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3. Soloprogramm von Ottfried Fischer

Natürlich hat er den Bullen-Bonus. Aber er nützt ihn nicht. Wenn Ottfried Fischer die Bühne eines Kabaretts betritt, dann ist er zwar erst einmal genau wie der Tölzer Fernseh-Kommissar in einer seiner unzähligen Folgen.

Dick, bayerisch und zynisch. Spricht in rasendem Tempo, verhaspelt sich gelegentlich in seinen Wortkaskaden und erwischt seine Pointen mit einer seiner Körperlichkeit eigentlich widersprechenden Spritzigkeit. Aber schnell scheint ihm die Bühne zur Heimat zu werden – womit wir beim Thema wären: “Wo meine Sonne scheint” ist gestern, Sonntag, Abend, beim Salzburger Kabarettfestival MotzArt zum ersten Mal in Österreich gezeigt worden.

Schon in Zeiten, in denen Fischer als “Blacky Blanco der Gaudi-Gigant” mit Frauenwitzen und Bürgermeister-Gags durch die bayerischen Bierzelte getingelt ist, war er nahe am weißblauen Puls unseres Nachbarlandes. Naheliegend also, dass sich der Preisträger des Salzburger Stiers (1985) und des deutschen Kleinkunstpreises (1986) in seinem erst dritten Bühnensoloprogramm mit dem Thema Heimat beschäftigt. Aber nicht in einem Vernichtungsfeldzug gegen alles hemdsärmelig Bodenständige. So billig gibt es Fischer nicht. Denn schließlich ist “das Gegenteil von wertkonservativ bestimmt nicht progressiv, sondern blödkonservativ”. Nur gegen Letzteres hat Fischer – trotz Parkinson-Erkrankung – seine Zunge gespitzt.

Heimat ist, wo man sich bei den Todesanzeigen auskennt und wo die Vögel die Schwänze vorne haben. Aber selten sind es Brüller zum Schenkelklopfen, auf die Fischer abzielt, auch wenn die “Kastelruther Spatzen” stellvertretend für die gesamte volkstümliche Musik eine Breitseite einstecken mussten. Wohl verdienterweise. Denn diesem “Genre der Hinterhältigkeit” könne man sonst nur mit dem Strafrecht beikommen.

Fischer schenkt ihnen nichts, den dumpfen Biertisch-Schunklern und ihren Helden. Aber selbst in diesem Fall scheint er sich das “Leben lassen” auf die Fahnen geschrieben zu haben. Auch wenn es manchmal wehtut oder – noch schlimmer – gar eine Pointe kostet.

Schon 1984 war Ottfried Fischer bei der Salzburger MotzArt, und auch 25 Jahre später kommt er hierher für seinen einzigen Österreich-Auftritt. Und er hat einen unspektakulär-intelligenten Kabarettabend abgeliefert und bewiesen, dass das Fernsehen nicht jeden verbiegt.

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