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Um Debalzewo tobt die heftigste Kesselschlacht seit dem 2. Weltkrieg

Blutige Schlacht um Debalzewo.
Blutige Schlacht um Debalzewo. ©AP
Debalzewo ist eine 25.000-Einwohner-Stadt im Osten der Ukraine. Dort sind gegenwärtig tausende ukrainische Soldaten eingekesselt - umringt von pro-russischen Separatisten, die heftige Angriffe gegen die Stadt führen. Fällt Debalzewo, steht den Separatisten der Weg in weite Teile der Ostukraine offen.

Es sind Anblicke, wie man sie in Europa eigentlich nur mehr aus Geschichtsbüchern kannte: Hochgerüstete Armeen, die sich erbitterte Schlachten mit schwerem militärischen Gerät um Knotenpunkte und Städte liefern. Doch Debalzewo ist hier und jetzt.

Gleich nach Ausbruch der Kampfhandlungen und der Verkündung einer Offensive durch die pro-russischen Separatisten begann der Sturm auf Debalzewo. Das Ziel war wohl gewählt: Nicht der Stadt selbst willen, sondern um den “Preis”, den sie bietet. Die Stadt, 70 Kilometer nordöstlich von Donezk gelegen, gilt als strategische Schlüsselposition. Sie ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Auch die Ukraine weiß um ihre Wichtigkeit: Der Kiewer Militärexperte Anton Michnenko sagte der “Frankfurter Rundschau”, dort stünden etwa 7000 Ukrainer. Nach Angaben des Freiwilligen Juri Kasjanow hat das Oberkommando sogar ein Viertel der ukrainischen Armee in den Frontvorsprung gestopft. Sollten sie eingekesselt werden, droht ein Desaster.

Noch ist ein winziger Verbindungsweg nach außen offen. Aber auch dieser wird von den Separatisten angegriffen – und er wird zusehends kleiner. Nehmen die pro-russischen Kämpfer die Stadt ein, eröffnete sich der direkte Weg nach Artjomowsk, Kramatorsk und Slawjansk – wichtige Industriestädte. Somit stünde der Eroberung des gesamten Nordwestens der Region Donezk nichts mehr im Wege.

Kesselschlacht um Debalzewo: Dramatische Änderung der Lage

Diese im Web kursierenden Bilder verdeutlichen den raschen Vormarsch der pro-russischen Kämpfer. Ende Jänner begannen sie mit einem massiven Vormarsch, das untere Bild schließlich stammt vom 2. Februar. Die Stadt droht vollends abgeschnitten zu werden. Ein Fall scheint nur noch eine Frage der Zeit.

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debalzewo_1 ©Twitter/livejournal.com

 

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debalzewo ©Twitter/livejournal.com

 

Humanitäre Katastrophe

Im Kriegsgebiet Ostukraine beklagen Helfer und Menschenrechtler bereits eine schleppende Evakuierung in den unter Dauerfeuer stehenden Regionen Lugansk und Donezk. Wegen der heftigen Kämpfe in den Orten Awdejewka und Debalzewo könnten kaum noch Menschen in Sicherheit gebracht werden, teilte der staatliche ukrainische Zivilschutzdienst am Mittwoch mit.

Regierungstruppen und prorussische Separatisten berichteten am Mittwoch erneut von zahlreichen Toten im Konfliktgebiet Donbass.

Zwei Soldaten seien getötet und mehrere verletzt worden innerhalb von 24 Stunden, sagte Wladislaw Selesnjow vom ukrainischen Generalstab. Die von Russland unterstützten Aufständischen sprachen dagegen von 17 getöteten Soldaten. Zudem seien vier Zivilisten in der Region Donezk getötet worden, sagte Separatistenführer Eduard Bassurin.

Heftige Kämpfe dauern an

Menschenrechtler fordern die Konfliktparteien auf, die Flucht von Bewohnern aus Debalzewo zu gewährleisten. Bemühungen um eine Feuerpause waren zuletzt immer wieder gescheitert.

In der ebenfalls umkämpften Stadt Lugansk kam es nach Darstellung von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zum Einsatz von Streumunition. Russland wirft der Ukraine die Anwendung der international geächteten Bomben vor.

(APA/Red.)

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