Ursache für Gasleck auf Nordsee-Bohrinsel "Elgin" weiter unklar

“Wir haben den Grund für den Vorfall noch nicht genau ausgemacht”, sagte ein Sprecher des französischen Betreiberunternehmens Total am Mittwoch. Es werde weiter an einer Behebung des Problems gearbeitet. Es sei eine Frage von Tagen, bis eine Lösung gefunden werde. Der Vorfall weckte Erinnerungen an die Explosion der BP -Förderplattform “Deepwater Horizon” und die anschließende Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko vor knapp zwei Jahren.
Das Unternehmen habe das Überwachungsschiff “Highland Fortress” in Stellung gebracht, hieß es. Das Schiff verfüge auch über ein ferngesteuertes Mini-U-Boot, mit dem Unterwasseraufnahmen gemacht werden können. Diese Technik sei aber bisher nicht zum Einsatz gekommen, sagte ein Total-Sprecher.
Gezielte Explosion als Alternative
Die aus allen Konzernbereichen zusammengezogenen Experten berieten derzeit darüber, wie das Gas in den Griff zu bekommen sei. Infrage komme eine Entlastungsbohrung, die aber bis zu sechs Monate dauern könne. Auch ein sogenannter “Kill” mit einer Schlamminjektion komme in Betracht. Für welche Methode sich der Konzern entscheide, stehe aber noch nicht fest. Günstigstes Szenario sei, dass der Gasfluss aus mehr als fünf Kilometern Tiefe unter dem Meeresgrund von alleine versiege. Bisher seien rund 20 Tonnen Gas ausgetreten. Das Leck sei noch nicht genau lokalisiert.
Umstritten sind die Auswirkungen auf die Umwelt. Total hat bisher nicht die genaue chemische Zusammensetzung des austretenden Gases bestätigt. Es handle sich um eine entflammbare, potenziell explosive Kohlenwasserstoffverbindung, sagte der Sprecher. Umweltexperten befürchten, dass es auch hochgiftige Schwefelverbindungen enthält.
Während Umweltorganisationen erhebliche Schädigungen der Natur befürchten, stützt sich Total auf einen Bericht der staatlichen Umweltbehörde JNCC (Joint Nature Conservation Comittee), die keine Probleme für die Küsten Schottlands vorhersieht. Das Gas sei flüchtig und werde die Küste nicht erreichen.
Gasquelle bereits ausgebeutet
Auch der britische Energie-Staatssekretär Charles Hendry relativierte das Risiko: “Wir sollten in Erinnerung behalten, dass es sich hier um eine aufgelassene Gasquelle handelt, deren Gas weitgehend ausgebeutet ist”, sagte Hendry am Mittwoch in der BBC. Das Bohrloch sei in der Vergangenheit schon einmal vorsorglich verschlossen worden. Das Leck sei entstanden, während die Gasquelle auch langfristig außer Betrieb genommen werden sollte.
Die Plattformarbeiter hatten beim Verlassen der Insel am vergangenen Sonntag eine Flamme brennen lassen, mit der Gas abgefackelt wird. Dies sei absichtlich geschehen, sagte der Total-Sprecher. Die Flamme stelle derzeit keine Gefahr dar. Die Gaswolke und der auf dem Meer schwimmende Teppich eines Gas-Kondensats werde vom Westwind in die entgegengesetzte Richtung getrieben, sagte er. Die Windrichtung werde sich in den kommenden fünf bis sechs Tagen den Vorhersagen zufolge nicht ändern.
Greenpeace vor Ort
Mitarbeiter der Umweltorganisation Greenpeace machten sich am Mittwoch auf den Weg zur Unglücksstelle. “Es gibt eine Flugverbotszone, aber wir wollen so nah wie möglich herankommen und uns ein aktuelles Bild der Lage machen”, sagte ein Greenpeace-Sprecher in Hamburg. Zwei Kameraleute und ein Experte für die Themen Öl und Gas sind an Bord des kleinen Fliegers.”Man muss immer alles hinterfragen, deshalb wollen wir uns selbst ein Bild vor Ort machen.”
Am Sonntag war an der Gasplattform 240 Kilometer östlich der Stadt Aberdeen ein Leck bemerkt worden. Umgehend brachte Total die 238 Arbeiter in Sicherheit. Tags darauf räumte der Shell-Konzern zwei benachbarte Plattformen. Die Küstenwache errichtete eine Sperrzone von drei Meilen für Flugzeuge und von zwei Meilen für Schiffe. Es hat sich auf 4,8 Quadratkilometern ein Film aus kondensiertem Gas auf dem Meer ausgebreitet.
Bereits Wirtschaftliche Auswirkungen
Total bekommt das Gasleck auch an der Börse zu spüren. Das Unternehmen hat inzwischen fast neun Milliarden Euro an Börsenwert eingebüßt. Die Papiere rutschten am Mittwoch um bis zu 3,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit drei Monaten ab.
APA
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