“Die Hälfte der im Schnitt 1100 vorzeitigen Lehrvertragsauflösungen (inkl. Probezeit) pro Jahr in Vorarlberg wäre vermeidbar. Diese Zahl ist nämlich viel zu hoch, wenn man ins Verhältnis setzt, dass jährlich im Land rund 2500 Jugendliche eine Lehre beginnen und die Gesamtzahl der Lehrlinge im Land derzeit bei 8000 liegt.” So zu den VN Dr. Christoph Jenny (46), Leiter der Lehrlingsstelle und stellv. Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV), und Mag. Marcus Mayer (31), Leiter der Lehrlings- und Jugendabteilung in der AK Vorarlberg.
Im Jahr 2010 wurden nach der Probezeit 861 Lehrverträge vorzeitig aufgelöst. Betroffen waren vor allem Lehrlinge im Gastgewerbe und im Groß- und Einzelhandel, gefolgt von den Lehrlingen im Bereich Elektro und Büro. Der Großteil der Auflösungen erfolgt zwischen dem ersten und zweiten Lehrjahr.
Nur 27,6 Prozent der betroffenen Lehrlinge geben an, ihre Lehre in einem anderen Betrieb fortzusetzen. Die anderen haben den Lehrberuf gewechselt oder haben außerhalb der Lehre ein Arbeitsverhältnis gefunden.
Mit dem Zweck, die Anzahl der Lehrvertragsauflösungen zu senken, haben die WKV und die AK eine Befragung zu den Motiven und Hintergründen der Vertragsauflösungen durchgeführt.
Kommunikation soll helfen
Als Maßnahme zur Senkung der Zahl der vorzeitigen Lehrvertragsauflösungen wird vor allem eine verbesserte Kommunikation zwischen allen Beteiligten vorgeschlagen.
Wichtigste Auflösungsgründe
Als Gründe für die Auflösung geben Lehrlinge und Betriebe unterschiedliche Motive an.
Die Ausbilder in den Betrieben sehen die Gründe vor allem in mangelnden Leistungen der Lehrlinge:
- Der Lehrling hat das Interesse am Lehrberuf verloren: 59,7 Prozent.
- Der Lehrling hat sich im Betrieb zu wenig angestrengt: 42,6 Prozent.
- Der Lehrling hatte zu schlechte Leistungen in der Schule: 42,3 Prozent.
Lehrlinge sehen hingegen vor allem das Arbeitsklima als Hauptgrund:
- Der Ausbilder und ich sind miteinander nicht ausgekommen: 54,5 Prozent.
- Das Arbeitsklima war schlecht: 53,6 Prozent.
- Ich konnte bei der Arbeit zu wenig mitbestimmen: 46,0 Prozent.
Für 48,9 Prozent der Lehrlinge und 54,5 Prozent der Ausbilder hat ein besonderes Ereignis zur Auflösung geführt. In der Umfrage zeigt sich deutlich, dass die Jugendlichen vor Lehrantritt nicht besonders aktiv geworden sind. Nur die Hälfte der Befragten hat den Lehrbetrieb vorab besucht bzw. dort geschnuppert. Vergleicht man dies mit weiteren Aussagen der Lehrlinge, fällt auf, dass zwar 81,4 Prozent ziemlich bis sehr sicher waren, den richtigen Beruf gewählt zu haben, dennoch gibt ein Drittel an, dass sie wenig über den Lehrberuf wussten.
Die befragten Betriebe gaben an, ihre Lehrlinge nach praktischem Auffassungsvermögen sowie Selbst- und Sozialkompetenz auszuwählen. Die Zeugnisnoten spielen eine wichtige Rolle, nicht jedoch der besuchte Schultyp.
Maßnahmen
- Gegenmaßnahmen sollten auf eine verbesserte Kommunikation abzielen.
- Die Jugendlichen sollten während der Schulzeit besser auf die Berufswahl vorbereitet werden.
- Mehr und intensiver schnuppern.
- Die Familien sind verstärkt für dieses Thema zu sensibilisieren.
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