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100 Tage Franziskus: Reformkurs für Transparenz in Kurie und bei IOR

Neuer Papst hat bereits erste wichtige Schritte gesetzt.
Neuer Papst hat bereits erste wichtige Schritte gesetzt. ©AP
An den ersten Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri knüpfen sich viele Hoffnungen und Erwartungen, vor allem, was Reformen der Kirchenführung betrifft.

Der am 19. März in sein Amt eingeführte Papst Franziskus hat in seinem erst knapp 100 Tage dauernden Pontifikat bereits wichtige Schritte zur Reform der Kurie gesetzt. Die Ernennung eines Kardinalsdirektoriums, das ihn ab Oktober nicht nur bei der Regierung der Weltkirche unterstützen, sondern auch bei einem Plan zur Reform der “Pastor Bonus”, der Verfassung der römischen Kurie, mitwirken soll, gilt im Vatikan als Signal eines tiefen Erneuerungswillens.

Beratung bei Leitung der Weltkirche

Acht Kardinäle aus fünf Kontinenten hat Franziskus dazu berufen, Reformvorschläge für die Kurie auszuarbeiten und ihn bei der Leitung der Weltkirche zu beraten. Der Papst setzte Männer mit langjähriger Leitungserfahrung, kirchenpolitischem Fingerspitzengefühl und theologischem Sachverstand ein, um die bisher oft unübersichtliche Verwaltung der Kirche effizienter zu gestalten. Zum Koordinator der Kommission ernannte er den Lateinamerikaner Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, einen der profiliertesten Kardinäle der Weltkirche. Der Erzbischof von Tegucigalpa, seit 2007 Präsident der Caritas Internationalis, hat den Ruf eines fähigen Organisators und sozial äußerst engagierten Kirchenmannes, der vieles an der römischen Kurie kritisch sieht.

Zugleich will sich der Papst um eine bessere Kommunikation innerhalb der Dikasterien der Kurie bemühen. Laut Vatikan-Insidern trägt sich Franziskus mit der Absicht, Strukturveränderungen an der Kurie vorzunehmen und auch einige Leitungsämter neu zu besetzen, vermutlich aber erst nach gründlicher Überprüfung – und kaum vor der Sommerpause. Ob Franziskus einen neuen Staatssekretär anstelle von Kardinal Tarcisio Bertone ernennen wird, gilt noch als offen.

Mehr Transparenz bei Vatikanbank IOR

Jorge Mario Bergoglio bemüht sich auch um mehr Transparenz bei der skandalumwitterten Vatikanbank IOR. Bis Ende des Jahres will das Geldhaus mit einem Vermögen von sechs Milliarden Euro erstmals im Internet seine Bilanzen veröffentlichen. Die vatikanische Finanzaufsicht AIF hat vor wenigen Tagen ihren Jahresbericht vorgestellt. Daraus geht hervor, dass 2012 wegen verdächtiger finanzieller Transaktionen in sechs Fällen ermittelt wurde, in zwei Fällen wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Vorgestellt wurde das gut 60 Seiten umfassende Dokument von AIF-Direktor Rene Brülhart. Der Schweizer Anwalt, der zuvor die liechtensteinische Meldestelle zur Bekämpfung von Geldwäsche leitete, steht seit November an der Spitze der AIF.

Reform des globalen Wirtschaftssystems

In seinen Reden drängt Franziskus auf einen Einsatz für den Frieden durch Dialog, für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Religionsfreiheit und Solidarität. Dabei hebt er das Engagement für die Armen, für sozial ausgegrenzte Menschen und die Bedeutung christlicher Barmherzigkeit besonders hervor. Angesichts wachsender Armut und Arbeitslosigkeit in der Welt drängt der Heilige Vater auf eine Reform des globalen Wirtschaftssystems. Dieses müsse auf den Prüfstand gestellt und mit den fundamentalen Rechten aller Menschen in Einklang gebracht werden, fordert er. Man könne heute nicht mehr einfach sagen, dass nur auf der südlichen Erdhalbkugel “etwas nicht funktioniert”.

Mit dem Thema Armut will sich der Papst dem Vernehmen nach auch in einer Enzyklika befassen. Angeblich beschäftigt sich der Pontifex auch mit einem Lehrschreiben zum Thema Glauben, das auf Vorarbeiten basiert, die sein Vorgänger Benedikt XVI. vor seinem Rücktritt am 28. Februar für eine Enzyklika über den Glauben hinterlassen hat. Wann die Enzykliken veröffentlicht werden, ist noch unklar.

Teilnahme am Weltjugendtag

Franziskus soll sich auch schon auf seine Brasilien-Reise im Juli freuen, wo er am Weltjugendtag teilnehmen wird. Die Abreise ist für den 22. Juli geplant, Franziskus wird sich bis 28. Juli in dem lateinamerikanischen Land aufhalten. Neben den mit dem Weltjugendtag zusammenhängenden Terminen wird der 76-jährige Papst Brasiliens bedeutendsten Wallfahrtsort Aparecida bei Sao Paulo besuchen und mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff zusammentreffen. Außerdem wird er vor dem Bischofsrat der lateinamerikanischen Bischöfe sprechen. Eine Reise in seine argentinische Heimat ist vorerst nicht geplant.

Dem Papst stehen noch weitere wichtige Termine bevor: So wird er am 4. Oktober Assisi, die Heimat des Heiligen Franz, besuchen, von dem er sich bei der Wahl seines Papstnamens inspirieren ließ. Franziskus will darüber hinaus im September nach Sardinien reisen und werde voraussichtlich im selben Monat das Marienheiligtum von Buenos Aires/Bonaria in Cagliari besuchen, hieß es im Vatikan. Die Madonna von Bonaria ist auch die Patronin von Buenos Aires.

(APA)

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