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Vier Schulen für 19 Schulkinder

Rekordverdächtige Mini-Pflichtschulen in Warth und Lechleiten. (Bild) Martin Simma
Rekordverdächtige Mini-Pflichtschulen in Warth und Lechleiten. (Bild) Martin Simma ©Peter Strauß

Beitrag von Peter Strauß:

Schulleiter Martin Simma unterrichtet heuer in Warth 13 Schulkinder, ab Herbst werden es nur noch neun, im schlimmsten Fall nur noch sechs sein.

Warth. Am Hochtannberg haben die Tiroler und Vorarlberger viele Gemeinsamkeiten. Aus gutem Grund, denn die beiden zur Tiroler Gemeinde Steeg gehörenden Ortsteile Gehren und Lechleiten sind Warth um viele Kilometer näher als ihrer Tiroler Stammgemeinde. Pfarrlich sind deshalb Gehren und Lechleiten seit jeher der Pfarre Warth angegliedert.

Von Wiege bis zur Bahre

Dementsprechend werden die Tiroler Babys aus Lechleiten und Gehren in der Regel auch in der Vorarlberger Pfarrkirche von Warth getauft, wo sie später auch zur Erstkommunion gehen, den Sonntagsgottesdienst besuchen und meist auch auf dem Warther Friedhof ihre letzte Ruhestätte finden. Den Kindergarten besuchen die Tiroler Kinder auch in Warth. Auch touristisch bilden die Ortschaften beidseitig der Grenze eine Einheit. Das Tourismusbüro Warth betreut auch die Zimmervermieter jenseits der Grenze, einschließlich der Werbung. Viele Kinder aus Lechleiten und Gehren orientieren sich beruflich über die Landesgrenze, finden hier im Ländle – nicht nur in Warth, sondern auch in Lech oder im Bregenzerwald Lehrstellen und später Arbeitsplätze. Auch die Lifte oder Skischule bieten vielen einen Zusatzverdienst.

Sogar der Bürgermeister

Wie weit diese beruflichen Perspektiven gehen, unterstreicht Bürgermeister Gebhard Fritz: Sein Elternhaus stand in Gehren, wo er auch aufgewachsen ist, ehe es ihn beruflich über die Grenze nach Warth zog. Als Obmann des Skivereins oder Leiter der Skischule hat er das Geschehen in Warth schon maßgeblich mitgeprägt, längst bevor er Gemeindechef wurde. Die Schule hat er übrigens in Warth besucht. Deshalb kann er es nicht verstehen, dass es ausgerechnet für die Jugend von sechs bis vierzehn keine Gemeinsamkeit gibt, weil Lechleiten seine eigene Volks- und Hauptschule führt. Mit derzeit insgesamt sechs Schulkindern in acht Schulstufen. Dagegen leitet Martin Natter in Warth eine “große” Schule, denn in den vier Volksschul- und vier Hauptschulstufen werden insgesamt 13 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Und das auch nur, weil es Eltern in Gehren vorziehen, ihre Kinder nach Warth in die Schule zu schicken. “Die Schülerzahlen waren in Warth schon immer starken Schwankungen unterworfen, aber derzeit sind sie in einem anhaltenden Tief”, listet Bürgermeister Fritz auf. “Als wir 1992 unsere neue Schule eröffnet haben, wurden im Schuljahr 1993/94 40 Kinder unterrichtet, das war ein absoluter Höchststand und damals auch ein Argument dafür, dass wir ein neues Schulhaus samt der Hauptschule bekamen. Heute würden wir das wohl nicht mehr erreichen, bei den wenigen Schulkindern.” Im vergangenen Schuljahr waren es zehn, im kommenden werden es nur noch neun sein, weil es keine neuen Erstklässler gibt, in der Hauptschule aber vier Kinder ausschulen. Und dabei müssen die Verantwortlichen noch hoffen, dass die Eltern der Volksschul-Viertklässler diese in die Warther Hauptschule und nicht in ein Internat “am Land” oder eine Hauptschule im Hinterwald schicken, denn im schlimmsten Fall gäbe es dann in Warth nur noch zwei Hauptschüler. “Daran”, so der Bürgermeister, “wollen wir gar nicht denken, das wäre wohl das Ende der Hauptschule – zumindest vorübergehend.” Angesichts solcher Perspektiven findet er es nicht nachvollziehbar, dass es praktisch in Sichtweite der Warther Schule jenseits der Grenze noch eine eigene Volks- und Hauptschule gibt, die mit ähnlichen Problemen kämpft.

Auf höchster Ebene

Auch für die Kinder ist es problematisch, denn nach zwei Jahren im Kindergarten werden Freundschaften mit dem Eintritt in die Schule abrupt getrennt. “Klassenkameradschaft” von Schülern der gleichen Schulstufe sind kaum mehr möglich. Es gibt eigentlich kein wirkliches Argument für den gegenwärtigen Status, dennoch “wollen wir in keiner Weise Druck auf die Eltern ausüben”, so der Warther Bürgermeister. Er will dies auf höchster Ebene entschieden wissen. “Aber”, so Fritz, “bisher sind wir bei der Schulbehörde nur auf taube Ohren gestoßen, wenn wir mit den Anliegen auf Zusammenlegung vorstellig wurden.”

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