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Teuer erkauftes Team-Silber: WM für Raich vorbei

©AP
Österreichs Skiteam hat am Mittwoch bei der alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen gemeinsam die Silbermedaille geholt.
Reaktionen zu Team-Silber
Österreich freut sich über Silber
Raich erleidet Kreuzbandriss
Raich im Teambewerb verletzt

Und im Zielraum auch gemeinsam gehofft, dass der gestürzte Benjamin Raich ohne schwere Verletzungen davongekommen ist. Die ärztliche Diagnose, die kurz nach der Flower Ceremony bekanntgeworden war, war allerdings erschütternd: Riss des linken vorderen Kreuzbandes, Knorpelabbruch des äußeren Schienbeinkopfes, Teileinriss des äußeren Meniskus. Die WM ist für den 32-jährige Tiroler vorbei, er wurde noch am (heutigen) Mittwochnachmittag operiert.

Marlies Schild hatte ihr erstes Rennen im Teambewerb gegen die Kroatin Sofija Novoselic verloren, als zweiter ÖSV-Teilnehmer kam Raich gegen Natko Zrncic-Dim dran. Er wollte es besser machen als seine Lebensgefährtin, doch Mitte des Kurses hob es ihn aus. “Er ist bei einem Schwung in eine Spur reingekommen und hat mit dem Oberkörper dagegengedreht”, beschrieb Trainer Rainer Gstrein die Situation. “Es hat mich ausgehoben. Dadurch hatte ich leider auf dem linken Fuß keinen Druck und keine Spannung”, meinte Raich beim Verlassen des Zielraums.

Raich wurde nach dem Sturz gleich nach Innsbruck gefahren, mit im Auto war auch sein Vater Alois. Die ersten Untersuchungen (MRI) nahmen Dr. Karl Golser und Univ. Prof. Dr. Gernot Sperner vor. Am Nachmittag erfolgte der operative Eingriff im Sanatorium Kettenbrücke – Barmherzige Schwestern. Dabei sollte das vordere Kreuzband mit einem körpereigenes Sehnentransplantat, der Außenmeniskus je nach intraoperativem Befund mit einer Naht refixiert sowie der Knorpelabbruch durch eine Mikrobohrung versorgt werden.

“Ich bin sehr aufgewühlt. Ich komme direkt von der Ski-WM und habe noch zwei große Chancen gehabt. Leider ist es jetzt vorbei. Es ist eine relativ schwere Verletzung. Unser Team wurde in letzter Zeit ganz schön geplagt, aber es muss irgendwie weitergehen”, sagte Raich noch vor der Operation. Aber wenn er den Hans (Grugger/Anm.) sehe, dann sei das wieder relativ harmlos. Raich wird mehrere Wochen auf Stützkrücken gehen müssen, weil er das Bein nicht voll belasten darf.

ÖSV-Teamärztin Brigitte Auer hatte am Fuße der Kandahar die Erstuntersuchung vorgenommen, sie hatte aber gleich kein so gutes Gefühl gehabt: “Es war gleich eine leichte Schwellung da, die mit Eis gekühlt wurde. Das ist immer das Beste im akuten Zustand. Es kann eine muskuläre Verletzung sein, was mich beunruhigt, ist aber die Instabilität”, hatte Auer erklärt. Sie ging aber auch gleich von einer frischen Verletzung aus, da Raich noch nie ernsthaft an diesem Knie verletzt gewesen sei.

“Ich hoffe nur, dass mit Benni nichts ist”, sagte Marlies Schild, die nach ihrem ersten Lauf nicht mehr an den Start gebracht wurde. “Das wäre in dieser Situation nicht gut gewesen, weil sie Sorge um Benni hatte”, erklärte Damen-Rennsportleiter Herbert Mandl, der sicher ist, dass die Einsätze seiner Athletin am Donnerstag im Riesentorlauf und Samstag im Slalom nicht gefährdet sind: “Sie wird es wegstecken müssen und sich darauf konzentrieren.” Tapfer lächelte Schild bei der Siegerehrung, die Medaille wird allerdings wenig Glanz für sie haben.

Herren-Rennsportleiter Mathias Berthold hatte sich so sehr gewünscht, dass “es nicht schlimmer ist als befürchtet. Ich hoffe, dass es mal anders ist und wir mal gute Nachrichten bekommen.” Das sagte er zu Journalisten kurz bevor die Hiobsbotschaft eintraf. Auf die Frage, ob es ein teuer erkauftes Silber wäre, wenn Raich ausfallen würde, meinte Berthold: “Richtig.”

Nach Bekanntwerden der Diagnose teilte die sportlichen Leitung des ÖSV, Hans Pum und Mathias Berthold, via Aussendung mit. “Diese Verletzung ist ein weiterer schwerer Schlag. Einerseits für Benni selbst, für den jetzt die zwei Bewerbe mit den besten Medaillenchancen gekommen wären. Andererseits für die Mannschaft, die mit Benni einen absoluten Topathleten verloren hat.”

Das Herren-Skiteam ist in diesem Jahr schon empfindlich geschwächt worden, durchwegs zogen sich die Athleten schwere Verletzungen zu. Nach den Speed-Spezialisten Hans Grugger, Mario Scheiber, Georg Streitberger und Techniker Marcel Hirscher fällt nun mit Raich der Leistungsträger der vergangenen Jahre aus.

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