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Vorarlberg: "Sicherheit ist oberstes Gebot"

©Annemarie Scherer
Das Ländle bewaffnet sich: W&W hörte sich bei Experten zu ihrer Meinung in Sachen Waffenkauf um.
Private Waffen: Das sagt die Polizei!

Um die 57.000 Handfeuerwaffen wurden 2016 österreichweit verkauft – im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um fünf Prozent. Auch im Ländle sind Waffen gefragt: 834 Personen ließen sich 2016 als Waffenbesitzer neu registrieren, 1847 Waffen wurden offiziell gekauft. Ein Thema, das die Gemüter spaltet: Die einen fordern schärfere Gesetze und strengere Kontrollen, andere finden den Wunsch nach Schutz oder die Faszination der Geräte verständlich. In einem sind sich jedoch alle einig: Ein verantwortungsvoller Umgang muss, ebenso wie eine sichere Aufbewahrung, gewährleistet sein.

Voraussetzungen

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Wer auf legalem Weg eine Waffe erwerben möchte, kann dies nicht einfach so tun. Voraussetzung ist eine Waffenbesitzkarte, die zum Kauf und Besitz berechtigt. Für den Erhalt dieser brauchen EU-Bürger nicht nur ein Mindestalter von 21 Jahren, sondern auch ein psychologisches Gutachten und Sachkenntnis. Bei sich führen darf man die Waffe damit jedoch nicht – dafür braucht es den Waffenpass. Diesen erhält nur, wer beweisen kann, dass er außerhalb von Wohn- oder Betriebsräumen Gefahren ausgesetzt ist, denen man am zweckmäßigsten mit Waffen begegnet. Allerdings gibt es auch Geräte, welche man ohne Pass kaufen kann: Einige Langwaffen kann man ab 18 Jahren unter Vorlage eines Personalausweises, nach einer dreitägigen sogenannten „Abkühlungsphase“, erwerben. Dazu gehören auch Verteidigungsflinten: „Sie schießen mit Hartgummischrot und waren 2016 sehr gefragt“, erklärt der Fachhändler Wilhelm Beer aus Bludenz. Haben die Vorarlberger Angst? „Ja, natürlich. Speziell durch die Flüchtlingssituation und die vielen Übergriffe des letzten Jahres haben sich einige Menschen nicht sicher gefühlt“, bestätigt Beer.

Passieren kann immer etwas

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Schießsportler Fabian Tritscher (25) aus Hard steht einem Waffenkauf aus Angst kritisch gegenüber: „Passieren kann immer etwas, ob mit oder ohne Flüchtlingswelle. Wenn jemand also explizit mit dem Gedanken, sie gegen Menschen zu richten, eine Waffe kaufen geht, ist das für mich hochgradig gefährliches Gedankengut. Diese Leute sind bei mir unten durch. In der Waffen-Interessengruppe, die ich auf Facebook leite, gibt es auch ab und zu blöde Posts gegen Flüchtlinge, diese User werden aber sofort blockiert.“ Verantwortungsvolle und legale Waffenbesitzer wollen mit solchem Gedankengut nichts zu tun haben, wie Tritscher klarstellt: „Wir sind Sportler, keine Nazis.“ Ein generelles Verbot findet aber nicht seine Zustimmung: „Ich denke, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, eine Waffe zu besitzen. Meiner Meinung nach sind Schusswaffen nichts Böses, sondern Sportgeräte. Dazu gehört allerdings unbedingt auch ein verantwortungsvoller Umgang. Eine Waffe gehört weggesperrt. Immer. Abgesehen davon bin ich für privaten Waffenbesitz, aber es kommt halt auch auf den Menschen an – man kann einen Stein benutzen, um damit ein Fundament für ein Haus zu legen, das die Familie beherbergt. Oder man kann damit jemandem einen Schädel einschlagen.“

“Es gibt harmlosere Möglichkeiten”

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Jungjägerin Angelina Beck (24) aus Brand befürwortet Waffen im Privathaushalt nicht: „Eine Waffe macht das Haus nicht sicherer. Ich wüsste nicht, weshalb eine Privatperson ohne jeglichen spezifischen Grund – ein Jäger oder ein Juwelier zum Beispiel – Waffen braucht.“ Zur Verteidigung im eigenen Heim gebe es „weitaus harmlosere und genauso effektive Möglichkeiten zur Verteidigung oder Abschreckung, die nicht gleich tödlich enden.“ Wünschenswert findet die Brandnerin mehr Waffen für die professionelle Jagd: „Dies würde bedeuten, dass das Brauchtum wieder mehr Anklang und im Zuge dessen größeres Verständnis finden würde.“

Kein Spielzeug

Dass Waffen nicht nur zur Verteidigung und schon gar kein Spielzeug sind, darauf weist auch Tritscher mit Nachdruck hin. Für ihn ist eine Waffe ein Sportgerät: „Ich besitze drei meldepflichtige Langwaffen, die ich aber ausschließlich auf dem Schießstand und für den Sport benutze. Distanz und Präzision sind eine Herausforderung für mich. Das Ziel ist weit weg und man will einen Volltreffer. Das erfordert aber viel Ruhe und Konzentration.“ Außerhalb des Schießstandes sind die Waffen aber versperrt, wie Tritscher nochmals betont: „Ich habe einen speziellen Waffenschrank und auch ein besonderes Schloss für den Transport. Waffe und Munition lagere ich getrennt. Da kann nichts passieren. Sicherheit ist oberstes Gebot, vor allem, wenn Kinder im Haus sind. Wenn ich zum Beispiel höre, dass irgendwelche Kids Papas Pistole gefunden haben und damit rumspielen, da werde ich wahnsinnig.“

Anschaffung ist legitim

horst_spitzhofer_2013_passfoto
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Die Landespolizeidirektion wies bereits vergangene Woche in einer Presseaussendung darauf hin, dass eine Waffe im Haushalt die Sicherheit nicht erhöht. Dennoch: „Sich eine Waffe für Verteidigungszwecke zu kaufen, ist prinzipiell legitim“, so Horst Spitzhofer von der Landespolizeidirektion, „so lange der Waffenhändler prüft, ob die notwendigen Voraussetzungen gegeben sind und die Waffe registriert ist.“

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