Der Österreichische Handballbund (ÖHB) blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück – und feiert dieses Jubiläum standesgemäß: mit dem Traditionsduell gegen Ungarn, der feierlichen Eröffnung der neuen Sport Arena Wien und einem Debüt an der Seitenlinie: Iker Romero übernimmt zum ersten Mal als Teamchef das Nationalteam.
Ein Meilenstein also, nicht nur für den Verband, sondern für eine ganze Handballgeneration. Einer, der diesen Weg über Jahre mitgeprägt hat, ist Michael Knauth. Der gebürtige Vorarlberger spielte für Bregenz Handball und den Alpla HC Hard, heute ist er in der Geschäftsleitung der Harder tätig. Für das Nationalteam absolvierte er 48 Länderspiele und erzielte dabei 46 Tore.
"Der ganze Körper hat gekribbelt"
An sein erstes Länderspiel kann sich Knauth "ehrlich gesagt nicht wirklich erinnern". Zu viele Highlights seien danach gefolgt. In Erinnerung geblieben sei ihm aber das Gefühl, das rot-weiß-rote Nationaltrikot überzustreifen: "Der ganze Körper hat gekribbelt", erzählt der heute 42-Jährige.
Sein persönlicher Höhepunkt: die Heim-EM 2010 mit Spielen in der Wiener Stadthalle vor 10.000 Fans. Besonders lebendig ist ihm dabei auch die Vorbereitung mit Trainer Dagur Sigurdsson in Erinnerung geblieben. "Wir sind im Sommer eine Woche nach Island geflogen – ohne Trainingsplan. In der ersten Nacht hat uns der Trainer um 4 Uhr geweckt und zum Golfen geschickt. Später ging’s dann auch mal zum Paintball", so Knauth schmunzelnd. "Er hat das unglaublich cool aufgezogen."
Von der EM-Euphorie bis zur Gegenwart
Die Heim-Europameisterschaft 2010 habe laut Knauth einen bleibenden Schub für den österreichischen Handball ausgelöst. "Nach dem neunten Platz damals ist der Erfolg nicht abgerissen. Heute spielen immer mehr Österreicher bei internationalen Top-Vereinen", sagt er. Das Nationalteam sei international "eine Adresse", gegen die andere Nationen nicht mehr gerne antreten.
Die Entwicklung des Sports sieht Knauth ohnehin positiv: "Handball ist schneller und schneller geworden – trotzdem wird enorm viel Wert auf Taktik gelegt." Dass heute auch kleinere Spieler wie der Däne Mathias Gidsel auf Rückraumpositionen glänzen, zeige die Breite und Vielfalt der modernen Spielanlage.
Teamgeist, Nachwuchsarbeit und die zweite Karriere
Knauth selbst war einst fixer Bestandteil des Nationalteams und mit ihm auch viele Spieler aus Vorarlberg. Heute ist mit Lukas Fritsch (Alpla HC Hard) nur ein in Vorarlberg Aktiver im aktuellen ÖHB-Kader vertreten. Für Knauth kein Grund zur Sorge: "Das ist eine Momentaufnahme. Beide Vereine machen tolle Nachwuchsarbeit – in ein, zwei Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen."
Seine eigene Karriere hat er früh strategisch begleitet – mit einer Ausbildung zum Bürokaufmann, einem Fernstudium im Sportmarketing und der parallelen Arbeit im Verein. "Variante B gab es für mich nicht – ich habe alles der Variante A untergeordnet", sagt er rückblickend.
"Ich war immer vorne dabei, wenn’s ums Feiern ging"
Was Knauth am meisten vermisst? "Die Derbys. Endspiele. Und das Kabinenleben natürlich." Weniger vermisst er hingegen die körperlich fordernden Vorbereitungsphasen. Heute ist er unter anderem auch Ansprechpartner für junge Talente im Verein – ohne sich aufzudrängen: "Wenn jemand Fragen hat, weiß er, dass er jederzeit zu mir kommen kann. Die Tür ist immer offen."
Sein persönliches Resümee fällt ehrlich und mit einem Augenzwinkern aus: "Ich war sehr zielstrebig, ein sehr schlechter Verlierer – und wenn’s ums Feiern ging, war ich immer ganz vorne dabei." Deshalb lässt er sich das Jubiläum auch nicht entgehen und wird am Samstag gemeinsam mit alten Nationalteam-Kollegen das Jubiläum gebührend feiern.
(VOL.AT)
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