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Wladimir Wladimirowitsch Putin - Der Kämpfer ist zurück an der Spitze

Putin: Das Ziel immer im Visier.
Putin: Das Ziel immer im Visier. ©AP
Zwölf Jahre hat Wladimir Wladimirowitsch Putin schon die russische Politik geprägt. Nun übernimmt der 59-Jährige nach einem vierjährigen Intermezzo als Ministerpräsident erneut das höchste Amt im Staat. Damit kann er, nachdem die Amtszeit des Präsidenten auf sechs Jahre verlängert wurde, bei erneuter Wiederwahl sogar bis 2024 im Kreml die Geschicke Russlands lenken. Gleichzeitig ist aber alles anders: Während Putins Popularität ihm jahrelang eine schiere Omnipotenz sicherte, schafften die Proteste gegen Manipulationen bei der Dumawahl vom Dezember eine völlig neue Realität.

Doch wer ist der Mann mit dem ewig strengen Blick, der mit seinen rund 1,70 Metern Körpergröße nicht zu den größten gehört? Der nach einem Zerwürfnis im Londoner Exil lebende Oligarch Boris Beresowski soll Putin 1999 als “schwach, aber sehr vertrauensvoll” für das Amt des Ministerpräsidenten und potenziellen Nachfolger das damaligen Präsidenten Boris Jelzin ausgewählt haben. Doch schon damals sollen St. Petersburger Zeitgenossen Putins gewarnt haben: “Sind die (die Putin ins Amt getragen haben, Anm.) verrückt, er wird sie verschlingen”, meinte der russische Politologe Mark Urnov jüngst in Wien.

Putin über Putin: “Hooligan, kein Pionier”

Putin wollte immer ein Kämpfer sein. “Ich war ein Hooligan, kein Pionier”, soll er selbst einmal gesagt haben. Tatsächlich soll Putin daher erst mit 12 statt mit 9 Jahren bei den Pionieren aufgenommen worden seien, wie “oD (open democracy) Russia” schreibt. Er soll Prügeleien mit Gleichaltrigen gesucht haben. Fehlende Größe und Kraft sollte die Ausbildung im Kampfsport wettmachen, die er, nachdem er mit Boxen begonnen hatte, mit dem Schwarzen Gürtel im Judo krönte.

Auch den Wunsch nach einer Agententätigkeit soll er schon früh gehegt haben, die er nach einem Jus-Studium auch einschlug. 17 Jahre war Putin im sowjetischen Geheimdienst KGB und von 1985 bis 1990 als Agent in der damaligen DDR stationiert, weshalb er auch Deutsch spricht. Die jüngere von zwei Töchtern Putins mit seiner Frau Ljudmila, wurde in Dresden geboren.

Polit-Turbokarriere

Nach dem Zerfall der Sowjetunion arbeitete Putin unter dem Reformer Anatoli Sobtschak im St. Petersburger Rathaus. Dann stieg er in Moskau innerhalb von drei Jahren vom Kreml-Beamten über die Leitung des Inlandsgeheimdienstes FSB bis zum Ministerpräsidenten auf. Jelzin machte ihn zu seinem Nachfolger, zwei gewonnene Präsidentenwahlen folgten, bis ihn die Verfassung zu einer Amtspause zwang. Strategisch wählte Putin den absolut loyalen Dmitri Medwedew als “Platzhalter-Präsident” für eine Amtszeit aus und ließ sich selbst von ihm zum Regierungschef ernennen – und noch nie sollte der Regierungschef in Russland so mächtig sein wie unter Putin.

Dieser wurde am 7. Oktober 1952 in St. Petersburg (damals Leningrad) in einfache Verhältnisse geboren, die Wohnung musste mit anderen geteilt werden. Wenn er wütend wird, soll Putin gelegentlich in den Jargon seiner Jugendzeit verfallen. Den tschetschenischen Rebellen beispielsweise drohte er, sie bis auf die “Latrine zu verfolgen und dort kaltzumachen”. Zwei Tschetschenien-Kriege folgten. Auch beim Georgien-Krieg im August 2008 wurde Putins “Kampfmentalität” wiederholt thematisiert.

Seinen “Kampf-Körper” stählt Putin auch durch Schwimmen, Reiten und Skifahren, das ihn wiederholt nach Österreich brachte. In den vergangenen Jahren ließ er zudem keine Gelegenheit aus von Eishockey, über Formel-1-Fahren, als Bomberpilot, Biker in Lederkluft, bis zum Fotoakt mit verschiedenen Raubtieren, auf starker Mann zu machen.

“Der Zar” als Sex-Symbol

Kein Politiker ist außerdem so oft halbnackt so sehen wie Putin, der bei seinem schweißtreibenden Posing gern seinen muskulösen Oberkörper zeigt, was ihm nicht zuletzt von Kommentatoren den Ruf eines Sex-Symbols eingebrachte. Zur Wahlkampfunterstützung “marschierte” in den vergangenen Jahren außerdem die “Putin-Armee” auf, bestehend aus jungen, hübschen Frauen, die gerne auf zu viel Kleidung verzichten. Mitunter wird gesagt, so manche Frau, aber auch Mann, wähle den 59-jährigen Putin nur deshalb, weil er so schön ist.

Die Mehrheit der Russen wählt Putin jedoch, weil er für Stabilität steht. Nach den unruhigen Jahren des Umbruchs erschien Putin vielen seiner Landsleute als absoluter Glücksfall. Er lenkte das Land mit harter aber klarer Linie und prägte auch im Ausland das Bild eines mächtigen Russland. Bis heute steht die Mehrheit der Russen dafür dankbar hinter ihm. Für einen Teil der unter ihm gewachsenen Mittelschicht, deren Angehörige federführend bei den jüngsten Protesten waren, ist er dagegen zum Symbol für Stagnation geworden.

Vor schwieriger dritter Amtszeit

Putin, ganz Machtpolitiker, ließ sich davon jedoch nach außen hin bisher kaum beirren. Anfangs spottete er sogar über die Protestteilnehmer, später reagierte er mit Versprechungen. Zehntausende ließ er vor der Wahl als Antwort auf die Proteste zu seiner Unterstützung aufmarschieren, einige davon sollen dafür von ihren Arbeitgebern oder Behörden unter Druck gesetzt worden sein. Nach seinem Amtsantritt als Präsident könnte er noch restriktiver sein und die Führungszügel wieder enger ziehen, mutmaßen Beobachter.

Klar ist, kaum ein Beobachter erwartet in Putins dritter Amtszeit einen “neuen” Präsidenten. Putins Persönlichkeit ist die eines Kämpfers – und jetzt ist es der Kampf um Machterhalt.

(APA)

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