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18. - 22. Juni: Im Zeichen des Fisches

Die ersten fünf Tagesetappen und 170 Kilometer auf dem Weg nach Rom sind ohne Blasen geschafft. Das Kloster Einsiedeln hat Peter Mayr erreicht, nun geht es weiter nach Brunnen.

18.Juni 2014 TAG 1

Strecke: Schwarzenberg – Bödele – Fohramoos – Alpe Schwende – Dornbirn – Hohenems – Götzis – Klaus

Streckenlänge: 34,9 Kilometer Gehzeit: 7h3min

Aufstieg: 637m Abstieg: 951m

Ich gehe wieder. Aber von Anfang an: Um 6:15 Uhr standen meine Frau Bruni und ich auf. Mein Schlaf war sicherlich nicht so gut wie sonst. Meine Anspannung, Nervosität und Vorfreude waren doch spürbar. Um 7:30 Uhr saßen wir im Hotel Sonne in Mellau bei einem genüsslichem Frühstück – Abschiede wollen zelebriert werden!
Um 10:03 Uhr machte ich dann aber endgültig meine ersten Schritte auf meiner Reise nach Rom. Ich kam aber nur schwer vorwärts, und dies hatte zwei Gründe: Etliche Nachbarn wünschten mir noch alles Gute für den Weg, was mich total freute. Der andere Grund war, ich bin natürlich noch nicht in Form. Mein Rucksack, er wiegt circa 10 Kilogramm, machte mir in der ersten Stunde doch schwer zu schaffen. Von meiner Haustüre geht es immer bergauf, bis man das Bödele erreicht. Ich denke aber, meine Fitness wird von Tag zu Tag besser. Was mich total motivierte war einerseits das tolle Startwetter: Sonnenschein pur! Es gab aber noch einen anderen wichtigen Grund: Meine Bruni begleitete mich bis Dornbirn. Wir machten unsere erste Rast auf der Alpe Schwende. Ein Mountainbiker erkannte mich und fragte mich, ob ich nicht der Pilger bin, der nach Rom geht. Es entstand ein sehr, sehr nettes, unterhaltsames Gespräch. Ich bekam sehr viele gute Wünsche von vielen Wanderern mit auf den Weg. In Dornbirn hieß es dann Abschied nehme von Bruni. Es wird doch wieder eine Ewigkeit dauern, bis wir uns Wiedersehen. Mein Rückflug ist gebucht für den 15. August.

Da war ich nun wieder alleine auf meinen Weg. Es ging immer weiter – jetzt auf Asphalt nach Hohenems entlang der Bundesstraße. Das ist eine perfekte Einstimmung für die vielen Abschnitte der Via Francigena in Italien. Laut vieler Berichte führt der Weg doch sehr oft entlang von viel befahrenen Straßen. In Hohenems machte ich meine zweite Pause. Ich kehrte bei meinem Freund Andrew im Palast ein. Er freute sich riesig über meinen Besuch. Danke Andrew an dieser Stelle für Deine Gastfreundschaft. Anschließend ging es weiter über Götzis nach Klaus, wo ich bei meinen Götikindern nächtige. Dies war ein Versprechen, dass ich ihnen gemacht habe. Auf meinem Weg zu meinem Etappenziel Klaus hatte ich heute immer wieder tolle Erlebnisse. Viele Autofahrer winkten mir zu, ein paar Freunde und Bekannte blieben mit Ihren Autos stehen und wünschten mir das Allerbeste für meinen Weg. Ich fühle mich wirklich sehr gut „begleitet“ – DANKE!

Das Highlight war aber sicherlich mein Empfang in Klaus. Leider waren meine Götibuben Andi und Michi nicht da. Sie waren mit meinem Jugendfreund, ihrem Vater Horst, unterwegs in meinen Geburtsort Wels, in dem auch die Eltern von Horst wohnen. Aber, Laura und Annelies, sie ist die Frau von Horst hatten für mich sofort ein wunderbares Fußbad parat. Was für ein Feeling! Zugegeben, die Strecke von heute war für den Anfang grenzwertig. Aber ich hatte ein Versprechen ausgesprochen, und das wollte ich halten. Annelies erzählte mir, dass heute das Sternzeichen Fisch ist, mein Sternzeichen. An Fischtagen soll es besonders wirkungsvoll sein, wenn man Fußbäder nimmt und generell die Füße pflegt. Wenn das nicht positive Zeichen sind für meinen Weg! Annelies verköstigte uns noch mit fantastischen Spaghetti – die Italienischen Wochen sind eröffnet!

Morgen werden Laura, Annelies und ich gemeinsam zur Basilika in Rankweil gehen. Danach pilgere ich wieder alleine weiter. Wie weit? Ich weiß es noch nicht.

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Es geht wieder los!

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19. Juni 2014                                 TAG 2

Strecke: Klaus – Rankweil – Meiningen – Oberriet – Hirschensprung- Freienbach

Streckenlänge: 23,8 Kilometer                         Gehzeit: 4h41min

Aufstieg: 266m                  Abstieg: 106m

In meiner ersten Nacht am Pilgerweg habe ich wunderbar geschlafen. Ich hatte ein Luxuszelt – mit Matratze – auf der Terrasse. In der Nähe war zwar ein Fest, aber wenn man müde ist, schläft man immer gut. Nach einer kleinen Stärkung starteten Laura, Annelies und ich meine heutige Etappe. Um 7:30 Uhr erreichten wir bereits die Basilika in Rankweil. Wir hatten Glück, sie wurde gerade aufgesperrt. Nach einem kurzen Innehalten und Rundgang besichtigten wir noch die Kapelle mit dem Fridolinstein. Nach einem zweiten, nun etwas größerem Frühstück hieß es wieder Abschied nehmen. Bis zum 27. Juni werde ich jetzt alleine weiter marschieren. Der Weg nach Meiningen war wunderschön. Es ging immer wieder auf schönen Schotterwegen und entlang eines Baggersees in Richtung Grenze. Nachdem ich den Rhein überquert hatte, erreichte ich Oberriet in der Schweiz. Hier passierte mir ein kleines Missgeschick: Ich wählte den falschen Weg. Er führte mich zwar auf einem wunderschönen Weg entlang eines Binnenkanals. Zum Glück bemerkte ich meinen Fehler relativ früh und konnte so über einen kurzen Umweg wieder rasch auf den richtigen Weg zurück gelangen. Von Hirschensprung aus führt der Jakobsweg steil bergauf nach Freienbach. Da meine Fußsohlen bereits ein bisschen brannten, beschloss ich hier meine Etappe zu beenden. In diesem netten Dorf gibt es eine B&B Unterkunft – Haus zur Krone – die sich noch als Volltreffer herausstellen sollte. Sie ist wunderschön gelegen und hat außerdem noch einen tollen Garten. Ich genoss den Nachmittag mit einem ausgiebigen Schläfchen und tankte Energie in dieser Wohlfühloase für die nächsten Tage. Morgen geht es weiter in Richtung Appenzell.

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20. Juni 2014                                 TAG 3

Strecke: Freienbach – Alpe Oberrieter Strüssler – Neuenalp – Eggerstanden – Appenzell – Gonten – Urnäsch

Streckenlänge: 31,4 Kilometer                         Gehzeit: 7h28min

Aufstieg: 802m                  Abstieg: 582m

Heute marschierte ich bereits um 05:20 Uhr los, und das sogar mit Frühstück. Meine Gastgeberin ließ es sich nicht nehmen, mir um 05:00 Uhr bereits ein Frühstück zu servieren. Schon gestern am Abend kochte sie für mich überbackenen Spargel mit Kartoffel und Salat. War das lecker. So kann einer heute größeren Etappe nichts mehr im Weg stehen. Von Freienbach aus ging es gleich mal nur bergauf. Auf der Alpe Oberrieter Strüssler begegnete ich einem Fuchs. Ich weiß nicht wer mehr erschrak, jedenfalls war der Fuchs schneller weg als ich. Bei der Neuenalp überquerte ich die Kantonsgrenze von St. Gallen und dem Kanton Appenzell-Innerrhoden. Von hier oben hatte ich nochmals einen wunderbaren Blick zurück ins Rheintal. Es ging weiter über Wald- und Wiesenwege, vorbei an der schönen Kapelle Mariahilf-Bildstein nach Appenzell. Hier machte ich meine erste, wohlverdiente Ruhepause. Ich bewunderte die buntbemalten Häuser der Altstadt. Nach einer kleineren Stärkung ging es nun weiter auf dem sogenannten Barfuß-Weg. Der Weg, den ich nun gehen sollte, gehört für mich zu den schönsten Wegabschnitten, die ich am Jakobsweg kenne. Es ging entlang von einem schön angelegten Golfplatz, über ein Hochmoor und wunderschönen Wiesenwege. Kurz nach Gonten erreichte ich St. Jakobsbad am Fuße des Kronberges. Hier machte ich meine zweite Pause. Ich kam mit der Wirtin ins Gespräch und sie erzählte mir, dass hier am Kronberg die Jakobsquelle entspringt. Es gibt hierfür 2 verschiedene Sagen: Die erste Variante besagt, dass der heilige Jakobus mit den Römern hier am Kronberg vorbeikam. Mit seinem Stab verlieh er der Quelle seine Heilkraft. Anschließend schleuderte er seinen Stab von sich, der in Santiago de Compostela landete. Daraufhin wurde diese Stadt dort gegründet. Die zweite Variante besagt genau das Gegenteil: Jakobus habe seinen Stab von Spanien aus weggeschleudert, er blieb im Kronberg stecken und legte so die Quelle frei.

Nach einer ausgedehnten Mittagsrast ging es weiter auf dem sogenannten Besinnungsweg. Auch dieser Weg war wiederum einfach nur schön. Es ging zwar wiedermal bergauf, dieses mal aber sanfter und immer weit weg von den Straßen. Ich hatte auch heute wieder das Wetterglück auf meiner Seite. Trotz schlechter Wettervorhersage fing es nur einmal kurz zu tröpfeln an. Danach war wieder blauer Himmel. Nach insgesamt 7h28min Gehzeit erreichte ich Urnäsch, wo ich beschloss zu bleiben. Morgen möchte ich möglichst nahe nach Rapperswil kommen.

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Kurz vor Steinegg

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Appenzell
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Wunderschöne Wege

 

21. Juni 2014                                             TAG 4

Strecke: Urnäsch – St. Peterzell – Wattwil – St. Gallenkappel

 Streckenlänge: 40 Kilometer                Gehzeit: 9h15min

Aufstieg: 1.218m               Abstieg: 1.441m

Nach einem kleinem abendlichen Imbiss – 4 hart gekochten Eier – schlief ich gestern bereits um 20:30 Uhr ein. Dementsprechend gestärkt startete ich heute um 5:18 Uhr meine heutige Etappe. Es herrschte wiederum traumhaftes Wanderwetter. Die morgendliche Luft war sehr angenehm. Von Urnäsch ging es gleich mal für die nächste Stunde nur bergauf. Ich wurde dafür aber mit einem umwerfenden Ausblick belohnt. Ich sah einerseits die wunderschöne Schweizer Bergwelt, andererseits konnte ich auf der anderen Seite den Bodensee erkennen. Anschließend ging es wieder auf schönen Wiesenwegen weiter zum Fuchskogel. Wie wahr der Name doch ist: Ich konnte zwei Füchse beim Spielen beobachten. In Schönengrund angekommen, machte ich bei einer Greißlerin meine erste längere Pause. Die Dame war sehr zuvorkommend und fragte mich, ob sie mir einen Kaffee anbieten könne. Generell kann ich sagen, dass Pilger in der Schweiz sehr willkommen sind. Anschließend marschierte ich weiter nach St. Peterzell. Eine sehr nette Ordensschwester stempelte mir meinen Pilgerpass ab, und wir wechselten noch einige Worte. St. Peterzell ist nicht nur schön wegen seiner Barockkirche, sondern auch wegen seiner wundervollen Bürgerhäuser. So hat auch St. Peterzell wie Dornbirn ein „rotes Haus“, das Rothus.
Von St. Peterzell ging es nun wieder nur bergauf bis ich auf den Aussichtsberg Scherrer gelangte. Zu meinem Glück befindet sich da ein Gasthaus, wo ich meine zweite längere Pause machte. Anschließend ging es hinab nach Wattwil. Von Wattwil aus, ging es zuerst zur Bur Iberg, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Weiter ging es über die Weiler Schlosswis, Schlossweid und Laad. Hier in Laad hatte ich heute zum zweiten Mal Glück. Eine Familie bietet hier einen besonderen „Pilgerservice“ an. In einer kleinen schattigen Laube gibt es eisgekühlte Getränke: Zeit für meine dritte, längere Pause an diesem Tag. Hier schloss ich noch Freundschaft mit der jungen Haushündin „Rommy“.
Anschließend ging es weiter auf den Laadpass, von dort hinab in Richtung Rapperswil. Leider waren die meisten Wege nun asphaltiert, ich wurde dafür aber mit schönen Ausblicken auf den Zürichsee belohnt. Als der Pilgerweg in St. Gallenkappel an einer Herberge der besonderen Art vorbeiführte, beschloss ich meine Etappe hier zu beenden. Schlafen im Stroh ist hier das Motto. Ich bin gespannt, ob ich schlafen kann. Morgen möchte ich Einsiedeln erreichen.

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Sonnenaufgang

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Meine neue Hundefreundin Rommy.
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Schlafen im Stroh.

 

22. Juni 2014                                             TAG 5

Strecke: St. Gallenkappel – Neuhaus – Rapperswil – Pfäffikon – St. Meinrad – Tüfelsbrugg – Einsiedeln

 Streckenlänge: 40 Kilometer                Gehzeit: 9h15min

Aufstieg: 1.218m               Abstieg: 1.441m

Heute startete ich meine Etappe bereits um 05:02 Uhr . Aber nicht, weil ich nicht geschlafen hätte in meiner „Strohherberge“. Ganz im Gegenteil! Gestern Abend richtete mir die Bäuerin noch eine kalte Platte her, so dass ich gestärkt zu „Stroh“ ging. Ich glaube, es war 22:00 Uhr als ich durch ein Feuerwerk geweckt wurde. Normalerweise schaue ich mir das immer sehr gerne an, aber ich war so müde, dass ich einfach liegen blieb. Deshalb war ich heute bereits so früh auf den Beinen.
Mein Weg führte mich zu Beginn auf engen schönen Weglein durch eine Einfamilienhaus-Siedlung. In Neuhaus angekommen, hatte ich dann die Qual der Wahl, denn hier teilt sich der Weg, Man hat zwei Möglichkeiten um nach Einsiedeln zu kommen. Ich wählte den Weg über Rapperswil. Schon nach fünfzehn Minuten bereute ich meine Entscheidung. Es ging immer nur beinhart geradeaus auf Asphaltstraßen. Aber was soll es – ultreia, immer weiter. Nach circa dreißig Minuten Asphaltmarsch, wendete sich das Blatt. Der Weg war auf einmal wunderschön. Es ging über Wiesen und durch Wälder mit wunderschönem Ausblick auf den Zürichsee. Man sollte nie zu früh etwas verdammen. Auch Rapperswil ist eine Augenweide. Hier genoss ich ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück. Frisch gestärkt zog ich auf dem Jakobsweg weiter in Richtung Hafen. Dor führt der Weg über eine eigens für Pilger errichtete Brücke nach Pfäffikon. Auf der Brücke hatte ich ein schönes Gespräch mit einem achtzigjährigen Schweizer. Er interessierte sich für meine Pilgerreise. Wir plauderten fast 15 Minuten und er erzählte mir seine sehr persönliche Lebensgeschichte. Er wünschte mir noch alles Gute für den Weg, und ich gab ihm noch ein kleines Versprechen mit.
Von Pfäffikon aus führt der Weg sehr steil bergauf. Ich war froh dass es in Luegeten ein wunderschönes Restaurant gab. Ich rastete hier für eine Stunde, genoss nicht nur den Ausblick, sondern auch einen Liter Mineralwasser. Danach lief es sich gleich viel leichter. Der Weg ging zwar immer noch bergauf, aber nicht mehr so steil. Das Glück war, dass der Weg im Wald verlief, also immer schön im Schatten. Oben, auf dem St. Meinrad am Etzelpass, legte ich meine nächste Ruhepause ein. Anschließend ging es bergab nach Tüfelsbrugg, mit gleichnamiger Brücke. Diese Brücke wurde 1699 erbaut und war damals schon ein wichtiger Bestandteil des Pilgerweges. Gleich neben der Brücke befindet sich der Gedenkstein von Paracelsus, der hier geboren wurde. Von hier aus führt der Weg hinauf auf den Hinterhorben. ist man oben, erreicht man ein Hochmoorgebiet. Der Weg führt hier immer flach und geradeaus auf einer Asphaltstraße in Richtung Einsiedeln. Kurz vor Einsiedeln erreicht man einen hölzernen Pilgerunterstand. An dieser Stelle stand früher das „Galgenchappeli“. An der Galgenkapelle erhielten sie vom Einsiedler Hochgericht, das bis 1799 tagte, den letzten Segen. Eine halbe Stunde später erreichte ich das Kloster Einsiedeln. Sofort besichtigte ich die wunderschöne Klosterkirche. Das Kloster Einsiedeln ist seit mehr als 1000 Jahren ein wichtiges Pilgerziel.

Morgen geht es weiter in Richtung Brunnen. Momentan geht es mir sehr gut, mein Kopf spielt mit – und zum Glück auch meine Füße.

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Was für ein Ausblick.

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Hier würde ich gerne länger bleiben.

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Einsiedeln ist erreicht!

 

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