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Vorarlberger Polizei warnt: Bettler werden immer aufdringlicher

Der Sprecher der Armutskonferenz wünscht sich, dass Bettler nicht ganz ignoriert werden.
Der Sprecher der Armutskonferenz wünscht sich, dass Bettler nicht ganz ignoriert werden. ©DPA
Bregenz - Aggressives und organisiertes Betteln sind in Vorarlberg verboten. Dennoch bekommt die Polizei derzeit mehr Meldungen wegen aufdringlichen Bettlern. Sogar vor Geschäften in den Ballungsräumen machen sie nicht Halt. Für den Sprecher der Armutskonferenz Vorarlberg ist das Problem nicht zu lösen.
Polizeisprecher Spitzhofer im Interview
Diettrich im Interview
Geschäftsführer Döring im Interview
Meinungsumfrage zu Bettlern in Vorarlberg
Bettelverbot in Vorarlberg aufgehoben
Gesetz: Bettelverbot in Vorarlberg

Seit Oktober 2013 ist das generelle Bettelverbot in Vorarlberg aufgehoben. Wie Polizeisprecher Horst Spitzhofer im VOL.AT-Interview aber betont, bleibt aggressives Betteln eine Straftat: “Damit sind Situationen gemeint, bei denen der Bettler jemandem den Weg versperrt, oder nachdem er an eine Haustüre geklingelt hat, verhindert, dass der Besitzer sie schließen kann. Auch organisierte Bettlerei und wenn mit Hilfe von Kindern gebettelt wird, ist in Vorarlberg strafbar.”

Verstärkte Personenkontrollen sollen helfen

Laut Spitzhofer kam es in letzter Zeit zu mehr strafbarem Betteln: “Zahlen können wir hier aber keine nennen. Oft ist es auch nur bei den Verständigungen geblieben, da beim Eintreffen der Polizei die Bettler in vielen Fällen schon verschwunden waren.” Vor allem in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Rankweil hat das oftmals trickreiche Betteln zugenommen, wie uns aufmerksame UserInnen melden. Nicht nur “schwedische Studenten” asiatischer Herkunft, sondern auch “Taubstumme” sollen hier von Haus zu Haus wandern. Dem will die Polizei mit verstärkten Personenkontrollen entgegenwirken.

Diettrich: “Keine organisierten Kriminellen”

Für Michael Diettrich, Sprecher der Armutskonferenz Vorarlberg, muss man erstmal den Begriff der organisierten Bettlerbanden infrage stellen: “Da ist ja auch häufig die Rede von Menschenhandel, Mafia und organisierter Kriminalität. Dafür gibt es aber aus meiner Sicht keinen Anhaltspunkt. Einfach erklärt hat ein Rumäne oder Bulgare, der schon in seinem Land kaum überleben kann, Probleme sich eine Bahnkarte nach Vorarlberg kaufen zu können.”

Problematische Situation in Vorarlberg

Deshalb wird er sich laut Diettrich wahrscheinlich organisieren, um an eine Mitfahrgelegenheit zu kommen: “Dann gibt es wiederum Menschen, die eine solche bereitstellen und das aber auch refinanziert haben wollen. Die Menschen, die dann so nach Vorarlberg kommen, müssen diese Kosten erbetteln.” Genau diese Situation ist problematisch im Land.

Nur vier Tage Unterkunft

Denn auch wenn diese Kosten zurückbezahlt sind, brauchen die Einwanderer Geld zum Leben. Die Schlafeinrichtungen in Vorarlberg können sie nämlich höchstens vier Nächte lang aufnehmen. “Wir bekommen dafür nämlich kein Geld und es ist weder von der Stadt, noch vom Land gewünscht, dass wir sie auch ohne Bezahlung aufnehmen. Grund ist ganz einfach die Angst, dass man damit andere Bettler anlockt”, informiert Diettrich.

Bettler sollten nicht ignoriert werden

Der Sprecher der Armutskonferenz wünscht sich aber, dass Bettler nicht ganz ignoriert werden: “Solange jemand vor mir sitzt und mich um etwas Kleingeld bittet, gebe ich ihm etwas. Und obwohl ich recht freigiebig bin kann ich mich nicht erinnern, dass ich mehr als 20 Euro im Monat an Bettler gegeben habe. Und aufdringlich oder gar aggressiv war bei mir noch kein Bettler.”

Achtsam bei der eigenen Haustüre

Sollte es dennoch zu aufdringlichem Verhalten kommen rät die Polizei einfach weiterzulaufen und wenn das nichts nützt, die Exekutive zu verständigen. Besonders achtsam sollte man bei Bettlern sein, die an der Haustüre klingeln, warnt Spitzhofer: “Es ist nämlich schon vorgekommen, dass Bewohner, die Geld oder Lebensmittel holten, ihrer Wertgegenstände in der Nähe beraubt worden sind.” Dasselbe gilt für Sammlungen diverser Hilfsorganisationen: “Hier sollte man immer nach einem Ausweis fragen. Wenn Unsicherheit besteht, ob der Ausweis echt ist, nach der Telefonnummer jener Organisation fragen, für die gesammelt wird. Dort dann anrufen, ob auch wirklich eine Sammlung stattfindet und ob die Person, die sammelt, auch bekannt ist.”

Geschäfte sehen es teilweise problematisch

Für Geschäfte in den Ballungsräumen kann die große Zahl an Bettlern sogar umsatzschädigend sein, wie Hans-Jörg Döring vom Sehzentrum Scharax in Bregenz erzählt: “Den ganzen Winter wurden wir belagert, zeitweise hatten wir mehr Bettler vor dem Geschäft als Kunden. Das hat sich mittlerweile aber wieder normalisiert.” Wie sehr die Bettler auf Geld aus waren, erläutert Döring mit einer Begebenheit: “Eine Kundin hat der Bettlerin vor der Tür ein Stück Brot gespendet und keine 20 Minuten später hat diese das Brot weggeworfen. Das muss eine Bande gewesen sein, die wirklich nur auf Geld aus war.” (VOL.AT)

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