25.000 T-Shirts und ein Fake-Konzern: Wie ein Startup beinahe betrogen wurde
Für das junge Startup "Das Merch" klang es zunächst nach dem Geschäft des Jahres: 25.000 T-Shirts – unbedruckt, aber in hochwertiger Qualität – sollten an einen französischen Großkonzern geliefert werden.
Ein Auftrag, der zu gut war, um wahr zu sein
Ein Auftrag, der nicht nur wirtschaftlich, sondern auch symbolisch ein Meilenstein hätte sein können. Doch was als Erfolgsgeschichte begann, endete als raffinierter Betrugsversuch – mit Stoff, der nun in Portugal lagert.
"Wir haben uns natürlich riesig gefreut", sagt Gründer Klaus Buchroithner im Interview mit "Brutkasten". Alles hat professionell gewirkt: Es gab offizielle Dokumente, echte Namen von Verantwortlichen, sogar ein unterschriebenes Angebot mit Firmenstempel.
Der Moment, als Zweifel aufkamen
Doch irgendwann beschlich das Team ein ungutes Gefühl. Zuerst verzögerte sich die Zahlung – nichts Ungewöhnliches bei Großkonzernen, bei denen Bürokratie manchmal Zeit braucht. Doch dann kam eine Nachricht vom angeblichen Auftraggeber: Man riet, die Bestellung "abzusichern".
"Zuerst dachte ich, sie meinen eine Lieferversicherung – also dass wir garantieren, dass wir liefern können", erzählt Buchroithner. Doch schnell wurde klar: Der Hinweis zielte darauf ab, dass sie selbst die Lieferung versichern sollten – ein seltsames Detail in einem sonst professionell anmutenden Prozess.
Eine KI bringt Klarheit
Buchroithner wandte sich an "Gemini", eine von Google entwickelte Künstliche Intelligenz, um verdächtige Details zu prüfen. Und tatsächlich: Die KI half, Unstimmigkeiten im Schriftverkehr und im Ablauf des Bestellprozesses zu erkennen. Es war der Wendepunkt.
Kurz darauf folgte die offizielle Bestätigung vom echten Konzern: Man habe keine Bestellung aufgegeben. Man entschuldigte sich für die Umstände und informierte darüber, dass bereits mehrere Betrugsfälle unter ihrem Namen bekannt seien. Offenbar agiert eine international tätige Scammer-Bande, die in ganz Europa mit fingierten Aufträgen Geschäfte täuscht, um am Ende selbst in den Besitz der Ware zu gelangen und sie gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Die große Frage: Warum dieser merkwürdige Hinweis?
Was Klaus Buchroithner bis heute nicht loslässt: Warum gab der vermeintliche Kunde überhaupt den Hinweis, die Bestellung zu versichern? Auf eine ironisch-humorvolle Art vermutet er: "Vielleicht war es ein netter Scammer, der uns sympathisch fand."
Aus der Not eine Tugend gemacht
Trotz des aufgedeckten Betrugs war der Stoff für die 25.000 Shirts in Portugal bereits produziert worden. Ein Schaden, den das junge Unternehmen nicht einfach abschreiben konnte. Also entschloss sich Buchroithner zu einem ungewöhnlichen Schritt: Statt sich zu verstecken, machte er das Missgeschick öffentlich.
Auf LinkedIn postete er ein Angebot: "Die besten T-Shirts aus Portugal, mit eurem Logo, zum Top-Preis." Der kreative Umgang mit der Situation kam an – rund 5000 Stück seien bereits verkauft worden.
Man möchte aus einer schwierigen eine "Win-win"-Situation machen. Das Unternehmen konnte einen Teil der Investitionen wieder hereinholen und gleichzeitig seine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die zeigt, wie schnell Euphorie in Ernüchterung umschlagen kann und wie wichtig kritisches Denken und digitale Werkzeuge im modernen Geschäftsalltag sind.
(VOL.AT)
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