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Zwei Damen auf Vaneks Spuren

©VMH/Klaus Hartinger
Österreich und Frankreich trennten sich bei der WM-Generalprobe 1:1 unentschieden und Österreichs Topstürmerinnen Eva Schwärzler und Esther Kantor blicken auf Ihr Engagement in Nordamerika zurück.

Ein E-Mail aus Minnesota im August 2007 als Ticket ins Eishockey-Paradies.
So hat für die 18-jährige Vorarlbergerin Eva Schwärzler ihr „Abenteuer USA” begonnen. Ein deutscher Trainer hat sie bei einem Sommer-Camp ihres damaligen Schweizer NLA-Klubs DSC Oberthurgau beobachtet und ohne ihr Wissen seine Erkenntnisse an einen befreundeten Coach der Bemidji-State-University weitergeben. In diesem E-Mail bietet die Uni-Leitung der Sportgymnasiastin aus Dornbirn ein sogenanntes „100%-iges Stipendium an, verbunden mit ihrem Engagement im Dameneishockey-College-Team der Bemidji-State. Nach der Absolvierung des internationalen Aufnahmetests zieht Eva Schwärzler nur einen Monat später in die USA. Sie bezieht auch eine Studentenwohnung am Campus der renommierten Universität.

Bislang der Gipfel ihrer Karriere, nachdem sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr in den Burschenmannschaften des EC Dornbirn gespielt hat. „Minnesota ist das Eishockey-verrückteste Land der Welt, da haben sogar die Großmütter Schlittschuhe und eigene Eishockeyschläger!” schwärmt die heute 20-jährige, die nach einer hartnäckigen Erkrankung (Drüsenfieber) ihren USA-Aufenthalt Ende November 2008 unterbrechen musste. Aber gerne wieder zurück in ihr College-Team will. Der größte Tag ihres Eishockeylebens ist der 18. Oktober
2008 gewesen, als sie mit der Bemidji-State das erste „Women – Hall of Fame – Game” gegen die Wisconsin University bestritten hat. Auf den Trainerbänken im Hippodrome von Eveleth vor 6000 Fans Eishockey-Geschichte:
Evas Coach war der US-Teamspieler und vielfache Olympiateilnehmer Steve Sertich und beim schließlich siegreichen Team aus Wisconsin der legendäre Mark Johnson. Mitglied und mehrfacher Torschütze in der unvergessenen US-Nationalmannschaft, die sensationell Olympiagold 1980 in Lake Placid gegen das damals als unschlagbar geltende UdSSR-Team geholt hatte.

Eva Schwärzler ist jetzt nach ihrer Krankheit beim aktuellen Meister, den Ravens aus Salzburg tätig und nähert sich immer mehr der alten Form an, wo sie in ihrem US-Uni-Team stets zu den Topscorerinnen gezählt hatte – gerade richtig zur WM in Graz.

Ebenfalls wieder in Österreich ist die zweite ÖEHV-Team-Stürmerin, die auf den Spuren von Thomas Vanek und Andreas Nödl geskatet war: die 24-jährige Esther Kantor. Die Topscorerin des Vizemeisters Sabres/Flyers aus Wien hat ein Jahr im weiblichen Pendant zur NHL, in der NWHL gespielt. Mit 20 hatte sie den Schritt gewagt und dies gleich in die Eishockey-Hauptstadt Kanadas, nach Montreal. Die Stockerauerin verstärkte die 2. Linie von Quebec Avalanche in der NWHL-Eastern League. Eigeninitiative und ein Englisch-Studium auf der McGill-University in Montreal hatte sie dazu gebracht. Nach zwei Try-Outs wurde sie engagiert, als einzige Europäerin im Kader. „Ich konnte spielerisch viel lernen, v. a. aber das körperbetonte Spiel!” Überhaupt stehen in Kanada mehr Kraft und Eislaufen im Vordergrund als die feine Stocktechnik. Vom Niveau – das bestätigt auch Eva Schwärzler
– kann man die Weltmeisterschaft in Graz sicher mit dem Damen-Hockey in Übersee vergleichen. „Nur der Stellenwert in der Sportöffentlichkeit ist nicht vergleichbar, der ist in Kanada bzw. USA um ein Vielfaches größer!” Zuschauerzahlen, regelmäßig jenseits der 1000, TV- und Medien-Präsenz und die Identifikation der Fans wären in Europa – oder gar in Österreich – (derzeit noch) unvorstellbar. Esther Kantor will aber nicht mehr nach Nordamerika zurückkehren, schon eher nach Schweden. Das einzige, was sie bedauert ist, dass sie nie gegen den „Wayne Gretzky des Damen-Hockeys” spielen konnte, gegen Hayley Wickenheiser. Die kanadische Olympiasiegerin und oftmalige Weltmeisterin war bei Calgary unter Vertrag in der Western League der NWHL gewesen. Und da gab es keinen Spielverkehr mit der Eastern League, in der Kantors Team Quebec Avalanche engagiert war.

Die populäre Hayley Wickenheiser ist bis heute die einzige Frau, der in einer Männer-Profimannschaft – in Finnland bei Salamat – Scorerpunkte gelungen sind.

Sowohl Eva Schwärzler als auch Esther Kantor waren beim gestrigen Test in Kapfenberg mit von der Partie, wo das rot-weiss-rote Team (ohne Altmann,
Weber) ein 1:1 Remis erzielen konnte. Damit bleibt die Länderspielbilanz zwischen diesen Nationen ausgeglichen (5:2, 4:5 n.P. und 1:1 aus Sicht der Österreicherinnen). Coach Miro Berek: “Wir haben nicht gut gespielt, aber das Ergebnis ist trotzdem ein Erfolg. Und die Sachen, die noch nicht funktioniert haben, werden wir jetzt beim Training noch ausmerzen!”

1.4.2009 Österreich – Frankreich 1:1 (0:0, 1:1, 0:0)
Tor für Österreich: Eva Schwärzler

Quelle: icehockey09

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