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Ski-Revolution ist eine Schnapsidee

©Gmeiner
Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber kann der FIS-Materialreform nichts abgewinnen.
Rennski ab 2012 länger

Länger, schmaler, weniger tailliert. Ab der Saison 2012/13 reglementiert der Internationale Skiverband aus Sicherheitsgründen das Skimaterial. Besonders betroffen: der Riesentorlaufski, der neu eine Mindestlänge von 1,95 m (Herren/bisher 1,85 m) bzw. 1,88 (Damen/1,80 m) aufweisen muss, vor der Bindung nur mehr 95 mm breit sein darf und dessen Kurvenradius von 27 auf 40 m (Damen auf 35 m) vergrößert wurde. „Eine totale Schnapsidee“, sagt Head-Rennsportleiter Rainer Salzgeber frisch von der Leber weg, was er davon hält. Für den Ex-Weltcupfahrer ist der Sicherheitsaspekt nur ein Vorwand: „Manche Hersteller haben auf dem Materialsektor Aufholbedarf, sie hatten im Riesentorlauf massive Probleme.“

Rückfall in die 80er-Jahre

Die FIS-Expertenkommission – unter dem Vorsitz von Ex-ÖSV-Trainer Toni Giger – habe aufgrund von den Skifirmen bereitgestellten Prototypen ein neues Reglement entwickelt. „Aber wir machen unsere Erfahrungen mit dem Material das ganze Jahr über. Es geht jetzt in die falsche Richtung, da fällt man in die 80er-Jahre zurück.“ Salzgeber untermauert: „Die Experten haben wohl noch nie einen Schwung auf einem Ski gemacht“, schimpft der 44-Jährige. „Sonst hätten sie erkennen müssen, dass das Problem am hinteren Teil des Ski zu finden ist. Ist die Taillierung dort knapper gehalten, wird aus der Kurve heraus der Schwung und das Tempo reduziert. Das wäre ein Ansatz.“ Die angesagten Änderungen werden auch die Produktionskapazitäten der Industrie übersteigen, glaubt der Montafoner. Head kann für den Rennsport zwischen 2500 und 2800 Paar Ski pro Saison herstellen, dazu kommen knapp 2000 Brettl für den Nachwuchs. „Wir müssten eigentlich sofort mit der Produktion beginnen, um die ganze Palette auszutauschen. Aber das geht nicht, weil wir uns auf Neuland bewegen und alle Ski zuerst eine Testphase durchlaufen müssen.“ Salzgeber fürchtet, dass man etwa 2500 Paar Ski nicht herstellen wird können. „Das betrifft dann rund 250 Läufer, die vorwiegend aus sogenannten kleinen Nationen und dem Nachwuchs kommen. Die werden wir nicht mehr mit unserem Material ausrüsten können.“ Noch dazu ist die Aktion mit hohen Kosten verbunden: „Wir können 3500 Paar alte Ski verschrotten. Da werden unglaubliche Werte vernichtet.“

Eispisten sind das Problem

Für Kilian Albrecht, Vorsitzender der Athletenkommission in der FIS, ist der Rückbau der Ski nicht der Stein der Weisen: „Ich verstehe den Sicherheitsgedanken. Aber warum regelt man das nicht über die Pistenpräparation? Ich brauche keinen aggressiven Ski, wenn es keine Eispisten gibt. Wir haben diese Diskussion in den Raum gestellt – aber offenbar kein Gehör gefunden.“

(VN)

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