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Snowden lebte vorübergehend in Schweiz - schilderte Eindrücke in Chat

Snowden arbeitete auch in der Schweiz
Snowden arbeitete auch in der Schweiz ©AP
Im Jahr 2007 hat der von den USA gesuchte Ex-Geheimdienstler Edward Snowden vorübergehend in Genf gelebt. In einem Online-Chat-Portal ließ sich der damals 23-Jährige über seine Eindrücke von der Schweiz aus - über hohe Preise, schöne Frauen, verstopfte Straßen und grassierenden Fremdenhass. Die Schweiz will von den USA jetzt Informationen über die Aktivitäten Snowdens im Land.
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Snowden habe für den US-Geheimdienst CIA in Genf gearbeitet, schrieb das Internetportal Ars Technica am Donnerstag. Hier habe er in einer Vierzimmerwohnung gelebt und diplomatischen Schutz genossen. Unter dem Pseudonym “TheTrueHOOHA” tauschte er sich demnach in einem öffentlichen Chatroom von Ars Technica mit anderen über sein Leben in der Schweiz aus. Die nun publizierten Chatprotokolle zeichnen das Bild eines jungen Mannes, der Mühe hatte, sich an die Verhältnisse außerhalb seiner US-Heimat zu gewöhnen.

Als besonders lästig empfand er die hohen Preise. “Jungs, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie teuer hier alles ist”, heißt es. “Du kriegst kein Leitungswasser in Restaurants. (…) Die lassen dich dafür bezahlen. Glasflaschen. Fünf Dollar das Stück.” Hamburger würden ganze 15 Dollar kosten und nach “fettigem Karton” schmecken.

Freude über “hinreißende” Mädchen

Alles sei auf Französisch geschrieben und in Metern angegeben. “Gott, ich hasse das metrische System”, schreibt Snowden. Über die Angabe der Kalorienwerte von Lebensmitteln in Kilojoules jammert er: “Ich bin doch keine Batterie!”

Vier Monate später, im April 2007, fand sich Snowden offensichtlich besser in Genf zurecht. “Es ist ziemlich cool bis jetzt”, schreibt er. “Es ist, als lebe man auf einer Postkarte.” Zudem seien die Mädchen hinreißend – und Prostitution legal. Doch sieht der junge IT-Techniker auch Schattenseiten: “Die Straßen sind 35 Inches (fast 89 Zentimeter) breit. Mit 9.000 Autos drauf, zwei Tramlinien und einer Busspur. Und einer Radspur.”

Snowden ärgert sich auch ausgiebig über einen weitverbreiteten Fremdenhass im Land. “Ich hab noch nie, NIE ein rassistischeres Volk gesehen als die Schweizer. Mein Gott, die schauen auf JEDEN herab. Selbst aufeinander.”

Snowden wetterte gegen Aufdecker

Bemerkenswert erscheint auch ein mutmaßlicher Sinneswandel Snowdens: Im Jahr 2009 wetterte “TheTrueHOOHA” im Chatroom von “Ars Technica” über einen Whistleblower, der geheime Informationen an die “New York Times” weitergeben hatte: “Diesen Leuten sollte man in die Hoden schießen”.

Der Schweizer Außenminister Didier Burkhalter sagte am Donnerstag, man habe noch Fragen zu Snowdens Tätigkeit als CIA-Agent in Genf, nachdem man zu geäußerten Fragen nur eine “diplomatische” Antwort aus den USA erhalten habe. “Sie haben geantwortet, dass sie die Schweizer Gesetze geachtet und nie etwas besonders Problematisches getan hätten.” Man habe die “sehr diplomatische” Antwort zur Kenntnis genommen; man habe aber entschieden, weitere Punkte mit Washington zu erörtern.

 

 

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