Am heutigen achten Verhandlungstag haben Anklage und Verteidigung ihre Plädoyers gehalten. Andrej W. hatte seit Prozessbeginn geschwiegen. Als dem Angeklagten am Dienstag die Gelegenheit zum letzten Wort gegeben wurde, brach er sein Schweigen überraschend. Der SÜDKURIER war dabei.
Über seine Kindheit und Jugend: Als ich eine schlechte Note hatte, hat die Mutter meinen Kopf genommen und ihn gegen den Tisch geschlagen Sie hat mich angeschrien und geschlagen Sie hat keine Rücksicht auf mich genommen Ich war in Russland und habe der Mutter geschrieben, dass ich ein schlechtes Leben habe Ich habe der Mutter geschrieben, dass ich einen Psychiater brauche Als ich zurück nach Deutschland kam, nach drei Jahren, hat sie mich nicht umarmt, mir nur die Hand gegeben. Wir saßen auf zwei Stühlen und sprachen nicht.”
Über seine Nekrophilie: Ja, ich habe gegraben Die Akte wurde später in Russland geschlossen.
Über seine Rachegelüste an seiner Mutter: Als ich in Berlin war, habe ich mir ein großes Messer gekauft Ich konnte die Mutter nicht umbringen. Es ist wieder irgendetwas in mir passiert Ich finde keine Erklärung, was da mit mir los war
Über die Tat in Singen: Als ich aus dem Zug ausstieg, ist etwas in mir vorgefallen Ich wollte in Singen in einem Waffengeschäft ein Gewehr kaufen, habe es aber nicht bekommen Wenn ich eine Waffe gehabt hätte, hätte ich einiges angestellt Ich war wütend Ich habe mir bei Karstadt ein Messer gekauft Ich wollte mit dem Taxi auf den Friedhof fahren Ich habe der Frau das Messer an den Hals gehalten und sie dann an der Schulter gepackt, nicht an den Haaren Wenn sie mit mir weitergefahren wäre, hätte ich ihr vielleicht nichts angetan Ich habe die Kontrolle über mich verloren Ich habe gesehen, dass sie noch lebt Ich wusste ganz genau, dass sie noch am Leben ist, aber ich habe gedacht, dass sie im Laufe der Zeit sterben wird Ich bin in aller Ruhe gegangen Ich bin froh, dass sie überlebt hat.
Über die Tat in Hagnau: Etwas Unerklärliches ist mit mir passiert Ich habe Pornos angesehen, ich bin nach Pornographie süchtig Am nächsten Tag verspürte ich eine Kraft in mir, jemanden zu töten Ich wollte sie umbringen und vergewaltigen Wir sind auf die Insel Mainau gefahren Ich habe nachgedacht, was in mir vorgeht Ich habe sie anhalten lassen, habe gesagt, dass ich Photographien machen will Ich habe die Kontrolle über mich verloren Meine Hände haben die ganze Zeit gezittert Alles war voller Blut Sie fiel auf meinen Schoß Ich wollte mit dem Auto wegfahren, aber es ging nicht wegen der Automatik Ich habe den Alarm ausgelöst, dann bin ich wieder zu mir kommen.
Über seine Flucht: Ich wusste, die Hunde werden kommen Ich habe mich dreimal im Fluss gewaschen Ich bin nach Friedrichshafen gegangen Ich kam mit einer blutüberströmten Hose Mein Cousin war nicht zu Hause Ich habe meine Sachen gewaschen Ich finde keine Erklärung.
Über seine Empfindungen: Ich denke, ich bin nicht schuldig Ihr denkt, ich bin schuld, aber ich lüge nicht. Ich war früher ein normaler Mensch.. Ihr wollt mich alle zerhacken und klein machen Als ich getötet habe, habe ich vor mir nichts gesehen Ich war früher ein ganz normaler Mensch Es tut mir sehr Leid Es ist nicht so, dass es mir Spaß macht oder dass es lustig für mich ist Mir ist es egal, ob ich ins Gefängnis komme oder in die Psychiatrie Ich möchte selbst nicht mehr leben, ich werde nicht mehr friedlich leben können Früher oder später wird man mich begraben, es bleibt mir nicht mehr lange Zeit Warum hat der Bruder mich nicht umgebracht? Wenn man meine Schwester umgebracht hätte, hätte ich ihn getötet
Über seinen Anteil an Schuld: Wenn es meine Mutter nicht gegeben hätte, hätte ich ein vernünftiges Leben führen können Ich habe die Frau umgebracht, weil ich wirklich eine tote Frau gebraucht habe.
Das Urteil wird am Donnerstag, 10. Februar, um 15 Uhr gesprochen. Wie die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Konstanz erkennt, ist unsicher. Kernfrage dürfte sein, ob Andrej W. in die Psychiatrie oder in Haft muss.
Hintergrund:
Anfang Juni 2010 sind zwei Taxifahrerinnen in Singen und Hagnau brutal überfallen worden. Die Frau in Hagnau wurde getötet. Das Opfer in Singen wurde vergewaltigt, überlebte die Tat aber schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter Andrej W. wurde wenige Tage später in Brandenburg festgenommen. Am 11. Januar begann der Prozess gegen ihn vor dem Konstanzer Landgericht.
Quelle: www.suedkurier.de
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