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Volksabstimmung in Griechenland schockt

Die überraschende Ankündigung einer Volksabstimmung in Griechenland hat am Dienstag die Märkte geschockt.
Athen geht auf's Ganze
Acht Milliarden Euro an Tote

Noch härter als die deutschen Banken traf es Kredithäuser aus Frankreich: Der Kurs der Großbank Societe Generale fiel in der Früh an der Pariser Börse um 11,78 Prozent. Konkurrent BNP Paribas verlor um 9,71 Prozent, Credit Agricole um 9,62 Prozent. Am Handelsplatz in London geriet die Royal Bank of Scotland um 8,42 Prozent ins Minus. Barclays Capital verlor um 8,35 Prozent.

Die italienische UniCredit-Bank, zu der auch die österreichische Bank Austria gehört, geriet inzwischen um 7,37 Prozent ins Minus.

Euro rutschte deutlich ab

Keine Woche nach dem Euro-Krisengipfel hat Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou ein Referendum angekündigt. Die Bürger sollen befragt werden, ob sie den neuen Hilfszusagen der internationalen Geldgeber zustimmen wollten oder nicht, wie Papandreou, der innenpolitisch schwer unter Druck steht, am Montagabend in Athen sagte. Der Regierungschef machte zunächst aber keine näheren Angaben darüber – zum Beispiel, wann es stattfinden und wie genau die Fragestellung lauten soll – und ließ die Märkte damit im Unklaren. Der Sozialist will sich zudem einer Vertrauensabstimmung im Parlament stellen. Der Euro rutschte nach der Ankündigung Papandreous deutlich ab.

“Trifft die Märkte wie ein Bombeneinschlag”

“Die Ankündigung der Volksabstimmung über die Griechenland-Hilfe trifft die Märkte wie ein Bombeneinschlag”, sagte ein Börsianer. Bis zu einem Votum der Griechen könnten Monate vergehen, da Gesetzesänderungen erst die Voraussetzungen schaffen müssten. Monate der Unsicherheit für die Märkte und des drohenden Stillstands, hieß es.

Auch die deutsche Bundesregierung reagierte offensichtlich überrascht. Es handle sich um eine “innenpolitische Entwicklung in Griechenland, über die der Bundesregierung bisher keine offiziellen Informationen habe und die sie deswegen auch nicht kommentiere”, teilte das deutsche Finanzministerium mit. Weiter hieß es, der Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Eurozone habe in der vergangenen Woche “klare Erwartungen” formuliert. “Demnach soll das zweite Hilfspaket für Griechenland bis Ende diesen Jahres stehen. Daran arbeiten wir alle zur Zeit mit hoher Intensität.”

“Votum als Selbstmord aus Angst vor dem Tod”

Mit deutlichen Worten kommentierte auch Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, die aktuelle Lage. Zwar sei die überwiegend negative Haltung der Griechen gegenüber dem verschärften Reformprogramm verständlich. “Sollten die Griechen Anfang 2012 aber immer noch diese Meinung vertreten, ist das Votum als Selbstmord aus Angst vor dem Tod zu klassifizieren”, so der Experte. Eine Ablehnung würde zu “Chaos” führen, Hilfszahlungen wären nicht mehr möglich. Das zuletzt aufgeblühte “Pflänzchen der begründeten Hoffnung” sei jedenfalls neuen Gefahren ausgesetzt.

(APA)

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