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Tage des Terrors: Al-Kaida-Zweig droht Frankreich mit neuen Attacken

Die Attentäter wurden von der Polizei getötet
Die Attentäter wurden von der Polizei getötet
Nach den Anschlägen von Islamisten im Großraum Paris geht in Frankreich die Angst um. Kurz nachdem das Geiseldrama ein blutiges Ende genommen hatte, drohte der Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) mit weiterer Gewalt in Frankreich. "Ihr werdet nicht mit Sicherheit gesegnet sein, so lange ihr Allah, seinen Verkünder und die Gläubigen bekämpft", so ein ranghoher Vertreter der AQAP in einem Video. Frankreich sucht nach möglichen Hintermännern des Anschlages. Indes wurden weitere Details zu den Polizeieinsätzen vom Freitag bekannt.
Liveticker: Terror in Frankreich
Das verdächtige Brüder-Paar
Geiselnahme im Osten von Paris
"Terror-Brüder" verschanzen sich
Weltweite Solidarität und Trauer
Bilder: Paris im Schockzustand
Geiseldrama nimmt blutiges Ende
Geiseldrama nimmt blutiges Ende

Dieses wurde am Freitag von dem auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmen SITE veröffentlicht. Die beiden Brüder Cherif und Said Kouachi, die den Anschlag auf die französische Satirezeitung “Charlie Hebdo” verübten, sollen Verbindungen zur AQAP gehabt haben.

“Einige der Söhne Frankreichs haben die Propheten Allahs respektlos behandelt”, sagte Harith bin Ghazi al-Nadhari, den SITE als einen der führenden Verantwortlichen für die religiösen Scharia-Gesetze bei der AQAP beschrieb, in dem Video. Also habe eine Gruppe von “treuen Soldaten Gottes” den Franzosen “Respekt und die Grenzen der Meinungsfreiheit gelehrt”. Frankreich gehöre zu den führenden Kräften des Unglaubens, setzte Nadhari fort. “Es beleidigt die Propheten, setzt die Religion herab und bekämpft die Gläubigen.”

Geiseldrama nimmt blutiges Ende

Das gut fünf Minuten lange Video wurde laut SITE am Freitag ins Internet gestellt – wenige Stunden, nachdem Cherif und Said Kouachi von der Polizei getötet worden waren. Die Brüder hatten am Mittwoch ein Blutbad bei der Satirezeitschrift “Charlie Hebdo” angerichtet – insgesamt zwölf Menschen erschossen sie dort und auf ihrer Flucht. Offenbar wollten sie sich für Karikaturen des Propheten Mohammed in der Satirezeitung rächen.

Attacken in Paris - Geiselnahme beendet - AKTUALISIERT
Attacken in Paris - Geiselnahme beendet - AKTUALISIERT

Terror-Brüder: “Wurden von AQAP beauftragt”

Cherif Kouachi sagte dem französischen Sender BFMTV, er sei von AQAP beauftragt und finanziert worden. Nach einer Geiselnahme am Freitag in dem Ort Dammartin-en-Goele wurden er und sein Bruder am frühen Abend von Elitepolizisten erschossen.

Vier Geiseln von Attentätern erschossen

Ein islamistischer Gesinnungsgenosse der beiden tötete am Donnerstag am südlichen Stadtrand von Paris eine Polizistin. Er nahm am Freitag in einem jüdischen Supermarkt im Osten von Paris mehrere Menschen als Geiseln. Bei der Erstürmung nach dem Showdown in Dammartin-en-Goele erschoss die Polizei den Mann. Vier weitere Menschen wurden bei der Geiselnahme getötet.

APTOPIX France Newspaper Attack
APTOPIX France Newspaper Attack ©Zugriff: Sicherheitseinheiten stürmen Supermarkt.

Die vier starben laut Behördenangaben schon vor der Befreiungsaktion der Polizei. Die Geiseln seien “wahrscheinlich” erschossen worden, als der islamistische Geiselnehmer zu Mittag in das Geschäft stürmte, sagte der Pariser Staatsanwalt Francois Molins. Auch der Geiselnehmer Amedy Coulibaly hatte in einem Telefongespräch mit dem Nachrichtensender BFMTV am Freitag gegen 15.00 Uhr schon von vier Toten gesprochen. Laut Molins hatte Coulibaly mehrere Schusswaffen und große Mengen Sprengstoff bei sich. Die Kouachi-Brüder und Coulibaly kannten sich offenbar und hatten ihre Taten vermutlich abgesprochen.

France Attack Newspaper Photo Gallery
France Attack Newspaper Photo Gallery ©Endlich frei! Auch ein Baby war unter den Geiseln und überlebte das Drama. Foto: AP

 

Anschlag, Schüsse und Geiselnahmen

Staatsanwalt Molins gab am Freitag weitere Details zu der Jagd nach Cherif und Said Kouachi nach deren Angriff auf die Redaktion von “Charlie Hebdo” bekannt. Demnach wurde der 34-jährige Said Kouachi bereits am Freitagvormittag leicht am Hals verletzt, als es auf einer Nationalstraße einen Schusswechsel mit Polizisten gab. Anschließend verschanzten sich die Brüder in der Druckerei in der Gemeinde Dammartin-en-Goele nahe dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle. Sie nahmen zunächst den Geschäftsführer der Druckerei als Geisel, ließen ihn aber später gehen, wie Molins sagte. Ein Mitarbeiter des Unternehmens versteckte sich vor den Islamisten und blieb unentdeckt.

Brüder feuern auf Polizisten – “Mussten sie neutralisieren”

“Kurz vor 17.00 Uhr öffnet sich die Eingangstür im Erdgeschoß des Unternehmens für mehrere Minuten um 15 Zentimeter”, fuhr Molins in der Schilderung fort. “Dann kommen die beiden Brüder mit Sturmgewehren heraus und schießen in Richtung der Ordnungskräfte.” Die Eliteeinheiten hätten zunächst versucht, die Islamisten mit nicht tödlichen Granaten außer Gefecht zu setzen. Da die “beiden Terroristen” aber weiter gefeuert hätten, hätten die Polizisten sie “neutralisieren” müssen und erschossen.

Suche nach Hintermännern – Komplizin auf der Flucht

Nun suchen die französischen Ermittler nach möglichen Hintermännern der drei getöteten islamistischen Attentäter. Fünf Personen seien in Polizeigewahrsam, sagte Molins. Die Freundin von Coulibaly sei noch nicht gefasst. Die Fahnder wollen herausfinden, woher die Waffen der Terroristen stammten und ob die Männer Anweisungen erhielten, “aus Frankreich, dem Ausland oder dem Jemen”, wie der Staatsanwalt sagte.

FRANCE MONTROUGE ATTACK
FRANCE MONTROUGE ATTACK ©Oben: Der mutmaßliche Geiselnehmer im Supermarkt, der am Mittwoch bereits eine Polizistin erschossen haben soll, Amedy Coulibaly, und seine Komplizin, Hayat Boumeddiene. Ihr gelang die Flucht. Unten: Die beiden Hauptverdächtigen nach den Anschlägen auf “Charlie Hebdo”: Cherif und Said Kouachi. Foto: AP/ French Police

AQAP “geistige Inspiration” für Anschlag

Die Verantwortung für den Anschlag auf “Charlie Hebdo” hat Nadhari in der Video-Botschaft nicht übernommen. Ein auf die Al-Kaida spezialisierter Journalist aus dem Jemen sagte, es gebe bisher keinen klaren Hinweis auf eine direkte Beteiligung der AQAP an dem Attentat auf “Charlie Hebdo”. Es sei aber klar, dass sie die “geistige Inspiration” dafür gegeben habe.

Erneut Krisensitzung im Elysee-Palast

Der französische Staatspräsident Francois Hollande hat am Samstag früh erneut Minister und Sicherheitsdienste zu einer Krisensitzung zusammengerufen. Neben einer Bilanz der Polizeieinsätze gegen die drei islamistischen Terroristen sollte der große Solidaritätsmarsch am Sonntag in Paris im Vordergrund stehen.

Zahlreiche Regierungschefs bei Solidaritätskundgebung

An der Kundgebung für die Opfer des Anschlags auf das Satiremagazin “Charlie Hebdo” wollen zahlreiche europäische Regierungschefs teilnehmen. Frankreichs Premier Manuel Valls erklärte, der “republikanische Marsch” vier Tage nach dem Anschlag mit zwölf Toten werde durch ein massives Sicherheitsaufgebot geschützt. Österreich wird durch Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) vertreten sein. (APA/red)

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