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"Kreuz könnte Gast befremden"

In Schruns herrscht Aufregung wegen eines Rund-Mails, das von Tourismus-Direktor Manuel Bitschnau an 300 Ferienwohnungsvermieter verschickt wurde. Qualitätsverbesserungen [.pdf - 359KB] | Reaktion von FPÖ

Darin fordert er unter anderem die Vermieter auf, religiöse Symbole in den Wohnungen möglichst zu vermeiden.

Im E-Mail gibt Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Tourismus Schruns/Tschagguns, mehrere Tipps zur Qualitätsverbesserung bei Ferienwohnungen. Ein Tipp aber hat die Volksseele in Schruns zum Kochen gebracht: „Vermeiden Sie in den Wohnungen möglichst religiöse Symbole. Nicht einmal die Hälfte unserer Gäste sind katholisch. Es gibt eine Vielzahl von Religionen. Religion ist etwas sehr Persönliches. Ein Kreuz oder ein Heiligenbild befremdet womöglich einen Gast, obwohl es für uns selbstverständlich ist.” Maria Berthold aus Schruns glaubte zuerst ihren Augen nicht zu trauen, als sie das las. „Das geht zu weit”, so Maria empört zur NEUE. Die Schrunserin vermietet fünf Ferienwohnungen. In einer der Wohnungen steht im Schlafzimmer eine Ikone. Im Aufenthaltsraum ist ein Hergottswinkel. Außerdem liegt hier religiöse Literatur auf, „für die, die’s interessiert.”

Diese Anpassung geht zu weit

Maria denkt nicht im entferntesten daran, dieser Empfehlung des Tourismusdirektors zu folgen. „Denn die Gäste dürfen ruhig wissen, was für eine Linie im Haus verfolgt wird.” Maria ist eine gläubige Christin, für die der sonntägliche Kirchenbesuch eine Selbstverständlichkeit ist. Bevor sie heiratete und eine Familie gründete, war sie als Laienmissionarin in Afrika tätig. Maria steht zu ihrem römischkatholischen Glauben. Demzufolge lässt sie sich auch die Zeichen ihres Glaubens nicht nehmen.

„Wir leben hier in einem katholischen Land. Warum sollen wir das verleugnen?”, so Maria. Natürlich müsse man sich bis zu einem gewissen Grad an die Gäste anpassen. „Aber diese Anpassung geht zu weit. Bald kommt es noch soweit, dass die Kirchenglocken auch nicht mehr läuten dürfen, weil’s die Gäste stört”, ätzt sie.

Offenbar hat jetzt auch Bitschnau eingesehen, dass er damit einen Schritt zu weit gegangen ist.

Bitschnau entschuldigt sich

Jetzt schwächt er ab: „Es war nicht so gemeint, dass man in einer Ferienwohnung keine religiösen Symbole anbringen soll. Vielmehr wollte ich sagen, dass man es mit religiösen Symbolen nicht übertreiben sollte.” Bitschnau weiter: „Ich möchte mich dafür entschuldigen und wollte mir nicht anmaßen, Gastgebern vorzuschreiben, ihre religiösen Wurzeln zu verleugnen.” Dieses Rund-Mail mit der umstrittenen Empfehlung ging an 300 Ferienwohnungsvermieter in Schruns und Tschagguns.

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