fenster reinschauen, sind Rehe und Hasen. Leider keine Hirsch-Kühe”, so Hirsch mit einem Schmunzeln.

Aktuelle Themen wie etwa den Rechtsruck bei den jüngsten Wahlen wird Hirsch aber wohl nicht in seine Texte übernehmen – obwohl er sich vom Wahlergebnis “erschrocken” zeigt. Und einen “Befehl” für SPÖ und ÖVP hat: “Die sollen sich bemühen, Herrgott nocheinmal. Wenn diese zwei großen Parteien – jetzt sind sie ja nicht mehr groß – halbwegs gut wieder zusammenarbeiten, dann rutschen sehr viele, die jetzt nach rechts gerutscht sind, wieder zurück, hoffe ich. Wir wollen ja nicht unter einem Strache leben”, so Hirsch.

Aber “ich habe in meinen Texten nie zu aktuellen Sachen auf den Tisch geklopft. Deswegen haben auch so viele meiner Lieder überlebt”, sagt Hirsch. “Es hat mich nie so wahnsinnig interessiert, meine Probleme auf den Tisch zu legen. Vielleicht wollte ich, weil ich von der Schauspielerei komme, immer lieber in fremde Kostüme schlüpfen.”

Dass dieses Gefühl für Texte so manchem Vertreter der derzeitigen österreichischen Popmusikszene fehlt, stimmt Hirsch nachdenklich. “Bei ‘Starmania’ werden Abziehbilder kreiert. Wer ist außer Christina Stürmer übergeblieben? Wenn einer singt wie Justin Timberlake, und ich geh dann ins Plattengeschäft und da liegt die CD vom Original-Timberlake neben der CD vom Hansi, der ihn nachgemacht hat, dann kauf ich mir das Original und nicht das vom Hansi.”

Theateratmosphäre mag der Sänger auch bei seinen Konzerten, die aktuelle Tour startet am 25. Oktober in Traun und führt u.a. nach Wels (26.10.), Wien (19. und 22.11.) und Krems (21.11.). Open Air-Auftritte mag Hirsch weniger – und “man kann fast keine mehr spielen: Da gibt es strahlenden Sonnenschein, und sofort ist wieder ein Gewitter da”, so Hirsch über seine negativen Erfahrungen mit den Unwettern des vergangenen Sommers.

Nicht nur das Klima wandelt sich, auch Hirsch selber. “Manchmal grübelt man schon”, sagte der 62-jährige Sänger auf die Frage, wie er mit dem Altern umgeht. “Aber ich habe noch einiges vor, dann vergisst man’s wieder.” Neben der kommenden Tour und CD gibt es auch Pläne für Ludwig Hirsch, den Schauspieler: Der Regisseur Josef Vilsmaier habe sich mit “ganz vagen” Plänen für einen Film bei Hirsch gemeldet. “Es geht um den Zentralfriedhof. Ich weiß aber nicht, wie er da genau auf mich kommt.”

Ludwig Hirsch – “Sternderl schaun”

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