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14. Vienna Shorts Kurzfilmfestival im Zeichen des Vertrauens

Große Vorfreude auf das kommende Vienna Shorts Kurzfilmfestival 2017
Große Vorfreude auf das kommende Vienna Shorts Kurzfilmfestival 2017 ©VIS
Beim kommenden Vienna Shorts Filmfestival von 1. bis 6. Juni 2017, das heuer unter dem Motto "Trust Me" läuft, hat sich einiges verändert: Kürzerer Name, kürzere Spielzeit und eine andere Location des Festivalzentrums.

Letzeres wandert angesichts des Umbaus des Künstlerhauses in das Metro Kinokulturhaus, als zweite Hauptspielstätte der 14. Ausgabe des Filmfestivals mit knapp 350 Kurzfilme, Animationen und Musikvideos wurde das Filmcasino gefunden.

Kurzfilmfestival Vienna Shorts unter dem Motto “Trust Me”

Inmitten sich verändernder (Festival-)Zeiten baut VIS auf das “Vertrauen” der Besucher: Mit “Trust Me” – also: “Vertrau mir” – ist die diesjährige Ausgabe überschrieben, und hat damit den “gefährlichen Vertrauensschwund” in Politiker, Medien und Eliten zum Thema, der sich “in abgeschlossenen Filterblasen und extremistischen Strömungen” widerspiegelt, so der künstlerische Leiter Daniel Ebner bei einem Pressegespräch am Dienstagnachmittag.

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“Limbo” – Konstantina Kotzamani

Fünf kuratierte Programme – darunter zwei von den diesjährigen Partnerfestivals aus dem schwedischen Uppsala und dem polnischen Bialystok – laden ein, “den Zweifel vorübergehend auszusetzen und die Leinwand als einen Ort des Nachdenkens zu verstehen”. Mit “Fake News. Sad.”, frei nach Donald Trump, ist etwa ein Programm über vereinfachte und reißerische Darstellung übertitelt, das u.a. Arbeiten vom portugiesischen Ausnahmeregisseur Miguel Gomes oder dem französischen Animationskünstler Donato Sansone umfasst.

100 Filme aus 33 Ländern in vier Wettbewerbssektionen

Herzstück des Festivals ist und bleibt der Wettbewerb, der neben internationalen Kurzspiel- und dokumentarfilmen auch Animations- und Experimentalarbeiten sowie nationales Kurzfilmschaffen und Musikvideos prämiert. 100 Filme aus 33 Ländern mit einer Länge bis zu 30 Minuten wurden aus knapp 4.000 Einreichungen für die vier Wettbewerbssektionen ausgewählt und rittern um insgesamt rund 20.000 Euro Preisgeld sowie eine Chance auf eine Oscar-Nominierung: Dank des im Vorjahr erreichten Status von VIS als “Oscar Qualifying Festival” rücken nämlich der beste Kurzspielfilm, der beste Animationskurzfilm sowie erstmals auch die beste Kurzdoku auf die Longlist vor. Gelungen ist das bereits Selim Azzazi, der es dank des VIS-Jurypreises für “Ennemis interieurs” heuer unter die fünf Kurzspielfilm-Nominierten geschafft hat.

Auch heuer ragt das Programm vereinzelt über die Leinwand oder gar den Kinosaal hinaus, kommen doch zu Filmcasino, Metro, Filmmuseum und Gartenbaukino Konzerte, Gespräche und Projektionen an weiteren Spielorten hinzu. Im Auftrag von VIS und dem donaufestival haben Florian Kindlinger und Peter Kutin alias Ventil ihre audiovisuelle Arbeit “Ventil plays Bulletproof” konzipiert, bei der die Zerstörung einer Panzerglasscheibe auf der Bühne des Metro Kinokulturhauses Ton- und Bildmaterial generiert. Als “halluzinatorischer Rausch” wird Makino Takashis Performance “Space Noise 3D” im rhiz angekündigt, verschmelzen doch Bild und Ton mittels 16mm- sowie digitaler Projektion und Live-Soundtrack. Weitere Bildüberlagerungen des japanischen Avantgardekünstlers sind im Rahmen des “Spotlight”-Programms zu sehen, das weiters der griechischen Nachwuchskünstlerin Jacqueline Lentzou sowie dem Frankokanadier Alexandre Larose gewidmet ist.

“Midnight Movies” zwischen Erotik, Trash und Horror

Abseits davon wurden die Spezialprogramme gestrafft – wenn auch die populären “Midnight Movies” zwischen Erotik, Trash und Horror freilich wieder dabei sind und die “Goldenen Nächte” (Les Nuits en Or) bei freiem Eintritt zu einer Rundschau von nationalen Filmakademien prämierter Filme laden. “Nach Jahren der Unterdotierung und Selbstausbeutung” habe VIS den Weg der Konsolidierung bei Finanzen und Beschäftigungsverhältnissen eingeschlagen, so Geschäftsführer Benjamin Gruber: 200.000 unbezahlte Arbeitsstunden “bzw. 2,5 Millionen Euro, wenn man den fiktiven Kern’schen Mindestlohn anwendet”, habe das Team seit den Anfängen des Festivals als Studentenprojekt geleistet.

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“Noia” – Mauro Folci

Bis 2018 will man 1.500 Euro Lohn pro Vollzeitarbeitsmonat erreichen – um dem Prekariat zu entkommen, aber auch um ein Signal an fördergebende Institutionen zu senden, so Gruber: “Die Arbeit, die hier geleistet wird, hat einen Wert.” Im Zuge der Neustrukturierung der Filmfestivalförderung hatte der neu eingerichtete Expertenbeirat zwar eine 50-prozentige Fördererhöhung für VIS empfohlen – statt der 20.000 Euro gab es von der Stadt Wien aber lediglich 5.000 Euro mehr, so Gruber. Aktuell hat man ein Gesamtbudget von 363.500 Euro (wobei 260.000 Euro davon Geldleistungen entsprechen) zur Verfügung, den zusätzlichen Bedarf beziffert er mit 130.000 Euro.

Alles für die Katz: Cat Video Festival, kuratierte Katzen-Programme

Glücklicher schätzt sich die aus dem VIS heraus entstandene Vienna Shorts Agentur, die für ihr Konzept des “Wiener U-Bahn Zoetrops” bei der diesjährigen SHIFT-Ausschreibung der Stadt Wien 100.000 Euro zugesprochen bekam. In den sonst dunklen Tunneln sollen zwischen zwei ausgewählten U-Bahnstationen Einzelbilder durch einen Shutter-Effekt und die Bewegung der Waggons animiert werden.

Abseits davon zieht man mit der “Filmfabrik” in Wiener Leerstände ein – am 23. Juni etwa in die ehemalige Sargerzeugung Atzgersdorf – und frönt freilich wieder den Katzenvideos: Für die fünfte Ausgabe des Cat Video Festivals geht es zurück auf die Jesuitenwiese im Wiener Prater; der Termin wird Mitte Juni bekanntgegeben. Fix sind weiters eigens kuratierte Katzen-Programme zum Finale des frame[o]ut-Festivals am 25. und 26. August im Museumsquartier sowie im Rahmen der Ausstellung “Hund & Katz” im Naturhistorischen Museum im Herbst.

Infos zur Veranstaltung

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VIS – Vienna Shorts Festival 2017
14. Festival für Kurzfilm, Animation und Musikvideo
Wann: 1. bis 16. Juni 2017, Link zum Timetable
Wo: Filmcasino, Metro, Filmmuseum, Gartenbaukino
Tickets: € 8,50, Weitere Infos hier
Link zum Filmfestival

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VIS / Hammerschick

(APA/Red.)

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