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Schicksalsflug QZ8501: Nach Absturz von Air-Asia-Maschine keine Hoffnung auf Überlebende

Trümmer von vermisstem Air-Asia-Flugzeug gefunden - keine Hoffnung auf Überlebende.
Trümmer von vermisstem Air-Asia-Flugzeug gefunden - keine Hoffnung auf Überlebende. ©EPA
Die vor Indonesien entdeckten Wrackteile gehören zu der vermissten AirAsia-Maschine. Das Flugzeug ist abgestürzt, von den 162 Menschen an Bord hat wohl niemand überlebt. Für die Angehörigen sind es unerträgliche Bilder: Leichen und Wrackteile treiben an der Absturzstelle im Meer. Jetzt beginnt die Ursachenforschung. Wieso hat der Pilot nie einen Notruf abgesetzt?
Familie verpasst Abflug
Ölspur entdeckt

Gegen alle Vernunft hatten sie gehofft, bis zuletzt. Die Angehörigen der 162 Menschen an Bord der AirAsia-Maschine glaubten noch an ein Wunder. “Papa, komm heim, wir brauchen dich noch”, twitterte die Tochter von Pilot Iriyanto, noch Stunden bevor das Schreckliche zur Gewissheit wird.

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Der Fund der Wrackteile holt sie und alle anderen aus einem schrecklichen Albtraum in eine noch schlimmere Realität: Ihre Lieben sind tot, umgekommen bei einem Flugzeugabsturz, dessen Ursache völlig im Dunkeln liegt.

Mittags gegen ein Uhr Ortszeit, die Suche nach dem verschwundenen Airbus A320 läuft am Dienstag schon den dritten Tag auf Hochtouren. Leutnant Tri Wibowo ist mit einer Hercules C-130 unterwegs, die Besatzung starrt wie in den Vortagen angestrengt aufs Wasser. Da kommt plötzlich ein orangefarbenes Objekt ins Blickfeld. Kurz darauf etwas weißes, und dann ein Mensch.

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“Drei Leichen hielten sich noch an den Händen”

Wibowo stockt der Atem. Er denkt, da winkt jemand zum Flugzeug rauf, wie er dem Nachrichtenportal Kompas.com später sagte. Bei näherem Überflug wird aber klar: Es handelt sich um eine Leiche. Kurze Zeit später habe er weitere Leichen entdeckt, erzählte er. “Drei haben sich noch an den Händen gehalten”, sagte er nach Angaben von Kompas.

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Entsetzen, Schock und Trauer bei den Angehörigen

Die Angehörigen verfolgen die Entdeckung der Wrackteile und Leichen am Flughafen von Surabaya live im Fernsehen. Sie sind in einem Aufenthaltsraum abgeschirmt, aber ihre Schreie und Klagerufe hallen durch das Gebäude, wie Reporter berichteten. Die Menschen, die am Morgen dort noch still mit einem Imam gebetet haben, können ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten. Eine Frau wird bewusstlos und auf einer Krankentrage hinausgebracht. Seelsorger und Psychologen sind vor Ort. Aber es gibt kein tröstendes Wort, das den Schmerz in diesen Minuten lindert.

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Luftwaffe entdeckt Trümmerfeld und Leichen

Mehr als zwei Tage nach dem Absturz also die traurige Gewissheit: Das seit Sonntag vermisste AirAsia-Flugzeug ist mit 162 Menschen an Bord vor Borneo ins Meer gestürzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass alle Insassen ums Leben gekommen sind. Die Luftwaffe fand am Dienstag ein großes Trümmerfeld und Leichen, nur zehn Kilometer von der Stelle entfernt, wo der Radarkontakt mit dem Airbus A320 abgebrochen war. Der Leiter der Rettungskräfte und die Fluggesellschaft bestätigten am Abend, dass die gefundenen Teile zu der Maschine gehörten. Flug QZ8501 war am Sonntagmorgen zwischen Surabaya in Indonesien und Singapur vom Radar verschwunden.

Erste Leichen geborgen

Die Luftwaffe hatte am Dienstagmittag die ersten Wrackteile im Meer vor der Südküste Borneos entdeckt, darunter etwas, das wie eine Notrutsche aussah, und mögliche Teile einer Flugzeugtür. Kurz darauf wurden Leichen gesichtet. Spezialisten seilten sich von Hubschraubern ab, um die Toten zu bergen. Die geborgenen Leichen sollen alle zur Identifizierung nach Surabaya geflogen erden, sagte ein Sprecher der Luftwaffe.

Das Trümmerfeld liegt etwa 185 Kilometer südwestlich von Pangkalan Bun. Dies sei nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, wo die Maschine zuletzt auf dem Radar gesehen wurde, sagte Luftwaffenkommandant Dwi Putranto. Schiffe waren in der Region unterwegs, um die Trümmerteile an Bord zu nehmen.

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“Es tut uns leid, dass wir unter so tragischen Umständen zusammenkommen”, sagte Sunu Widyatmoko, Chef der AirAsia Indonesia. “Unser Mitgefühle gilt den Familien und Freunden der Menschen an Bord von QZ8501”. “Ich bin am Boden zerstört”, sagte der Chef der AirAsia-Gruppe, Tony Fernandes. Indonesiens Präsident Joko Widodo sagte: “Mein Mitgefühl gilt den Familien der Passagiere und Besatzungsmitglieder, ich fühle mit ihnen.” Er fügte hinzu: “Höchste Priorität hat die Bergung der Opfer, wir wollen das so schnell wie möglich abschließen.” Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach ihr Beileid aus. “Ich möchte Sie meiner großen Anteilnahme und meines tiefen Mitgefühls versichern”, schrieb sie in einem Kondolenztelegramm an den indonesischen Präsidenten.

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Absturzursache bleibt ein Rätsel – Suche nach Blackbox

Fast drei Tage haben die Ermittler sich darauf konzentriert, das Wrack zu finden. Nun beginnen die schwierigen Ermittlungen zur Unglücksursache. Ingenieure von Airbus sind vor Ort, um zu helfen. Als erstes müssen die Blackboxen geborgen werden, die die Gespräche im Cockpit und technische Daten der Maschine aufzeichnen. Sie sind so robust gebaut, dass sie Abstürze intakt überstehen und auch im Wasser unversehrt bleiben. Sie zu finden dürfte kein Problem sein, sagte Meeresforscher Erik van Sebille.

“Das Wasser ist dort nur 40 bis 50 Meter tief, da können Taucher eingesetzt werden”, sagte er dem Sender BBC. Die Blackboxen sind auch mit Unterwasser-Ortungsbaken ausgestattet. In relativ seichtem Wasser sind keine Schiffe mit Schleppsonden nötig, um die Signale aufzufangen. Sie können auch an der Wasseroberfläche “gehört” werden.

Auf diese Boxen und ihr Material setzen die Ermittler ihre Hoffnungen, denn bislang ist die Absturzursache ein großes Rätsel. Der Pilot hatte zwar kurz vor dem Abbruch des Radarkontakts eine Gewitterfront gemeldet und eine Kursänderung beantragt. Gewitter sind aber eigentlich keine Gefahr für Flugzeuge. In unmittelbarer Nähe waren nach Angaben der Flugsicherung zu dem Zeitpunkt sechs andere Maschinen. Keine habe eine Kursänderung beantragt.

Hoffnung der Ermittler liegt auf Blackboxen (im Bild) und ihrem Material. EPA
Hoffnung der Ermittler liegt auf Blackboxen (im Bild) und ihrem Material. EPA ©Hoffnung der Ermittler liegt auf den Blackboxen (im Bild) und ihrem Material. EPA

Pilot bat um Kursänderung – kein Notruf

Der Pilot Iriyanto, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt, war ein erfahrener Mann. “Er flog früher Kampfjets”, sagte der Leiter der Rettungskräfte, Bambang Sulistyo. Dann wechselte er den Angaben zufolge in die zivile Luftfahrt und flog seit 2008 für AirAsia, eine Airline, die seit dem kommerziellen Start 2001 keinen Unfall hatte.

Der Pilot des Airbus A320 hatte eine Gewitterfront gemeldet und um Kursänderung gebeten, aber keinen Notruf abgesetzt, bevor der Radarkontakt abbrach. Gewitter sind in dieser Jahreszeit üblich in der Region, sie sind normalerweise keine Gefahr für Flugzeuge. Mindestens sechs weitere Maschinen waren in unmittelbarer Nähe und flogen ohne Probleme zu ihren Zielen.

Ermittler legten zudem Details der letzten Kommunikation mit dem Piloten vor. Danach bat der Kapitän um 06.12 Uhr um eine Kursänderung nach links, um einen Sturm zu umfliegen. Dies sei genehmigt worden, und die Maschine sei sieben Meilen nach links geflogen, berichtete die “Jakarta Post” unter Berufung auf den Sicherheitsdirektor der Flugsicherung “AirNav Indonesia”, Wisnu Darjono.

“38.000 Fuß”: Die letzten Worte des Piloten

Kurz darauf habe der Pilot um Genehmigung gebeten, höher zu fliegen. “Wie hoch?”, fragten die Fluglotsen nach diesen Angaben. “38 000 Fuß”, seien die letzten Worte des Piloten gewesen. Dies wurde wegen hohen Verkehrsaufkommens nicht sofort genehmigt. Als die Genehmigung zu einer Steigung auf zunächst 34 000 Fuß um 06.14 Uhr übermittelt wurde, habe Flug QZ8501 nicht mehr geantwortet. Warum hat Kapitän Iriyanto keinen Notruf abgesetzt? Was auch immer an Bord passiert ist – es muss schnell und katastrophal gewesen sein. (dpa/APA/ red)

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