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Vorarlberger Raiffeisengruppe spürt rauen Wind der Finanzbranche - und setzt auf Bankomatgebühr

Bregenz - Die Vorarlberger Raiffeisenbanken sind grundsätzlich mit der Bilanz für 2015 zufrieden - gleichzeitig steigen die Kosten und die Einnahmen sinken. Beim Giebelkreuz will man dennoch weiterhin auf den regionalen Markt setzen und das Onlinebanking ausbauen. Der Bankomatgebühr steht man positiv gegenüber.

Das EGT, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, der Vorarlberger Raiffeisenbanken entwickelt sich eigentlich positiv: Die Raiffeisen Bankengruppe Vorarlberg (RBGV), die Genossenschaft der Vorarlberger Raiffeisenbanken, konnte dieses um 8,7 Prozent auf 62,2 Millionen, die Raiffeisen Landesbank (RLB) um 45,1 Prozent auf 34,1 Prozent steigern. Der Grund dafür ist jedoch vor allem der Verkauf der Beteiligung an der Raiffeisen Bausparkasse an die Raiffeisen Zentralbank (RZB). Tatsächlich ging das Betriebsergebnis der RBGV auf 50,3 (-23,3 Prozent), der RLB auf 19,8 Millionen (-31,7 Prozent) zurück.

Raiffeisenbank betont Zuwächse

Schuld daran sei vor allem die 2015 ausbleibende Dividende der RZB in Höhe von gut 10 Millionen Euro, erklärt RLB-Vorstandsvorsitzender Wilfried Hopfner am Dienstag bei der Bilanzpräsentation. Denn das Grundgeschäft entwickle sich gut: Die Zahl der Kundeneinlagen bei der RBGV blieb quasi konstant, die Summe der vergebenen Kredite ist um 5,4 Prozent gewachsen. Auch die Bilanzsumme stieg um 0,6 Prozent auf 11,2 Milliarden an, die Gesamtkapitalquote um ein Prozent auf 14,7 Prozent – und damit weit über den gesetzlichen Vorgaben.

Landesbank klagt über Abgabenlast

Dank der Null-Zins-Politik der EZB werde der Sparer zum Zahler, klagt Hopfner. Vor allem gelinge es so offensichtlich nicht, das Wachstum anzukurbeln. Gemeinsam mit den wohl auch 2016 ausbleibenden Dividenten der RZB und Restriktionen in Folge der Hypo-Alpe-Adria-Pleite werden die niedrigen Zinsen auch künftig Spuren im Betriebsergebnis hinterlassen. Hinzu komme die hohe Abgabenbelastung, klagt man bei der RLB. Diese sei mit 55,3 Prozent überdurchschnittlich hoch. Hinzu kommt, dass diese nur zum Teil von Umsatz abhängt. Während die Körperschaftssteuer mit 25 Prozent (2015 waren dies 10 Millionen Euro) mit dem Einkommen variiert, sind die Stabilitätsabgabe mit sechs und die Abgaben an Bankenabwicklung und Einlagensicherung mit zwei Millionen Euro Fixbeträge.

Mehr digital auf Kosten der Bankstellen

Langfristig wollen sich die Vorarlberger Raiffeisenbanken weiterhin auf den regionalen Markt Vorarlberg konzentrieren. Dazu gehöre aber auch eine langfristige Investition in as digitale Bankgeschäft – und ein langsamer Abbau in den Bankstellen, welches immer weniger gefragt sei. Damit wolle man den geänderten Bedürfnissen der Bankkunden Rechnung tragen. Das Ziel müsse sein, sowohl den Banker zum Anfassen als auch das Banking zum Anklicken sicherzustellen. Doch will man künftig noch mehr Wert auf eine “alemannische” Sparsamkeit gesetzt werden und verstärkt Gebühren für Dienstleistungen in Betracht gezogen werden.

Onlinebanken auch Grund für Bankomatgebühr

Auch die Bankomatgebühr ist für die Raiffeisenbanken im Ländle durchaus ein Thema. Ein Grund dafür liege in der Konstruktion des Bankomatsystems in Österreich, erläutert Hopfner. Dieses würde gemeinsam durch die klassischen Banken getragen und bislang auch finanziert. Die sinkenden Einnahmen durch das Zinsgeschäft würden dies aber künftig schwieriger machen. Gleichzeitig würden die digitalen Direktbanken von dem System profitieren, ohne es mitzufinanzieren. Daher müsse man offen über eine dementsprechende Gebühr diskutieren, spricht sich Bankensprecher Hopfner indirekt für eine solche aus.

Eigene Kunden sollen weniger zahlen

Das Ziel müsse sein, dass der für eine Dienstleistung zahle, der sie auch in Anspruch nehme. Auch kann sich Hopfner zwei Preise vorstellen: Einen für bankeigene Kunden und einen für bankfremde Personen, die einen Bankomat nutzen wollen. Dies sei auch in anderen Ländern gang und gäbe.

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