“Ich glaube, Glück wurde von der Evolution als Art Karotte gestaltet, als Wegweiser”, meinte der 1962 in Bregenz geborene Grafikdesigner, der seit langem in New York lebt. Dass er sein Studio alle sieben Jahre für eine Auszeit schließt, macht nicht nur ihn glücklicher, denn die “Happy Show” entstand während seines letzten Sabbaticals im Jahr 2009 auf Indonesien. Ursprünglich für das Institute of Contemporary Art an der University of Pennsylvania entwickelt (“Sie wollten eigentlich eine konventionelle Grafik-Schau von mir, fanden das aber auch o.k.”), gastiert die fröhliche Mitmach-Ausstellung nach weiteren Stationen in Nordamerika und Paris nun bis 28. März 2016 im MAK.
Hunderte Briefe von Besuchern: “Neun Zehntel waren Frauen”
“Die Show wurde bisher von einer Viertelmillion Menschen gesehen. Ich habe Hunderte Briefe von Besuchern bekommen, neun Zehntel davon waren Frauen, und ich hatte das Gefühl, ihnen hat die Show etwas gebracht. Das wiederum hat mir gut getan”, gab sich der zweifache Grammy-Preisträger rundherum happy. Schließlich sei sein Streben, entweder etwas zu schaffen, was anderen Leuten helfe oder diese entzücke. “In manchen Fällen ist es möglich, beides gleichzeitig zu machen.”
Show zieht sich bis in die Toilettenanlagen
“Sagmeister hat das Gebäude auf vier Etagen komplett infiltriert”, zeigte sich auch MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein glücklich. Das schließt die Toiletteanlagen mit ein. Überall entdeckt man das grelle Smiley-Gelb, das die Leitfarbe der Ausstellung bildet. Doch schon in der Säulenhalle, die von zwei aufblasbaren Riesen-Affen-Skulpturen dominiert wird, warnt eine Schautafel: “Diese Ausstellung wird sie nicht glücklicher machen. (…) Dieser Besuch wird Ihre Probleme mit unzuverlässigen Kollegen oder undankbaren Kindern nicht lösen.” Aber er wird jeden Besucher wohl etliche Male zum Lächeln bringen. Das erste Mal vielleicht schon, wenn er den unter der Schautafel angebrachten Knopf drückt und die daraufhin ausgeworfene Handlungsanleitungs-Karte liest.
Glückliche Tiere zeichnen: “Viel Spaß!”
Vom virtuellen Spinnennetz und einem Kaugummi-Automaten für zehn Arten von Glücks- bzw. Unglückszuständen, über einen Geldkreislauf, in dem Geben und Nehmen Spaß macht, einer interaktiven Lächel-Station, zur Verkostung angebotenen Lieblings-Pralinen Sagmeisters bis zum erbetenen Zeichnen glücklicher Tiere oder einer per Fahrrad anzutreibenden Licht-Installation gibt es jede Menge Mitmach-Gelegenheiten. “Viel Spaß!”, wünscht Sagmeister seinen Besuchern, und vermeidet dabei alles, was zum Spaßverderber werden könnte.
Glück: Arbeiten rangiert vor Sex
Auf Grafik-Displays erfährt man Wissenswertes und Hinterfragenswertes zum Thema Glück. Dass in den USA jeder über ein Jahreseinkommen von 85.000 Dollar hinaus eingenommene Dollar tendenziell nicht glücklicher mache, etwa, oder dass laut einer Untersuchung an der Spitze von glücklichmachenden Aktivitäten der Besuch eines Gottesdienstes steht, Fernsehen sich dagegen ganz unten auf der Skala befindet. Interessant: Arbeiten rangiert dabei noch vor Sex Haben und dieses nur knapp vor Zeitung Lesen. Das gibt Hoffnung. Jedenfalls für Journalisten.
Zweimal gibt es längere Ausschnitte aus “The Happy Film” zu sehen, einem Filmprojekt Sagmeisters, das vor einer Woche fertiggestellt wurde und zu dem von Thun-Hohenstein ein Screening im Rahmen der MAK-Ausstellung in Aussicht gestellt wurde. “Wir werden jetzt versuchen, den Film bei Festivals einzureichen”, sagte Sagmeister. Und so geht sein Wunsch an ihn zurück: Viel Glück!
“Stefan Sagmeister: The Happy Show”, MAK, 28. Oktober 2015 bis 28. März 2016, Di 10-22 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr, www.mak.at
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