Schlierenzauer wie im Vorjahr Vierschanzentournee-Sieger

Gesamt-Dritter wurde mit Tom Hilde ebenfalls ein Norweger. Tagesrang drei holte sich überraschend der Salzburger Stefan Kraft. Schlierenzauer stellte damit den fünften ÖSV-Tourneesieg in Serie sicher und feierte seinen 45. Weltcup-Erfolg, womit ihm nur noch einer auf Rekordhalter Matti Nykänen (FIN) fehlt.
Ergebnisse des Skispringens in Bischofshofen
1. Gregor Schlierenzauer (AUT) 272,7 (133,0/137,5)
2. Anders Jacobsen (NOR) 270,4 (131,5/139,0)
3. Stefan Kraft (AUT) 261,3 (131,0/131,0)
4. Kamil Stoch (POL) 260,2 (131,0/131,5)
5. Anders Bardal (NOR) 257,3 (130,0/130,0)
6. Thomas Morgenstern (AUT) 253,7 (132,0/127,0)
7. Dmitrij Wassilijew (RUS) 252,9 (132,0/130,5)
8. Michael Neumayer (GER) 251,5 (132,0/128,5)
9. Tom Hilde (NOR) 250,9 (126,5/131,0)
10. Maciej Kot (POL) 250,8 (132,0/126,0)
11. Jaka Hvala (SLO) 250,4 (128,5/127,0)
12. Richard Freitag (GER) 248,1 (130,0/125,0)
13. Andreas Kofler (AUT) 247,2 (128,5/126,0)
14. Jan Matura (CZE) 246,2 (129,5/125,0)
15. Peter Prevc (SLO) 245,2 (127,5/130,0)
16. Michael Hayböck (AUT) 244,6 (127,5/127,5)
17. Martin Koch (AUT) 244,0 (127,0/129,0)
18. Wolfgang Loitzl (AUT) 243,9 (130,0/123,0)
19. Andreas Wellinger (GER) 243,2 (133,5/130,0)
20. Ilja Rosljakow (RUS) 242,8 (124,5/128,5)
21. Andreas Wank (GER) 242,2 (124,5/129,5)
22. Wladimir Zografski (BUL) 240,6 (123,5/126,5)
23. Noriaki Kasai (JPN) 240,4 (123,0/127,0)
24. Martin Schmitt (GER) 239,8 (127,0/126,0)
25. Rune Velta (NOR) 238,0 (131,0/121,5)
26. Anders Fannemel (NOR) 237,8 (127,0/125,5)
27. Robert Kranjec (SLO) 237,6 (127,5/123,5)
28. Lauri Asikainen (FIN) 235,4 (124,0/124,5)
29. Stefan Hula (POL) 231,3 (127,0/122,0)
30. Piotr Zyla (POL) 230,5 (127,0/124,5)
Endstand der 61. Vierschanzen-Tournee
1. Gregor Schlierenzauer (AUT) 1.100,2 Punkte
2. Anders Jacobsen (NOR) 1.087,2
3. Tom Hilde (NOR) 1.029,2
4. Kamil Stoch (POL) 1.027,2
5. Anders Bardal (NOR) 1.026,8
6. Michael Neumayer (GER) 996,7
7. Dimitirj Wassiljew (RUS) 994,8
8. Peter Prevc (SLO) 989,9
9. Andreas Wellinger (GER) 988,7
10. Martin Schmitt (GER) 980,8.
15. Andreas Kofler (AUT) 848,5
16. Thomas Morgenstern (AUT) 847,7
17. Wolfgang Loitzl (AUT) 846,3
25. Manuel Fettner (AUT) 741,2
28. Michael Hayböck (AUT) 706,8
32. Martin Koch (AUT) 697,8
40. Stefan Kraft (AUT) 480,2
Tourneesieg als weiterer Meilenstein
Die große Karriere war Gregor Schlierenzauer vorgezeichnet. Der Stubaier galt schon als junger Stams-Schüler als Ausnahmetalent und er wurde den Vorschusslorbeeren vollauf gerecht. Dank perfekter körperlicher Voraussetzungen, technischer Fertigkeiten, einem ausgeprägtem Fluggefühl und optimalem Umfeld ist er als 23-Jähriger (geboren am 7. 1. 1990) allen Materialänderungen zum Trotz auf dem Weg zum erfolgreichsten Skispringer. Zur “Ikone”, wie er selbst einmal gesagt hat. Am Dreikönigstag setzte er mit dem zweiten Gesamtsieg in der Vierschanzen-Tournee einen weiteren Meilenstein.
Der Tiroler aus dem Stubaital hat sich als Persönlichkeit stets weiterentwickelt und trotz seiner sportlichen Höhenflüge die Bodenhaftung nie verloren. Mittlerweile hat Schlierenzauer seine frühere Verbissenheit abgelegt. “Man wird erwachsener und routinierter. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, sowohl positive, als auch negative. Wenn man so gewaltige Erfolge hat wie ich, ist man irgendwie schon sehr gelassen”, sagte er vor der Tournee.
Schon zahlreiche Titel
Als Neunjähriger hatte Schlierenzauer dem Skispringen den Vorzug vor dem Fußball gegeben, seit 2006 sammelt er Siege, Titel und Medaillen. Bei acht Großereignissen in Serie hat er stets zumindest eine Goldene geholt, war Junioren-Weltmeister 2006, Skiflug-Weltmeister 2008 und Großschanzen-Champion in Oslo 2011, nur zwei Monate nach einer Knieverletzung.
Dazu gelangen ab der Premierensaison Weltcupsiege fast am laufenden Band – der erste im dritten Bewerb am 3. 12. 2006 in Lillehammer, die Rekordzahl von 13 in der Saison 2008/09 (Weltcup-Gesamtsieg) – auf bisher 20 verschiedenen Schanzen. Auf vielen hält er auch den Weitenrekord. Bei exakt der Hälfte seiner Starts im Weltcup stand er auf dem Podest.
Schon bald könnte er die Bestmarke von 46 Erfolgen von Matti Nykänen erreichen. Den Finnen zu übertrumpfen und Einzel-Olympiagold in Sotschi 2014 zu erobern – das sind die verbleibenden Ziele des Ausnahmekönners. “Ich glaube, dass ich mir die stecken darf”, sagte Schlierenzauer.
Umgang mit Materialänderungen
Dabei kamen ihm Regeländerungen und Materialentwicklungen keineswegs entgegen. Der gekrümmte Bindungsstab, mit dem Simon Ammann 2010 zum zweifachen Olympiasieg flog, reduzierte einen Vorteil, den ihm sein Körperbau gegeben hatte. Schlierenzauer konterte allerdings 2011, als er als einziger Springer mit der “überholten” Bandbindung den WM-Titel eroberte.
Zuletzt meisterte der Perfektionist auch die Herausforderung der engeren Anzüge. “Das ist mein großer Vorteil, dass ich die Stärken nicht nur in der Luft habe, sondern auch beim Absprung”, betonte Schlierenzauer. Er setzt seit zweieinhalb Jahren auf die Zusammenarbeit mit seinem Jugendtrainer Markus Maurberger im ÖSV-Stützpunkt Innsbruck, tüftelt mit ihm als akribischer Arbeiter stets auch beim Material.
Wichtig war es ihm, nach dem Schulabschluss eine sinnvolle Betätigung neben dem Skispringen zu finden. “Ich bin ein Typ, der 24 Stunden nachdenkt, wie man einen halben Meter weiter springen kann. Daher habe ich mir etwas Anderes gesucht”, sagte er vor der Saison 2011/12. Er betätigte sich als Mode-Designer und kreierte eine eigene Linie. Dass er mit offenen Augen durch die Welt geht, hilft ihm bei seinem großen Hobby, der Fotografie.
Schlierenzauer der Familienmensch
Als Familienmensch nützt Schlierenzauer so oft wie möglich die Möglichkeit des Rückzugs in sein “Nest” in Fulpmes. “Dann genieße ich es, einfach abzuschalten. Ich mache das, was mir wieder Kraft gibt. Ich bin ein eher ruhiger Typ, der nicht bei jeder Party dabei ist”, sagte der 1,80 m große und 65 kg leichte Athlet in einem APA-Interview. Freundin Sandra ist auch bei Wettkämpfen oft an seiner Seite. Er genieße jedoch auch den Trubel um seine Person, sagte Schlierenzauer. “Das ist wirklich ein Privileg, was ich erleben darf. Das Größte ist es aber, innerlich zufrieden zu sein.”
Dank seiner Erfolge hat Schlierenzauer schon in jungen Jahren ausgesorgt. Rund 1,3 Millionen Euro hat er an Preisgeld verdient, dazu kommen Prämien seines Sponsors Red Bull sowie von Team-Sponsoren und Ausrüstern. Mit finanziellen Dingen beschäftige er sich aber nicht, beteuert er. “Mein Onkel Markus Prock (auch sein Manager, Anm.) und mein Papa machen das sehr gut. Ich wüsste auch gar nicht, was ich auf dem Konto habe.”
Traum vom eigenen Haus
Natürlich sei es schön, finanziell unabhängig zu sein, aber nicht das Nonplusultra. Sein Traum sei es, ein eigenes Haus und Kinder zu haben, verriet das aktuelle Aushängeschild der Nordischen im ÖSV.
“Bei Schlierenzauer trifft vieles sehr positiv zusammen”, weiß Toni Innauer. “Seine Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln hat nicht gelitten unter den großen Erfolgen. Das ist fast einzigartig”, analysierte der frühere ÖSV-Sportdirektor.
Dass er sich in dieser Form entwickeln konnte, liege auch an der Kultur – in Stams und im familiären Umfeld. Schlierenzauers Onkel und Manager Markus Prock ist als zehnfacher Rodel-Weltcupsieger im Spitzensport fest verankert. “Man hat viel Erfahrung mit jugendlichen Überfliegern”, betonte Innauer, “ich glaube nicht, dass das in dieser Form in einem anderen Land möglich gewesen wäre.”
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