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30 Jahre im Dienste der guten Sache

Eigentlich wollte er ja Architekt werden. Doch das Geld reichte damals nur für einen Studienplatz in Innsbruck. "Da konnte ich bei meiner Tante wohnen", erinnert sich Dr. Elmar Kramer.

Und studierte Medizin. Die Leidenschaft fürs Bauen ist dem mittlerweile pensionierten Kinderarzt geblieben. In jeder Beziehung. Jetzt sorgt er nicht nur dafür, dass seine Sprösslinge ein Dach über dem Kopf haben. Vor über dreißig Jahren war Kramer maßgeblich am Aufbau des Schulheimes Mäder beteiligt, das heute Jubiläum feiert und in dem etwa sechzig schwerstbehinderte Kinder liebevoll betreut werden.

Verzweiflung

Es regnet in Strömen. Wie schon seit Tagen. Elmar Kramer steht am Fenster seines Hauses und blickt in den großen Garten. Dass er dort so gar nichts tun kann, schmerzt ihn. Denn an allem, was gedeiht, hat der 66-Jährige seine Freude. Das gilt auch in Bezug auf das Schulheim Mäder. Doch dieses Pflänzchen zum Wachsen zu bringen erwies sich als gar nicht so einfach. Als Kramer im April 1972 im Auftrag des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) beginnt, die ambulante Behindertenhilfe aufzubauen, hat er auch die Hoffnungslosigkeit von Eltern mit körperbehinderten Kindern kennen gelernt. „Viele waren verzweifelt, weil es für ihre bildungsfähigen Kinder keine Schule und keinen Kindergarten gab“, erinnert sich der Arzt. Gespräche mit der Landesregierung brachten wenig Erfolg. „Es herrschte die Meinung vor, dass für Behinderte private Initiativen tätig werden sollten“, erzählt Kramer mit einem Anflug von ironischer Bitterkeit.

Aber Aufgeben kam für ihn keinesfalls in Frage. Mit beherzten Eltern und Therapeuten gründete der Bregenzer den Verein „Arbeitskreis für körper- und mehrfachbehinderte Kinder Vorarlbergs“. Auch bei der Suche nach Räumlichkeiten ließ Elmar Kramer trotz zahlreicher Rückschläge nicht locker. Schließlich fand er in Mäder eine Heimat. Damit war die Möglichkeit der schulischen und therapeutischen Förderung auch für diese Kinder geschaffen.

Und der Initiator wälzte eine Vision: „Ich hoffte, dass durch die Frühbehandlung die Kinder in den normalen Schulbetrieb integriert werden können und wir das Schulheim irgendwann nicht mehr brauchen.“ Davon hat sich Elmar Kramer inzwischen längst verabschiedet.

Liebe und Gemeinschaft

Denn der Bedarf an Plätzen steigt. „Weil sich das Behindertenwesen grundlegend geändert hat“, wie er sagt. Es gibt mehr schwere Fälle und immer mehr Ausländerkinder. Schule im üblichen Sinn findet kaum statt. „Aber wir können den Kindern viel Liebe und soziale Gemeinschaft vermitteln“, bekräftigt Kramer den Nutzen. Die Hälfte seines Lebens hat er ehrenamtlich als Obmann gewerkt. Jetzt ist er auf der Suche nach einem Nachfolger. „Der Geist in Mäder gibt mir das Vertrauen und die Kraft, dass es weitergehen wird im Sinne von Hoffnungen wecken, Wünsche erfüllen und Liebe vermitteln“, sagt er, während draußen unaufhörlich der Regen plätschert.

ZUR PERSON

Dr. Elmar Kramer

  • Geboren: 8. Jänner 1940
  • Wohnhaft: Bregenz, verheiratet, 4 Kinder, 5 Enkel
  • Beruf: Kinderarzt i. R.
  • Hobbys: Garten, Heimwerken, Wandern mit offenen Augen, Botanik, Malen
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