Im Internet rufen sie seit Wochen zu einer Abstimmung auf: “Soll dieses Schaf getötet werden?” Dazu läuft ein Video, in dem das Fallbeil unzählige Male auf die Richtbank kracht. An diesem Donnerstag, (17. Mai), läuft die Abstimmungsfrist ab.
Künstlern mit Mord gedroht
Das Experiment, wie Iman Rezai und Rouven Materne ihre Aktion nennen, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Bei der Berliner Justiz gingen acht Strafanzeigen ein, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Im Internet brach eine Debatte über die Freiheit der Kunst und den Wert des Lebens los. Und die Künstler bekommen eigenen Angaben zufolge Briefe mit Morddrohungen unter die Tür geschoben.
Der Hype führte dazu, dass ein privater Sammler aus den USA bereit war, für “Die Guillotine” der beiden bisher weitgehend unbekannten Studenten umgerechnet 1,75 Mio. Euro auf den Tisch zu legen. So jedenfalls berichtet es die zuständige Künstleragentur. Einen Beleg dafür gibt es nicht. Aber angesichts der Wahnwitzigkeiten auf dem Kunstmarkt passt auch eine solche Kapriole ins Bild.
Die unversehens zu Reichtum gekommenen Urheber, Meisterschüler der Berliner Universität der Künste, zeigen sich von dem Wirbel überrascht. “Wir haben schon gedacht, dass es in Deutschland vielleicht ein bisschen knallt, aber mit der internationalen Resonanz haben wir nicht gerechnet”, sagt Rezai in einem Gespräch mit der dpa.
Uni Berlin: Grenzen der Kunst überschritten
Mit ihrem Experiment wollen die Künstler die Demokratie auf die Probe stellen. “Die Auswirkungen unserer “demokratischen” Entscheidungen sind uns längst nicht mehr bewusst”, sagt Rezai. “Es wird permanent im Namen der Demokratie, des Friedens und der Menschenrechte die eigene sowie die Freiheit anderer beschnitten.”
Die Universität distanziert sich von der Aktion. “In jeder Hinsicht selbstverständlich ist, dass Kunst ihre Grenze dort findet, wo Lebewesen Schaden nehmen”, betont Präsident Martin Rennert. Neu sind solche Grenzgänge allerdings nicht. Auch Theaterrebell Christoph Schlingensief hielt einem Huhn einst das Messer an die Kehle. Und erst kürzlich wurde einer Berliner Künstlerin gerichtlich verboten, in einer “Performance” zwei Hundewelpen zu erdrosseln.
Demokratische Entscheidung Schaf Norberts Tod
Was dem puscheligen Schaf “Norbert” nun dräut, ist offen. “Wenn die Leute demokratisch wollen, dass ein Schaf hingerichtet wird, dann muss es auch hingerichtet werden”, sagt Rezai. “Deshalb haben wir die Guillotine so gebaut, dass sie funktioniert.”
Das knallbunt lackierte Holzgestell mit der 40 Kilo schweren Klinge darf, so die Künstler, trotz des Verkaufs bis zum Ende der Abstimmungsfrist in Deutschland bleiben. Wie Schaf Norbert ist die Tötungsmaschine aber an einem geheim gehaltenen Ort.
Bis Wochenbeginn waren im Internet mehr als 3,7 Millionen Stimmen abgegeben worden – wobei die Teilnehmer auch mehrmals votieren können. Etwa 57 Prozent sprachen sich gegen die Hinrichtung aus, immerhin 43 Prozent dafür. Erst am Freitag wollen die Künstler Auskunft über ihre Schlussfolgerungen geben.
(APA)
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