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10.000 Tote in zehn Jahren bei Seeüberfahrten nach Sizilien

©EPA
Nachdem nach ägyptischen Angaben ein Boot mit 150 afrikanischen Flüchtlingen an Bord in den vergangenen Tagen auf dem Weg nach Italien gesunken ist, wächst in Rom die Sorge wegen der zunehmenden Zahl von Migranten, die über das Mittelmeer Europa erreichen wollen.

Im Vergleich zu 2007 habe sich bis zum 15. Juni 2008 die Zahl der Bootsflüchtlinge, die in der Regel von den libyschen Küsten aus starten, von circa 3.500 auf über 7.700 mehr als verdoppelt, berichteten italienische Medien.

Viele Seefahrten enden tödlich. Der Kanal von Sizilien habe sich in einen Friedhof verwandelt, in zehn Jahren habe es 10.000 Tote gegeben, berichtete die römische Tageszeitung “La Repubblica” am Dienstag. Trotz der Risiken, die mit den Überfahrten verbunden sind, hätten die Menschenhändler immer noch ein enormes Reservoir von schätzungsweise mehr als zwei Millionen Flüchtlingen aus Nord- und Schwarzafrika zur Disposition.

Nach Medienangaben will der italienische Premierminister Silvio Berlusconi in den nächsten Wochen Libyens Staatschef Muammar Gaddafi treffen, um Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Immigration zu diskutieren. Ohne eine Zusammenarbeit mit Libyen könnte es zu einer Invasion durch illegale Einwanderer kommen, befürchtet die italienische Regierung, die der Bekämpfung der illegalen Immigration Priorität einräumen will. Die bisher mit Libyen getroffene Vereinbarung bezüglich libyscher Küstenpatrouillen habe nicht funktioniert, musste man in Rom feststellen.

Sizilien, die von der illegalen Immigration am stärksten betroffene Region, fordert inzwischen einen Notstandsplan zu Gunsten der nordafrikanischen Länder, aus denen die Flüchtlingsboote in Richtung Süditalien starten. Nur mit massiverer Entwicklungshilfe könne man die Einwanderungsströme stoppen, die in den vergangenen Wochen Sizilien stark unter Druck setzen, betonte der Präsident des sizilianischen Regionalrats, Raffaele Lombardo.

“Man kann die Flüchtlinge nicht mit Gewalt stoppen. Wir wollen nicht, dass die sizilianischen Küsten zu einem Friedhof werden”, sagte Lombardo, Parteifreund des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi. Er forderte umfangreiche Investitionen, um Arbeitsmöglichkeiten und Wohlstand in den nordafrikanischen Ländern zu schaffen.

Eine neue Flüchtlingswelle macht dieser Tage vor allem der Insel Lampedusa zu schaffen. 800 Flüchtlinge befinden sich im Auffanglager der Insel. Lampedusa bangt vor allem um sein Image als Ferienparadies. Der Bürgermeister der Insel forderte erneut von den Regionalbehörden Siziliens Hilfe, um die Notstandssituation zu bewältigen. Der Seeweg nach Lampedusa ist von Tunesien aus nur halb so weit wie von Sizilien. Die Immigranten nützen das schöne Wetter und die hohen Temperaturen, um die Küsten Tunesiens zu verlassen und über Lampedusa in den EU-Raum zu gelangen. “Es könnten noch weitere Tausende in den nächsten Wochen eintreffen”, warnten die sizilianischen Behörden.

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