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Wenn man sich vom Staat abwendet: "Souverän" und "Freeman" Tassilo im Interview

Er zweifelt an der Legitimität des Staates, der Rechtmäßigkeit seiner Diener, deren Gesetze und Urteile. Tassilo ist einer der 750 Systemverweigerer in Österreich. Wir sprachen mit ihm über seine Ansichten.
Reichsbürger Teil 1

Der Staat Österreich und seine Behörden sind im Grunde nicht rechtens, verstoßen gegen Gesetze oder sind per se nicht einmal ein Staat, sondern eine Firma. Davon sind die selbstgenannten Souveränen oder Freeman überzeugt. Sich selbst sehen sich als Wahrheitssuchende, die Gesetze und Behörden hinterfragen. Einer von ihnen ist Tassilo aus Lustenau. Er versteht sich als “Souverän” und distanziert sich von vergleichbaren Denkrichtungen wie den Reichsbürgern.

Staatsbürgerschaft versus Heimatschein

Warum er nicht an die legitime Existenz Österreichs glaubt, hat unterschiedliche Gründe. Schließlich fehle es an einem Staatsvolk, da die Staatsbürgerschaft an sich eine Erfindung des Dritten Reichs sei, davor habe es nur das Heimatrecht und den damit verbundenen Heimatschein gegeben. Tatsächlich wird die österreichische Staatsbürgerschaft bereits 1867 für die im Reichsrat Cisleithaniens vertretenen Gebiete verliehen. In der Ersten Republik gab es dann die Landesbürgerschaft, die gleichzeitig auch eine Bundesbürgerschaft mit sich brachte. Diese setzte besagtes Heimatrecht voraus, wie § 6 BVG von 1920 regelt.

Der Staat und der Bund als Firma

Doch gibt es noch weitere Punkte, warum Tassilo an der Legitimität des Staates Österreich Zweifel hat. So habe man nie die nationalsozialistische Gesetzgebung durch ein Bereinigungsgesetz aufgehoben, womit ein Staat Österreich nicht möglich sei. So berufe sich das heutige Österreich auf den Staatsvertrag von St. Germain als Basis des heutigen Staates, habe aber dennoch viele Gesetze der Zwischenkriegszeit und des zweiten Weltkrieges beibehalten – was für ihn ein Widerspruch ist. (Anmerkung: 1945 legitimierte sich die provisorische wie auch erste gewählte Bundesregierung durch die Bundesverfassung von 1929, der letzten Novelle vor dem faschistischen Ständestaat.). Weiters sei “der Bund” eine Firma, die vom Staat Österreich zu unterscheiden sei. Und Behörden dürften eigentlich keine digitale Signatur verwenden, da das Gesetz einen Stempel mit Unterschrift verlange.

Vom Staat verraten und verkauft

Auf seine Anfragen zu Gesetzesinterpretationen reagiere man bei den Behörden mit Blockade und der Drohung einer Sachwalterschaft, kritisiert Tassilo. Doch hinter den ganzen Zweifeln kommt immer wieder die selbe Kritik zum Vorschein: Die Politiker würden ihre Aufgabe nicht erfüllen, seien in Geiselhaft der Finanzwirtschaft und verscherbeln das Eigentum der Volkes. Die Souveränen oder Freeman fühlen sich vom Staat verraten und verkauft – und wenden sich deshalb von diesem ab.

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