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Wen schickt die FPÖ in die Regierung? Alle Minister im Überblick

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"Schwarz-Blau III" steht in den Startlöchern. Die Ministerliste der FPÖ stand rasch und schon vor dem Wochenende fest.

Nach der fixierten Koalition steht nun natürlich die Frage im Vordergrund, wer welches Ressort für FPÖ und ÖVP besetzen wird. Gerüchte kursieren schon seit geraumer Zeit – die FPÖ aber dürfte sich bereits festgelegt haben. Hier die Porträts der fixierten und möglichen Minister.

Herbert Kickl – Ein Mann fürs Grobe als Innenminister

Als Jörg Haiders Gagschreiber bekannt geworden, als Heinz-Christian Straches Mastermind politisch groß geworden, wird Herbert Kickl nun Innenminister. Allzu sehr soll sich der 49-Jährige um den Job nicht gerissen haben, doch Strache wollte auf dieser prestigereichen wie heiklen Positionen jemanden, auf den er sich bedingungslos verlassen kann und dem er die nötige Durchsetzungskraft zutraut.

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Über die verfügt Kickl zweifelsohne. Seit Strache in den Wirren der BZÖ-Gründung die FPÖ übernommen hat, ist Kickl aus dem freiheitlichen Führungszirkel nicht mehr wegzudenken. Keine der Wahlkampagnen seither trug nicht den Stempel des reimfreudigen Kärntners, keine Personalentscheidung und keine strategische Weichenstellung wurde ohne sein Zutun gefällt. War einmal Unerfreuliches zu erledigen, etwa die Salzburger FPÖ-Spitze abzusetzen, exekutierte Kickl gemeinsam mit Parteivize Norbert Hofer die entsprechenden Beschlüsse der Parteispitze.

Dabei passt der baldige Innenminister gar nicht so wirklich ins Bild der heutigen PÖ, auch wenn er mit weit rechten Positionen kaum Problem hat, wie er erst im Vorjahr mit seiner Teilnahme an einem Kongress der “Verteidiger Europas” in Linz bewies. Schon zu Jörg Haiders Zeiten fiel bei Gremiensitzungen ein junger Mann aus der freiheitlichen Akademie auf, der nicht den feinen Zwirn anlegte, sondern in Jeansjacke am Sitzungstisch saß. Mit Burschenschaften kann Kickl wenig anfangen. Viel lieber zitiert er Philosophen und hebt seine intellektuelle Seite hervor, stark kontrastierend zu den einfach gestrickten Wahlversen, für die der langjährige Generalsekretär und oftmalige Wahlkampfleiter legendär wurde – bekanntestes Beispiel “Daham statt Islam”.

Groß gemacht haben Kickl Gags, die vielfach unter der Gürtellinie lagen, vorgetragen freilich nicht von ihm selbst, sondern von Jörg Haider bei dessen Rieder Aschermittwoch-Reden. Allerdings war der gerne ausschweifende Kickl auch für programmatische Ansprachen seiner jeweiligen Parteivorsitzenden verantwortlich. Seit er 2006 in den Nationalrat einzog, spricht Kickl auch selbst öffentlich – und das meistens wortgewaltig und polemisch. In den anderen Fraktionen hat der Sozialsprecher nicht den besten Ruf, intern ist er dagegen beliebter, als man von außen meinen würde.

Allzu zugänglich ist der verheiratete Vater eines Sohnes, der einst mit der langjährigen Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig die Schulbank gedrückt hatte, nicht. Auch wenn er gerne einmal länger feiert, kennzeichnet ihn mehr sein sportlicher Ehrgeiz. Ex-Triathlon und Klettern gehören zu den Hobbys des drahtigen Oberkärntners. In der Jugend war er Judoka und Fußballer.

Wie er das Innenministerium anlegen wird, muss sich erst weisen. Den Zuzug von Flüchtlingen zu bremsen, ist für einen Freiheitlichen in dieser Position strategisch fast schon ein Muss. Dass es gar nicht so leicht ist, abgelehnte Asylwerber auch wieder außer Landes zu bringen, wird Kickl nun selbst erfahren. Leichter als in der Fremdenpolitik wird er sich wohl mit einer Aufwertung des Polizeiberufs tun – ein Vorhaben, das in der Bevölkerung populär ist und bei dem ihm budgetär wohl entsprechend unter die Arme gegriffen wird. Damit sollte der erste blaue Innenminister Österreichs auch in einem Haus punkten können, dessen personelle Besetzung durch jahrzehntelange Postenpolitik von Schwarz und Rot geprägt ist.

Zur Person: Herbert Kickl, geboren am 19. Oktober 1968 in Villach, verheiratet, ein Sohn. Studium der Philosophie, Geschichte, Publizistik, Politikwissenschaft. Geschäftsführer der Freiheitlichen Akademie von 2002-2006. Generalsekretär der FPÖ seit 2005, ab 2006 Nationalratsabgeordneter. Mit Dezember 2017 Innenminister.

Karin Kneissl – “Weiblicher Kreisky” mit kontroversen Positionen

“Ich fürchte mich vor Glatteis und dummen Menschen in hohen politischen Positionen.” Knapp vor Weihnachten hat dieses Zitat von Karin Kneissl eine pikante Note, nicht nur weil Meteorologen einen Temperatursturz voraussagen. Doch kann die Ex-Diplomatin und Nahost-Expertin die neue schwarz-blaue Regierung nicht gemeint haben, dieser gehört sie ja auf einem FPÖ-Ticket als Außenministerin selbst an.

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Von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wurde sie mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Sie sei “eine großartige Persönlichkeit, ein weiblicher Kreisky vielleicht in Zukunft, wenn es um Vermittlung, Akzeptanz und auch Werbung für Österreich im Ausland geht”, legte der neuer Vizekanzler die Latte für seine Außenministerin hoch. Sie werde nämlich “im In- und Ausland geschätzt” und könne Arabisch und Hebräisch.

Die frühere Mitarbeiterin des honorigen und kürzlich verstorbenen ÖVP-Außenministers Alois Mock wurde am 18. Jänner 1965 in Wien geboren und verbrachte Teile ihrer Kindheit in Amman. Ihr Vater war dort als Pilot von König Hussein von Jordanien tätig und später laut Medienberichten auch am Aufbau der “Royal Jordanian-Air” beteiligt. Nach einem Jus- und Arabistikstudium an der Universität Wien recherchierte sie für ihre Dissertation in Völkerrecht über den Grenzbegriff der Konfliktparteien im Nahen Osten, unter anderem an der Hebräischen Universität von Jerusalem und an einer Hochschule in Amman.

1990 trat sie in das Außenministerium der Republik Österreich ein. Bis 1998 wirkte sie dort unter anderem im Kabinett des damaligen Außenministers und im Völkerrechtsbüro. Sie besetzte in Folge auch Auslandsposten in Paris und Madrid. Im Herbst 1998 schied sie aus eigenem Antrieb aus dem diplomatischen Dienst aus und arbeitete seither als freie Journalistin für deutsch- und englischsprachige Printmedien sowie als freiberufliche Expertin. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie so durch ihre politischen Analysen im ORF bekannt.

Sie unterrichtet an der Diplomatischen Akademie Wien, der EBS (European Business School) im Rheingau sowie als Gastlektorin an der Landesverteidigungsakademie, der Militärakademie in Wiener Neustadt und an Universitäten im Libanon, etwa auf der frankophonen Universite Saint Joseph in Beirut. Zuvor wirkte sie auch zehn Jahre am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Sie schrieb bisher unter anderem für die Tageszeitungen “Die Presse” (als Slowenien-Korrespondentin) und die “Neue Zürcher Zeitung” (NZZ). Sie ist auch Autorin mehrerer Fachpublikationen und Sachbücher. Seit 1998 lebt Kneissl auf einem Bauernhof in Seibersdorf bei Wien, wo sie zwischen 2005 und 2010 auch als Gemeinderätin tätig war.

Die bald 53-Jährige ist parteilos und gilt an sich als pro-europäisch. Die Publizistin hat allerdings auch schon mit scharfer EU-Kritik, Sympathie für die Unabhängigkeit Kataloniens und kontroversen Aussagen zum Thema Migration aufhorchen lassen. Unmittelbar nach dem Brexit-Referendum schoss sich Kneissl in einem Beitrag für die Sonntagsausgabe der “Kronen Zeitung” auf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ein, den sie als “Zyniker der Macht”, “rüpelhaft” und “arrogant” bezeichnete. “Er gebärdet sich als Brüsseler Cäsar, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Vereinbarungen zu brechen, wenn es ihm nützlich scheint”, schrieb Kneissl im Juli 2016.

Die polyglotte Außenpolitik-Expertin ließ auch schon deutliche Sympathie für eine Unabhängigkeit Kataloniens erkennen, als dort noch auf mehr Autonomie innerhalb Spaniens gesetzt wurde. “Republik Katalonien? Nicht nur auf dem Balkan entstehen Staaten”, übertitelte sie im Oktober 2012 einen Gastbeitrag für die “Presse”. Meistens meldete sich Kneissl aber als Nahost-Fachfrau zu Wort. Für Aufsehen sorgte dabei auch ein Zitat aus ihrem Buch “Mein Naher Osten”, in dem sie den vom österreichisch-ungarischen Publizisten Theodor Herzl begründeten Zionismus als eine an den deutschen Nationalismus angelehnte “Blut-und-Boden-Ideologie” geißelte.

Mit zunehmender Intensität widmete sie sich auch den Themen Flüchtlinge, Migration und Integration. Dabei wurde ihr auch vorgeworfen, Stereotypen zu bedienen. So strich sie am Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hervor, dass es sich größtenteils um Wirtschaftsflüchtlinge handle und die Asylbewerber zu “80 Prozent” junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren seien. Im ORF-Fernsehen führte sie im September 2015 aus, einer der Gründe für die Revolten in der arabischen Welt seien “diese vielen jungen Männer” gewesen, “die heute nicht mehr zu einer Frau kommen”, weil sie weder Arbeit noch eigene Wohnung hätten und somit keinen “Status als Mann in einer traditionellen Gesellschaft” erreichen könnten.

Dass sie diese Männer dann auch noch als “testosterongesteuert” bezeichnete, brachte dem laut Eigendefinition “konservativen Freigeist” einerseits Kritik ein, andererseits weckten solche Aussagen auch die Sympathie der rechtspopulistischen FPÖ, die sie zunehmend zu Veranstaltungen einlud. Im Jahr 2016 überlegte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Kneissl als Präsidentschaftskandidatin zu nominieren. Damals sagte Kneissl noch ab, nun ist sie nach eigenen Worten bereit zum “Dienst an der Republik”.

Scharfe Kritik übte die Expertin an der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, die mit ihren Flüchtlings-Selfies “grob fahrlässig” gehandelt habe. Der EU warf Kneissl wiederholt Versagen in der Flüchtlingsfrage vor und bezweifelte überhaupt deren Linie und die Sinnhaftigkeit einer gesamteuropäische Lösung. Das EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei bezeichnete sie im Juni 2016 als “Unfug”: “Damit erhält der Autokrat Erdogan freie Hand für seinen Verfolgungswahn, und Brüssel lebt in gefährlicher Liaison.”

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen geriet heuer ins Visier der Publizistin. Im April tadelte sie anlässlich der Diskussion über den Kopftuch-Sager Van der Bellens die “Flapsigkeit” des Staatsoberhaupts und bezweifelte wenig verhüllt dessen Intelligenz, Charakter und Format. “Nicht nur Trump, auch andere provozieren”, kritisierte sie Van der Bellen und Papst Franziskus, dem sie einen Vergleich von Flüchtlingslagern mit Konzentrationslagern vorhielt. Van der Bellens kolportierten Vorbehalten gegen gewisse Ministerwünsche der FPÖ hat sie es aber möglicherweise zu verdanken, dass sie nun nach fast zwanzig Jahren als Ressortchefin in das – freilich um die ins Bundeskanzleramt wandernden EU-Agenden reduzierte – Außenministerium zurückkehrt.

Norbert Hofer – Das fröhliche Gesicht der Blauen

Norbert Hofer wird Infrastrukturminister, an sich ein Wunschjob für den Flugtechniker, wäre er vor gut einem Jahr nicht knapp am höchsten Amt im Staat vorbeigerauscht. Die Hofburgkandidatur hat den Burgenländer zu einem der bekanntesten Politiker des Landes gemacht. Zwar hat er sich in der Kampagne eine treue Fan-Basis aufgebaut, doch ist das Image des freundlichen Blauen ein wenig verwelkt.

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Gehen es freiheitliche Politiker in der Regel öffentlich eher resch an, ist Hofer ganz anders geartet. Stets fröhlich mit sanfter Stimme ist er immer für ein kleines Scherzchen zu haben. Selbst Journalisten, denen Freiheitliche selten allzu wohl gesonnen sind, geht Hofer offen entgegen.

Dass er auch anders kann, verbirgt er selbst gar nicht. Unangenehme Personalia in der FPÖ wie Parteiausschlüsse exekutierte er ungerührt im Namen seines Parteichefs und auch bei diversen Wahlkampf-Auseinandersetzungen zeigte Hofer, dass er auch anders kann. Zynisch und polemisch attackierte er seinen Kontrahenten Alexander Van der Bellen und sein bedrohlicher Satz, wonach man noch sehen werde, was alles möglich sei, dürfte ihn letztlich sogar die Präsidentschaft gekostet haben.

Seit dieser Mega-Wahlkampf zu Ende ist, sieht man wieder den “alten” Norbert Hofer, jenen Freiheitlichen, der über die Parteigrenzen hinweg als Sachpolitiker anerkannt ist und bei seiner Wiederwahl zum Dritten Nationalratspräsidenten jüngst sogar ein besseres Ergebnis einfahren konnte als die Kandidatinnen von Schwarz und Rot.

Sein Aufstieg in die Regierung kommt daher alles andere als überraschend. Hofer konnte sich seinen Posten sogar aussuchen, denn auch als Sozialminister wäre der nach einem Paragleit-Unfall stark gehbehinderte Hofer in Frage gekommen, ist er doch seit vielen Jahren in der Behindertenpolitik aktiv. Als Umweltpolitiker hat er sich ebenfalls einen Namen gemacht.

Seine starke Position in der FPÖ rührt auch daher, dass sich Hofer bei der Abspaltung des BZÖ zur Überraschung vieler dafür entschied, im Team der Freiheitlichen zu bleiben. Damals gehörte er zu den Hoffnungsträgern der Partei. Schon in seinen frühen 20ern war der aus einem ÖVP-Haushalt stammende Hofer zum Eisenstädter FPÖ-Obmann und burgenländischen Landesparteisekretär aufgestiegen und bestimmt bis heute führend die Geschäfte in seinem Heimatbundesland mit.

Hofer gehört seit langem zum engsten Führungszirkel von Parteichef Heinz-Christian Strache, hat das aktuelle Parteiprogramm geschrieben, umgibt sich mit schlagenden Burschenschaftern, ist selbst Mitglied der umstrittenen Marko-Germania Pinkafeld, vertritt in der Flüchtlingspolitik einen restriktiven Kurs und ist deklarierter EU-Kritiker. Neben Generalsekretär Herbert Kickl hat er nebenbei wohl eine entscheidende Rolle dabei gehabt, die FPÖ wieder zu altem Glanz und letztlich wieder in die Regierung zu führen.

Privat inszeniert Hofer ein eher beschauliches Leben. In zweiter Ehe mit einer Pflegerin verheiratet lebt er mit ihr, einer Tochter im Schulalter und Hund und Katze in einem unauffälligen Haus in der mittelburgenländischen Gemeinde Pinkafeld. Drei weitere Kinder entstammen einer früheren Ehe. Trotz seines körperlichen Handicaps ist Hofer sportlich, vor allem das Mountainbike hat es ihm angetan. Seit neuerem ist er auch im Besitz eines Flugscheins. Überhaupt hat Hofer ein Herz für Mobilität aller Art, womit das Infrastrukturressort für ihn wie maßgeschneidert scheint. Allzu wagemutige Politik ist von ihm wohl nicht zu erwarten. Denn Hofer will unverändert in die Hofburg und um beim nächsten Anlauf zu reüssieren, sollte er in den kommenden fünf Jahren nicht allzu viele Wähler vergrämen.

Zur Person: Norbert Hofer, geboren am 2. März 1971, in zweiter Ehe verheiratet, Vater von vier Kindern, gelernter Flugzeugtechniker, 1995 Stadtparteiobmann von Eisenstadt, 1996 Landesparteisekretär im Burgenland, 1997 Gemeinderat in Eisenstadt, 2005 stv. Bundesparteiobmann, seit 2006 Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Behindertensprecher, seit Oktober 2013 Dritter Nationalratspräsident.

Hubert Fuchs – Doppeldoktor als Aufpasser im Finanzressort

Hubert Fuchs kommt die klassische Aufpasser-Aufgabe in einer Koalition zu. Er überwacht als Staatssekretär für die Freiheitlichen die Tätigkeit des künftigen Finanzministers. Da der ÖVP auch das Kanzleramt zufällt, ist Fuchs’ Job einer der wichtigeren für die FPÖ.

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Zumindest fachlich sollte der 48-jährige Salzburger aus St. Johann im Pongau kaum scheitern. Er hat ein Betriebswirtschaftsstudium in Wien und ein Jusstudium in Salzburg jeweils mit Doktorgrad abgeschlossen. Zudem ist er seit etlichen Jahren in der Kammer der Wirtschaftstreuhänder standespolitisch tätig. Sein Geld verdient er zu einem kleineren Teil als Nationalratsabgeordneter, zu einem größeren als Steuerberater.

Nebenbei ist Fuchs noch als Laienrichter beim Obersten Gerichtshof eingetragen und Mitglied eines Senats der österreichischen Fußball-Bundesliga. Eine weitere seiner Leidenschaften ist das Bundesheer, bei dem er es bis zum Oberstleutnant des Intendanzdienstes schaffte.

Dem Parlament gehört Fuchs als Wiener Abgeordneter seit 2013 an. Damals war er von Parteichef Heinz-Christian Strache stolz als profunder Finanzexperte für den Nationalrat präsentiert worden.

Finanz- und Wirtschaftsthemen waren es dann auch, die seine bisherige Abgeordneten-Tätigkeit geprägt haben. Flammender Redner ist Fuchs nicht unbedingt. Eher glänzt er mit Detailverliebtheit. Das letzte Steuerreform-Konzept der Freiheitlichen hat Fuchs führend mit erarbeitet.

Zur Person: Hubert Fuchs, geboren am 13. Jänner 1969 in St. Johann in Pongau. Doktor der Betriebswirtschaftslehrer und Doktor iur. Beruflich als Steuerberater tätig. Seit 2013 Abgeordneter zum Nationalrat.

Mario Kunasek – Steirischer FPÖ-Chef kehrt nach Wien zurück

Mario Kunasek kehrt nach Wien zurück. Der frühere Wehrsprecher der Freiheitlichen übernimmt das Verteidigungsministerium, dürfte aber nebenbei das Ziel steirischer Landeshauptmann nicht ganz aus dem Auge verlieren. Die Aufgabe für ihn ist keine leichte. Denn die Eurofighter-Frage harrt unverändert einer Lösung.

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Der 41-Jährige ist gelernter Kfz-Mechaniker, beim Heer brachte er es bis zum Stabsunteroffizier. Politisch kam er über den Ring Freiheitlicher Jugend nach oben. 2007 wurde er zum Landesparteisekretär der Freiheitlichen gewählt und auch gleich noch zum Obmann des Bezirks Graz-Umgebung. Im Jahr darauf begann seine rund siebenjährige Tätigkeit als Nationalratsabgeordneter, die ihm unter anderem den Vorsitz im Landesverteidigungsausschuss einbrachte.

Kunasek gilt eher als Rechtsausleger in der ohnehin nicht gerade linken FPÖ, wiewohl er nicht dem Burschenschafter-Flügel angehört. Dafür schrieb er etwa in der rechtsextremen “Aula”. Den steirischen Wähler störte das nicht. Bei der letzten Landtagswahl rückten die Freiheitlichen nahe an SPÖ und Volkspartei heran, seither ist er Klubobmann. Für einen Regierungssitz reichte es nicht, da sich die ÖVP in letzter Konsequenz doch für die Fortsetzung der sogenannten “Reformpartnerschaft” mit den Sozialdemokraten entschied.

Dass die FPÖ unter Kunasek in der Steiermark so erfolgreich ist, hängt durchaus auch mit dem Frontmann selbst zusammen. Kunasek geht gerne unter die Leute, hört zu, lächelt wenn möglich. Galt er im Nationalrat noch als konstruktiv, ist er als Landespolitiker mit rauen Tönen nicht sparsam, etwa wenn er unter dem Titel “Fremd im eigenen Land” kampagnisiert.

Privat sind keine größeren Hobbys von Kunasek bekannt. Was den Fußball angeht, drückt er dem aktuellen Tabellenführer Sturm Graz die Daumen. Sportlich ist er vor allem im Winter, sowohl als Skifahrer als auch als Langläufer. Kunaseks Wohnort ist Gössendorf. Dort lebt er mit seiner Verlobten und einer Katze.

Das Verteidigungsressort ist Kunasek sicher eine Herzensangelegenheit, war er doch Berufssoldat. Die Aufgabe ist allerdings keine kleine. Sein baldiger Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat gegenüber den Eurofighter-Anbietern das Kriegsbeil ausgetragen. Ob Kunasek diesen Kurs hält, ist fraglich. Eher könnte es sein, dass sogar noch mehr Eurofighter einfliegen, nämlich als Nachfolger der vor der Pensionierung stehenden Saab. Sollte es so kommen, wird Kunasek einen guten Preis aushandeln müssen. Denn schon einmal hatten sich die Flieger für die FPÖ zum Desaster entwickelt.

Zur Person: Mario Kunasek, geboren am 29. Juni 1976 in Graz, verlobt, keine Kinder. Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, Stabsunteroffizier des Bundesheers. Ab 2007 Landesparteisekretär der steirischen FPÖ. Ab Herbst 2008 bis 2015 Nationalratsabgeordneter, dabei unter anderem Vorsitzender des Landesverteidigungsausschusses. Spitzenkandidat der steirischen FPÖ bei der Landtagswahl 2015, nach dieser Klubobmann der Freiheitlichen im Landtag.

Beate Hartinger – Gesundheitsmanagerin fürs Sozialressort

Eigentlich hat die heutige FPÖ-Spitze mit dem freiheitlichen Teil von Schwarz-Blau eins nicht viel am Hut, eine semi-prominente Blaue aus der damaligen Zeit kommt nun aber doch zu Ministerinnen-Ehren. Gesundheitsmanagerin Beate Hartinger übernimmt mit dem Sozial- und Gesundheitsressort noch dazu eine prestigereiche, aber auch schwierige Aufgabe.

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Die 58-jährige Grazerin ist graduierte Wirtschaftswissenschafterin. Nach ersten beruflichen Stationen etwa als leitende Controllerin bei der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH sowie Lektoren-Tätigkeiten an diversen Universitäten kam Hartinger über die FPÖ in die steirische Landespolitik. Von 1996 bis 1999 war sie Mitglied des Landtags, ehe sie in den Nationalrat wechselte.

Hartinger galt dort von Anfang an als ehrgeizig. Immer wieder wurde sie für unterschiedliche Funktionen genannt, letztlich reichte es 2003 im zweiten Anlauf für einen Posten in der Geschäftsführung des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, den sie bis 2009 innehatte. Wie gut sie den Job ausführte, darüber scheiden sich die Geister. Allerdings ist es für eine Freiheitliche in der rot-schwarz dominierten Sozialversicherung auch nicht unbedingt leicht, durchgehend gute Zensuren zu erhalten.

Im Anschluss an ihre Tätigkeit im Kassenreich war die in zweiter Ehe verheiratete Mutter von zwei Kindern beim Beratungsunternehmen Deloitte in leitender Funktion tätig, später versuchte sich Hartinger als Selbstständige. Zuletzt übernahm sie etwa ein Aufsichtsratsmandat in der Oberösterreichischen Gesundheits- und Spitals-AG (gespag). Bereits in den Regierungsverhandlungen griffen die Freiheitlichen auf ihre Expertise zurück.

Im persönlichen Umgang ist Hartinger durchaus angenehm, meist freundlich und gesprächig. Als große freiheitliche Ideologin wäre sie bisher nicht aufgefallen, vielmehr will sie als Gesundheitsökonomin und Controllerin punkten. Ob ihr das SP-dominierte Sozialressort mit heiklen Themen wie Kassenfusion, Pflege und Pensionen eine Nummer zu groß wird, kann man noch nicht sagen. Fix ist, Hartinger wird sich die schwierige Aufgabe ohne Zweifel zutrauen.

Zur Person: Beate Hartinger, geboren am 9. September 1959 in Graz, verheiratet, zwei Kinder. Mit Magistergrad abgeschlossenes Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Beruflich unter anderem als Stabsstellenleiterin für Controlling in der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH, als Senior Consultant bei der Vamed und in leitender Funktion bei Deloitte (im Bereich Healthcare Consulting) tätig. Von 1996-1999 Mitglied des steirischen Landtags, von 1999 bis 2003 Mitglied des Nationalrats. 2003-2009 Geschäftsführerin bzw. stellvertretende Generaldirektorin im Hauptverband der Sozialversicherungsträger.

(APA)

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