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„Nein zum Krieg!“

„Kein anderer Staatsmann von Format wagt es heute noch, so eindeutig gegen den Krieg zu wettern wie der Papst“, kommen-tiert ein Vatikan-Kenner nach dem Empfang am Montag.

Allzuhäufig werden bei Neujahrsempfängen für Diplomaten nicht viel mehr als Nettigkeiten gesagt, bestenfalls Allgemeinplätze, immer schön verpackt – diplomatisch eben. Beim Papst ist das anders. Der alte Mann redet Klartext wie nie zuvor in der gegenwärtigen Irak-Krise. „Non a la guerre!“ – das klingt selbst in der Diplomatensprache Französisch hart und kompromisslos.

Während viele kriegskritische Politiker und Parteien mit ihrer Meinung derzeit hinterm Berg halten, wird der Mann im Vatikan zunehmend deutlicher.

Darauf, dass der Kirchenführer es ernst meint, deutet auch der Bericht eines italienischen Vatikan-Kenners hin. Demnach plant Johannes Paul II. eine eigene Friedensmission des Vatikans. Ein oder mehrere Kurienvertreter sollen, falls sich die Kriegsgefahr weiter zuspitzt, nach Bagdad und Washington reisen und dort mit Präsident George W. Bush und Machthaber Saddam Hussein sprechen. Allein schon die Art und Weise, wie der Vatikan hier beide Konfliktparteien formal gleich behandelt, dürfte geeignet sein, in Washington Ärger auszulösen.

„Krieg ist nicht einfach ein anderes Mittel, das man anwenden kann, um Konflikte zwischen Nationen zu regeln.“ So harte Worte hatte der Papst bisher vermieden. Dann erinnert er auch noch an die Leiden des irakischen Volkes unter dem UN-Embargo. „Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit.“

Aber was will der Papst wirklich? „An wen richtet er sich?“, fragte die römische Zeitung „La Repubblica“ am Montag. „An die Katholiken, an die Christen und an alle Menschen guten Willens. Aber vor allem an die Europäer“, meint das Blatt. Mit Sorge, mit Misstrauen und durchaus mit Ärger verfolgen Kardinäle und Prälaten in Rom derzeit das Schweigen der Europäer zur Drohkulisse, die Washington Zug um Zug aufbaut.

Das Blatt meint sogar, hinter den Worten des Papstes stünde der Wunsch nach Taten: Die Europäer sollten einem Angreifer des Irak Truppen, Überflugsrechte und finanzielle Unterstützung verweigern. Angeblich gebe es innerhalb der italienischen Kirche sogar den Wunsch, die Ablehnung eines Krieges mit Friedensmärschen und Gebetswachen zu unterstreichen. „Der Papst macht Druck…“

Fest steht, dass unter vielen Kirchenmännern eine Anti-Kriegsstimmung herrscht. „Wenn die UN-Waffeninspekteure nichts finden, hoffe ich, dass die UN-Sanktionen gegen den Irak fallen: So viele arme Leute leiden darunter“, meint etwa der neue Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Erbischof Renato Martino. Er verurteilt jeden Versuch der USA, sich als „Weltpolizist“ zu begreifen. „Die Vereinten Nationen dürfen keine Organisation der Kriegshetze werden. Sie sind eine Institution des Friedens.“

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