AA

10 Jahre nach Doppelmayr: Neue Pläne für Stadtseilbahn

Zehn Jahre nach dem Doppelmayr-Konzept gibt es neue Pläne.
Zehn Jahre nach dem Doppelmayr-Konzept gibt es neue Pläne. ©APA, APA/ZOOMVP/GENIAL TOURISMUS- & PROJEKTENTWICKLUNG GMBH, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
2013 wurden Pläne für eine Doppelmayr-Seilbahn auf den Kahlenberg präsentiert. Umgesetzt wurde seither nichts. Nun gibt es ein neues Konzept.

Stadtseilbahnen sind seit Jahren im Kommen. Auch in Wien wird schon länger eine Bahn auf den Kahlenberg angestrebt. Am 23. August 2013 präsentierte die Wiener Wirtschafskammer gemeinsam mit dem Vorarlberger Seilbahnhersteller Doppelmayr ein Konzept. Auch eine Gondel wurde vorgestellt. Seither hat das Unternehmen einige Stadtseilbahnen umgesetzt – die in Wien wurde jedoch nie in Angriff genommen. Auch ein anderes ähnliches Gondelprojekt wurde nie umgesetzt.

Archivbild 2013: Die Konzeptpräsentation für die Doppelmayr-Seilbahn auf den Kahlenberg. ©APA

Neue Pläne für Seilbahn

Fast 10 Jahre später wagt ein privates Unternehmen sich an das Mammutprojekt Stadtseilbahn. Projektwerber Hannes Dejaco plant ebenfalls die Errichtung einer Seilbahn zum Kahlenberg. Er beschäftigt sich schon so lange mit dem Projekt, wie die Vorstellung des Doppelmayr-Vorschlages her ist: Im Juli 2013 stellt er laut Medienberichte das Projekt der Wiener Stadtbaudirektion vor. Bereits vor einem Jahr, im März 2022, erteilte das Bundesverwaltungsgericht den Entwicklern des Projekts den Zuschlag zum Bau der Seilbahn. Man sei schon relativ weit gekommen und wolle nun in Gespräche mit der Stadt Wien gehen, so Dejaco.

Die Seilbahnen von Doppelmayr sind auch im städtischen Raum einsetzbar. ©Doppelmayr Seilbahnen GmbH

Ähnliches Konzept

Das Konzept ähnelt dem von Doppelmayr: Das Vorarlberger Seilbahnunternehmen wollte die Bahn von der U6-Station Neue Donau zum Kahlenberg führen. Dejaco plant in Zusammenarbeit mit Leitner Seilbahnen aus Südtirol von der U4-Endstation Heiligenstadt zum Parkplatz beim Kahlenberg. Die Doppelmayr-Route führt von der U-Bahnstation entlang des nördlichen Donauufers und macht dann zwischen Jedleseer Brücke und Landesgrenze einen Knick. Von dort aus führt die Bahn über die Donau, den Kuchelauer Hafen, das Kahlenbergdorf hinauf auf den Kahlenberg. Die neue Seilbahn soll über die Donau zu den Stationen Jedlesee und Strebersdorf in Floridsdorf führen. Dann geht es über die Donauinsel sowie die Donau bergwärts.

So soll die Route der Seilbahn verlaufen. ©APA

70 Millionen Euro Kosten

Die Projektkosten für die 5,6 Kilometerlange Strecke belaufen sich laut Projekthomepage auf 70 Millionen Euro. Dejaco präsentiert die Seilbahn vor allem als Infrastrukturprojekt. Es werde keine Touri-Bahn. Statt wie bisher in 40 Minuten mit dem Bus, sollen Fahrgäste bereits nach knapp 20 Minuten am Ziel ankommen. Er verwies auch auf gerichtlich in Auftrag gegebene Gutachten: durch die Bahn soll der Autoverkehr auf den Kahlenberg um 50 Prozent reduziert werden. Der Öffi-Verkehr sogar um 80 Prozent. Floridsdorf bekomme zudem einen direkten Anschluss an die U4. Für Pendler sind eine Park-and-Ride-Anlage mit 630 Parkplätzen mit 1.000 Bike-Boxen Ladestationen geplant.

Ein Rendering der geplanten Bergstation am Kahlenberg mit Besucherzentrum. ©APA/ZOOMVP/GENIAL TOURISMUS- u0026 PROJEKTENTWICKLUNG GMBH

"Fudamentale Bedenken"

Ob die Seilbahn diesmal nun Wirklichkeit wird, ist fraglich. Die rot-pinke Regierungskoalition hat im aktuellen Übereinkommen eigentlich ein Nein zu einer Seilbahn festgelegt. "Es gibt zu diesem Projekt noch keinen naturschutzbehördlichen Bescheid der Stadt Wien – es ist noch nicht einmal ein naturschutzbehördliches Ansuchen dazu eingelangt", heißt es aus der Abteilung für Umweltschutz. "Grundsätzlich gibt es zum Projekt Kahlenberg-Seilbahn bereits mehrfache negative Stellungnahmen der Stadt, an den fundamentalen inhaltlichen Bedenken der Stadt Wien hat sich nichts geändert", so Sprecher Roman David Freihsl. Auch im Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima verwies man auf das Regierungsprogramm. Man habe bereits in der Vergangenheit ähnliche Ideen genauestens geprüft. "Fundamentale Bedenken" bestünden auch weiterhin.

Für 70 Millionen Euro will ein privates Unternehmen eine Seilbahn errichten. ©APA/ZOOMVP/GENIAL TOURISMUS- u0026 PROJEKTENTWICKLUNG GMBH

Kritik auch von Bürgerinitiative

Kritik zur geplanten Stadtseilbahn kommt auch von der Bürgerinitiative "Schützt den Wienerwald – Stopp Seilbahn auf den Kahlenberg". Der Initiator sprach gegenüber der APA von einer "optischen und möglichen kommerziellen Katastrophe" und "einem krassen Fehlurteil" des Verwaltungsgerichts. Als Grund dafür nannte Binder eine EU-Richtlinie. Dieser zufolge ist für den Bau von Seilbahnen außerhalb von Skigebieten mit einer Länge von mindestens drei Kilometern eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig, wenn ein schutzwürdiges Gebiet der Kategorien A und B berührt wird. Die Seilbahngegner regen nun die Wiener Umweltanwaltschaft sowie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dazu an, ein EU-konformes UVP-Verfahren einzuleiten.

So reagiert Doppelmayr

Doppelmayr blieb gegenüber VOL.AT recht wortkarg, was eine Stellungnahme zum neuen Kahlenbergbahn-Projekt und den Verbleib des 2013 vorgestellten Konzepts angeht: Es handle sich bei dem Projekt um eine private Initiative, die von einem Mitbewerber aus Italien mitentwickelt werde, so Julia Schwärzler, Pressesprecherin von Doppelmayr. "Die Informationen zum aktuellen Stand des Projekts bekommen Sie bestimmt bei den Projektverantwortlichen", erklärt sie.

Sollte die Seilbahn tatsächlich alle noch vor ihr liegenden Hürden nehmen, soll es bis zur ersten Fahrt dann nicht mehr lange dauern, denn nur zehn Monate Bauzeit sind bis dahin anvisiert.

(VOL.AT/APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • 10 Jahre nach Doppelmayr: Neue Pläne für Stadtseilbahn